Nach einem recht milden Winter und einem Frühjahrsbeginn mit nur vereinzelten Frostschäden setzte Ende April eine extreme Regenperiode ein, die die Monate Mai und Juni prägte. Selbst ältere Winzer konnten sich nicht an eine derart anhaltend feuchte Wetterphase erinnern, in welcher das Laub aufgrund wiederkehrender Niederschläge kaum abtrocknen konnte und die Weinberge teilweise über Tage nicht befahren werden konnten. Als Folge dieser Extremwetterlage kam es zu einem „Peronospera-Befall von historischem Ausmaß“, wie Dr. Jürgen Oberhofer von der Abteilung Weinbau und Önologie des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) sagt. Die Pfälzer Weingüter und Winzergenossenschaften konnten diese Ausnahmesituation nur mit großer Kompetenz und hohem Arbeitsaufwand meistern. Besonders schlimm war die Lage mangels geeigneter Pflanzenschutzmittel für Bio-Betriebe. In einigen besonders betroffenen Lagen und Orten sind deshalb dramatische Ernteverluste bis hin zum Totalausfall zu beklagen.
Der Wetterumschwung, der mit höheren Temperaturen Mitte Juli einsetzte, förderte die Reife der Trauben nachhaltig. Damit nicht genug, bescherte die Natur den Winzern ab Mitte August ein Wetter nach Maß: „Wir hatten einen Hochsommer ab Ende August, gefolgt von einem traumhaften Altweibersommer im September“, so Oberhofer. Die Weinlese begann in der dritten Septemberwoche und damit deutlich früher als man noch Mitte Juli erwartet hatte. Aufgrund der trocken-warmen Witterung und weil die Betriebe bei den gefährdeten roten Sorten die Traubenzone vorbeugend freigeschnitten hatten, konnte sich die Kirschessigfliege nicht ausbreiten. „Der Schädling, der den Pfälzer Obstbauern in diesem Jahr große Probleme bereitet hat, war im Weinbau kein Thema. Dazu haben die Betriebe durch starkes Entblättern bei roten Sorten beigetragen und auch die Weinbaupolitik hat uns geholfen“, berichtet Schneider.
Vor allem aber sorgte das Bilderbuchwetter für hochreife, gesunde Trauben und eine lange, entspannte Ernteperiode, die sich vereinzelt bis in den November hineinzog. „Die für nördliche Anbaugebiete mit langer Reifeperiode typische Aromen-Ausprägung zeigt sich bei den Pfälzer Weinen in diesem Jahr deutlich“, so die einhellige Meinung der Experten. Davon profitieren Bukettsorten vom Sauvignon blanc bis zur Scheurebe, aber auch die Burgundersorten präsentieren sich in ersten Jungweinproben aromatisch und fruchtbetont. Auch der Riesling glänzt mit Toparomen, die ordentlichen Erträge lassen zudem hoffen, dass die Nachfrage nach Weinen der dominierenden Pfälzer Rebsorte befriedigt werden kann. Freuen können sich aber auch diejenigen, die die Vielfalt auf Pfälzer Weinkarten schätzen: „Der Winzer hat alles erzeugen können, was er wollte“, berichtet Schrank. So wird es vom Jahrgang 2016 viele edelsüße Spezialitäten geben, und auch die Chance auf Eiswein besteht noch.