Die Organisationen fordern darin von der jetzigen und der künftigen Bundesregierung wirksame Maßnahmen, um die Verwendung dieser gefährlichen Chemikalien einzuschränken und bestenfalls zu verbieten, mehr Engagement Deutschlands auf europäischer und internationaler Ebene und mehr Transparenz. Das Thema ist kaum präsent in Deutschland, kritisieren die Autor*innen. Es bedürfe daher eines umfassenden Informationskonzeptes für die Bevölkerung, um aufzuzeigen, wie im Alltag der Kontakt mit EDCs vermieden werden kann. Dies ist umso wichtiger, weil derzeit noch gesetzliche Regulierungen fehlen, die einen sicheren Schutz vor diesen gefährlichen Stoffen bieten. EDCs finden sich in vielen Produkten aus Plastik, in Kosmetik, Textilien, Spielzeug, als Rückstände endokriner Pestizide in Lebensmitteln, in Biozidprodukten und vielem mehr, meist ohne Wissen der Verbraucher*innen.
Ausgerechnet die Verwundbarsten unserer Gesellschaft tragen die höchsten Risiken, denn bereits im Mutterleib können kleinste Mengen an EDCs das Hormonsystem und damit hochempfindliche Prozesse der Organ- und Hirnentwicklung stören. Wissenschaftler*innen fordern seit langem stärkere Aufklärungsmaßnahmen und strikte Anwendungsverbote, um die Belastungen für Mensch und Umwelt mit EDCs zu reduzieren.
„Wir brauchen einen ganzen Strauß an Maßnahmen.“, sagt Alexandra Caterbow, Co-Direktorin von HEJSupport. „Während die neue EU-Chemikalienstrategie Hormongiften eine hohe Priorität einräumt und andere Mitgliedsstaaten bereits Aktionspläne auflegen, schweigt die jetzige Bundesregierung zu diesem Problem. Mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst laden wir Nichtregierungsorganisationen, Experten und alle Interessierten ein, über die Aktions-Website die Forderungen für einen besseren Schutz vor EDCs zu unterstützen.“
„Es gibt große Transparenzdefizite“, kritisiert Susanne Smolka vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany). „Wir fordern eine Kennzeichnung und Gefahrenhinweise für Produkte, die EDCs als Inhaltsstoffe oder Rückstände enthalten, eine für alle zugängliche Liste identifizierter und verdächtiger EDCs und endlich die konsequente Umsetzung der im Pestizid- und Biozidrecht festgeschriebenen Verwendungsverbote für EDCs.“
„Besonders Schwangere und Kinder sind durch hormonschädliche Chemikalien gefährdet,” betont Johanna Hausmann von WECF, Women Engage for a Common Future. „Das Fehlen dringend nötiger politscher Maßnahmen und der offensichtliche Schutz der Interessen einer starken Chemieindustrie gefährden die Gesundheit jetziger und künftiger Generationen. Hier kann die Politik nicht tatenlos zusehen. Sie hat eine Verantwortung für ihre Bürger*innen, die sie erfüllen muss “.
Es gibt keinen wissenschaftlichen Zweifel. EDCs können dazu beitragen, dass Menschen und Tiere im Laufe ihres Lebens schwerwiegend erkranken. Unfruchtbarkeit, Verhaltensstörungen, verminderte Intelligenz, Brust- und Hodenkrebs oder Diabetes sind nur einige Gesundheitsschäden, die Wissenschaftler*innen mit EDCs in Zusammenhang bringen.
Kontakt
Alexandra Caterbow, HEJSupport: alexandra.caterbow@hej-support.org, 0179 5244994
Susanne Smolka, PAN Germany: susanne.smolka@pan-germany.org, 040 399 19 10-24
Johanna Hausmann, WECF: johanna.hausmann@wecf-consultant.org, 0173 8010040
Informationen
Sie finden die gemeinsame Aktions-Website „Hormongifte stoppen“ und das Forderungspapier hier: https://hej-support.org/hormongifte-stoppen/
Hintergrundpapier zu EDCs von HEJ Support, PAN Germany und WECF: https://pan-germany.org/download/gemeinsames-hintergrundpapier-endokrine-disruptoren/
Veranstaltungshinweis: Am kommenden Mittwoch, den 28.04.2021 von 12:30 bis 13:15 Uhr werden die Initiatorinnen die Forderungen im Rahmen der Chemiepolitischen Mittagstalks vorstellen, die das Bündnis „Für das Recht auf eine Giftfreie Zukunft“ von April bis Juni 2021 veranstaltet. Mehr dazu finden Sie hier: https://www.giftfreie-zukunft.org/aktuell/chemiepolitische-mittagstalks
HEJSupport, PAN Germany und WECF gehören zu den mehr als 70 Umwelt-, Gesundheit-, Frauen- und Verbraucherverbänden der EDC Free Europe Allianz, die ambitionierte und konkrete Maßnahmen gegen Hormongifte in ihren Mitgliedstaaten und auf EU-Ebene fordern. Die Forderungen wurden von 10 deutschen NGOs als Erstunterzeichner unterstützt.