Horst Janssen (1929-95) gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Außenseiter und Genie in der Kunst, ein Zeichner par excellence, der in kein gängiges Schema passt und ein unüberschaubares Œuvre hinterließ. Ein Anachronist und "zeitlos agierender Souverän" (Heinz Spielmann), der unnachgiebig auf der Suche nach sich selbst war. Eine schillernde, zerrissene, exzentrische Persönlichkeit, die ihren Ausdruck in einzigartigen Zeichnungen und Grafiken fand.
Die Ausstellung präsentiert über 100 Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle aus dem Fundus der Galerie Bockstedt in Hamburg. Anhand ausgewählter repräsentativer Beispiele und signifikanter Einzelstücke aus dem Schaffenszeitraum von 1970 bis zum Spätwerk werden die hauptsächlichen Themen, Motive und Werkgruppen Horst Janssens vorgestellt.
»Ich arbeite in >Schüben<. Zwar zeichne ich täglich, kritzele auch im Schlaf, aber irgendwann fängt ES an, sich auf ein >Thema< hinzudrängeln. Das ist dann der Punkt: nun zeichne oder radiere ich aus dem ganzen Sammelsurium >Welt< - zuerst mir unmerklich, dann glückhaft bewusst - auf eine kleine, geschlossene Welt zu = auf ein >Thema< hin: Bäume, Erotica, Maske oder Hieroglyphe etc. Und hab' ich's dann zu fassen, geht's in den Schub - in die Suite rein.
Nur in der Serie, in der untrennbaren Aufeinanderfolge der Wechselbilder und Variationen zum selben Thema kann ich aus dem Initial heraus hochsteigen, um dann den Scheitelpunkt der Kurve zu erfahren, indem ich irgendwann in der Folge abflache und ermüde. Erst durch die Erfahrung des Ermüdens und der Schwäche ist mir rückblickend erkennbar, dass das Thema ausgereizt ist, dass meine Lust in dieser Sache dahin ist. In solcher >Verfahrensweise< liegt mein eigentliches Glücksempfinden verborgen - was die Zeichnerei betrifft.« Horst Janssen, 3.2.1991
Vernissage: Samstag, 14. Juni 2008 um 16.00 Uhr