Die Rebenentwicklung in der Pfalz startete sehr früh. Der Riesling trieb in Neustadt bereits am 11. April aus, zwölf Tage vor dem langjährigen Mittel. Minustemperaturen in den frühen Morgenstunden Anfang Mai ließen auf etwa 5.000 Hektar Rebfläche die jungen Triebe absterben. Erst mit einer gewissen Verzögerung trieb ein Teil der Rebstöcke erneut aus. Dabei waren - mit Ausnahme dieser folgenreichen Frostnacht - die Monate April und Mai fast sommerlich warm und sorgten für eine sehr frühe Rebblüte. Die Rieslingblüte am 25. Mai lag beim Diestleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt drei Wochen vor dem langjährigen Mittel. Der überdurchschnittlich warme Juni begünstigte die Entwicklung weiter, ergiebige Regenfälle im Juli und August sorgten für eine gute Wasserversorgung der Rebstöcke. Der Herbst startete nach Hagelschlag Ende August erst blitzartig und verlief danach über vier Wochen bis fünf Wochen ohne große Hektik. Das ruhige Spätsommerwetter ermöglichte eine selektive Lese, so konnte hoch reifes und gesundes Lesegut eingebracht werden. Zur Freude der Winzer reiften auch in vielen frostgeschädigten Weinbergen die nachgetriebenen Trauben noch aus und erzielten unerwartet hohe Mostgewichte.
So kam bis zum Ende der Haupternte wesentlich mehr Most in die Keller als im Frühjahr und Sommer erwartet. Die vom DLR ermittelten durchschnittlichen Mostgewichte lagen überwiegend im Prädikatsweinbereich, Weißburgunder bei 90°, Riesling, Silvaner und Grauburgunder bei 85° und Müller-Thurgau bei 74°. Von seinem Vorgänger unterscheidet sich der Jahrgang 2011 vor allem durch seinen moderaten Säuregehalt. Daher probieren sich die ersten Jungweine nicht nur äußerst fruchtig, sondern auch vollmundig und gut entwickelt. "Die Rotweine sind dank des frühzeitigen Reifebeginns sehr farbintensiv, überzeugen mit dichten Tanninen und lassen eine weit überdurchschnittliche Qualität und hohe Genussfreude erwarten, freut sich Weinexperte Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinpfalz.
Die guten Erträge in den nicht vom Frost geschädigten Weinbergen kompensierten in etwa die durch Frost bedingten Ertragsausfälle. Die Weinernte erreicht in der Pfalz fast die im 10-Jahres-Vergleich übliche Menge von 2,3 Millionen Hektoliter. Dies sorgt für eine Entspannung auf dem Weinmarkt, nachdem in den letzten Monaten durch die kleine 2010er Ernte einzelne Lieferengpässe aufgetreten waren. Stabile Preise auf dem Fassweinmarkt deuten darauf hin, dass das in diesem Jahr leicht angestiegene Preisniveau für Pfälzer Wein gehalten werden kann.
Beim Weinabsatz über den Lebensmittelhandel einschließlich Discount hält die Pfalz nach Erhebungen der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 2011 einen mengenmäßigen Anteil von 30 Prozent und liegt auch beim Einkaufswert innerhalb der deutschen Weinbaugebiete auf Platz Eins. Die ausreichend große Pfälzer Weinernte 2011 bietet laut Schrank für die pfälzische Weinwirtschaft die Chance, ihren Marktanteil noch weiter zu erhöhen.