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Pfahlbaumuseum Unteruhldingen Bodensee Strandpromenade 6 88690 Unteruhldingen, Deutschland http://www.pfahlbauten.de
Ansprechpartner:in Herr Dr. Matthias Baumhauer +49 7556 928900

Neues Konzept für das älteste Naturschutzgebiet am Bodensee?

Treffen der Freien Wähler im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

(lifePR) (Unteruhldingen, )
Zum Abschluss der Ausstellung der Bodenseestiftung "Auewälder am Bodensee", die vom 18. März bis zum 1. Mai in den Räumen des Unteruhldinger Museums von über 24 000 Besuchern wahrgenommen werden konnte, luden die Freien Wähler Uhldingen-Mühlhofen in die Pfahlbauten von Unteruhldingen ein.

Zusammen mit den Vertreter aus Naturschutz, der Bodenseestiftung und dem Museum konnte die Geschichte und die mögliche Zukunft des ältesten Naturschutzgebietes "Seefelder Aachniederung" - das bereits 1926 von Amtsbezirksvorstand Hermann Levinger (Überlingen) und Bürgermeister Georg Sulger (Unteruhldingen) ins Leben gerufen worden war - vor Ort ausführlich erläutert werden. Alfred Boonekamp, Vorsitzender der Freien Wähler, begrüßte zunächst die anwesenden Bürgermeister Simon Blümcke (Hagnau), Edgar Lamm und Alt-Bürgermeister Ralph Bürk (beide Uhldingen-Mühlhofen) und die geladenen Gemeindevertreter aus Daisendorf, Meersburg, Überlingen, Stetten und Hagnau (Bild). Museumsdirektor Dr. Gunter Schöbel führte anschließend vor der Kulisse der Pfahlbauten in die Geschichte der Kulturlandschaft am Bodensee seit der letzten Eiszeit bis in die jüngste Vergangenheit ein. Er betonte, dass die letzten 10 000 Jahre in einem geologisch jungen Gelände stets von tiefgreifenden Veränderungen geprägt waren und so nicht nur die Flussbegradigungen und die Verbandskläranlage 1972, sondern auch der Orkan vom Mai 2009 massive Spuren im Schutzgebiet hinterlassen habe, die nicht ohne weiteres wieder ungeschehen gemacht werden könnten. Große Anstrengungen seien nötig, um den Gedanken der Altvorderen, die Uferlandschaft zwischen Überlingen und Meersburg für zukünftige Generationen zu schützen, auch weiterhin bestehen lassen zu können.

Dr. Markus Peitinger von der Bodenseestiftung nahm den Ball auf und erklärte, assistiert von der Naturschutzbeauftragten des Bodenseekreises Frau Priska Krumscheid-Plankert die neuen Pläne der Bodenseestiftung im Rahmen eines Life-EU-Antrages, die neben Flächen im Eriskircher Ried auch solche an der Stockacher Aach, der Bregenzer Aache und an der Seefelder Aach am Bodensee berücksichtigen sollen. Die Wiederanpflanzung von Auewald, die Gestaltung natürlicher Flussläufe und eine Erweiterung der Schutzflächen ständen im Programm. Mit einer Realisierung sei bei Zusage aus Brüssel in zwei bis drei Jahren zu rechnen. Speziell in Uhldingen-Mühlhofen im Schutzgebiet sei die Wiederanpflanzung von Auewald und die Rückgewinnung natürlicher Flussschlingen der Aach beabsichtigt.

Kontrovers konnte auf einem Geländerundgang die alte Diskussion des nötigen Zukunftskonzeptes für das Schutzgebiet zwischen den Verfechtern einer Kulturlandschaft mit Schilfgebiet und Silberweiden und den Stimmen geführt werden, die jede Veränderung im Gebiet selbst ablehnen. Für den Außen Stehenden war es interessant zu hören, dass der Schutzzweck einer Kulturlandschaft über die Jahrhunderte nur mit der helfenden Hand des Menschen zu erhalten sei. Japanisches Springkraut, durch den Orkan 2009 mit Windgeschwindigkeiten über 150km/h geköpfte Zukunftsbäume im Ried und die immer kleiner werdenden Schilf- und Röhrichtflächen und die fortschreitenden Austrocknungen im Ried sollten stärker bedacht werden, so die Kulturschutzvertreter. Die Natur hilft sich selber, Totholz ist für Spechte und Insekten und Käfer enorm wichtig, jegliche Beeinträchtigung muss im Gebiet verhindert werden, es gibt nur wenig geschützte Flächen am See, so die Verantwortlichen des Naturschutzes.

Versöhnlich, aber mit nicht weniger hitzigen Gesprächen um Biomonokulturen und Biodiversität, Sukzession und intensivere Pflege verlief der weitere Abend. Die Sonderausstellung zum Auewald am Bodensee -das eigentliche Thema- war durch eine ergänzende Ausstellung anhand historischer Karten und Fotografien der letzten 120 Jahre seitens des Pfahlbaumuseums erweitert worden. Der Vergleich zwischen geschichtlicher Entwicklung und aktueller Situation ließen bei allen Teilnehmern die Erkenntnis reifen, dass bei der Konzeption zwischen den örtlichen Kräften und den Naturschutzbehörden bis hinauf in das zuständige Regierungspräsidium Tübingen zukünftig noch stärker zusammengearbeitet werden müsste. Ein Anfang sei gemacht. Gerade die starken Veränderungen am Ufer benötigten neue Konzepte, um die Landschaft auch zukünftigen Generationen erhalten zu können. Die Bewusstseinsbildung über das Schützenswerte sollte -so klang es unisono- über alle Parteigrenzen hinweg fortgesetzt werden. Für die Möglichkeit eines direkten und durch Spezialisten erstmals vor Ort vermittelten Einblickes in das Naturschutzgebiet dankten abschließend alle Anwesenden noch einmal den Referenten und den Veranstaltern. Mit einem typischen regionalen Vesper endete die Finissage der Auewald Ausstellung in Unteruhldingen, die am nächsten Morgen in das Inatura in Dornbirn, den nächsten Ausstellungsort gefahren wurde, wo sie noch bis zum 30. Mai zu besichtigen ist.


Bildunterschrift:

Bild 1: Alfred Boonekamp (1.v.r ) , Freie Wähler Uhldingen-Mühlhofen begrüßt Bürgermeister Simon Blümcke (Hagnau) (1.v.l.), Edgar Lamm (Uhldingen-Mühlhofen) (7.v.l.), Altbürgermeister Ralph Bürk (Uhldingen-Mühlhofen) (2.v.l) , Dr. Markus Peintinger (2.v.r.), Frau Priska Krumscheid-Plankert (3.v.r.) und die interessierte Öffentlichkeit im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

Foto: Pfahlbaumuseum/Schöbel
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