Der Spätburgunder oder »Pinot noir« zählt zu den edelsten Rebsorten überhaupt. Seine Namen sind vielfältig (Klebrot, Clevner oder Clävner heißt er beispielsweise östlich des Rheins), auch sonst erweist sich die Sorte als wahrer Tausendsassa. Ob als frischer Weißherbst, als jugendlicher Rotwein mit bestechender Fruchtigkeit, als entwickelter Rotwein mit zarter Säure, als gereifter Barrique-Wein mit dezenten Vanille-Tönen oder als rassiger Rotsekt - der Spätburgunder zeigt dem Weinfreund viele Gesichter. Gerade in Anbaugebieten mit gemäßigten Klima fühlt sich die Rebe, die zu den ältesten Kulturreben der Menschheit zählt und über Burgund und den Bodensee ins Rheintal kam, besonders wohl.
In der Pfalz wird aller Wahrscheinlichkeit nach schon seit dem 16. Jahrhundert Spätburgunder angebaut, gerade in den vergangenen zehn Jahren ist die Anbaufläche rasch gewachsen: von 489 Hektar im Jahr 1989 auf 850 Hektar 1997 auf 1584 Hektar 2008. Sieben Prozent der Pfälzer Rebfläche sind damit mit Spätburgunder bestockt.
Der Siegeszug des Spätburgunders liegt nicht nur an der beschriebenen Vielseitigkeit der Sorte und dem allgemeinen Rotweinboom, sondern auch an seiner relativ unproblematischen Natur. Dabei hatte es vor einigen Jahrzehnten gar nicht so gut gestanden um die Sorte, deren Name nicht nur an die Herkunft aus der Burgunder-Familie, sondern auch an den späten Lesezeitpunkt erinnert. Denn mit dem Aufkommen erst des Portugiesers, später des Dornfelders war dem Grandsigneur der Pfälzer Rotwein-Fraktion ernsthafte Konkurrenz entstanden. Von diesem Dreigestirn am Pfälzer Rotweinhimmel ist der Spätburgunder zwar flächenmäßig der kleinste - doch als Synonym für Spitzenqualität leuchtet sein Stern besonders hell.