Ein Impfschutz gegen Pneumokokken und Meningokokken ist deswegen so wichtig, weil die Bakterien zu den häufigsten Auslösern von schwerwiegenden invasiven Erkrankungen gehören. Ebenso wie Haemophilus influenzae Typ b (Hib) verfügen Pneumokokken und Meningokokken über eine Polysaccharid-Kapsel, mit der sie sich davor schützen, vom menschlichen Immunsystem erkannt und zerstört zu werden. Gelangen solche bekapselten Erreger in die Blutbahn drohen invasive Erkrankungen wie Sepsis oder Meningitis mit schweren Folgeschäden oder sogar tödlichem Verlauf. Durch eine Impfung können Säuglinge und Kleinkinder vor diesen bekapselten Bakterien wirksam geschützt werden.
Erste Erfolge der Routineimpfung mit Prevenar® in Deutschland
Professor Dr. med. Rüdiger von Kries, München, gab einen Überblick über die ersten Erfolge der Pneumokokken-Impfung: "Seit der Aufnahme der Pneumokokken-Impfung in das Routine-Impfprogramm ist es zu einer signifikanten Reduktion invasiver Pneumokokken-Erkrankungen bei den unter Zweijährigen gekommen. Gab es im Jahr 2002 bei den unter Zweijährigen noch zehn invasive Pneumokokken-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern, waren es 2007 nur noch halb so viele. Dieser Effekt kann der Impfung zugeschrieben werden, da es keine vergleichbare Abnahme bei älteren Kindern gegeben hat", so von Kries. Zudem konnte bei den invasiven Pneumokokken-Erkrankungen eine Abnahme des Anteils der im Impfstoff enthaltenen Serotypen festgestellt werden. Ließen sich in den Jahren vor der STIKO-Empfehung zur Pneumokokken-Impfung noch etwa 70 Prozent der invasiven Pneumokokken-Erkrankungen auf die in Prevenar® enthaltenen Serotypen zurückführen, waren es im Jahr 2007 nur noch die Hälfte.
Von Kries schilderte auch die Effekte der Meningokokken C-Impfung in Deutschland: "Die Impfempfehlung wurde zügig umgesetzt; schon nach einem Jahr erreichte die Durchimpfungsrate fast 60 Prozent. Die Fälle von invasiven Infektionen nahmen 2007 deutlich ab. Eine weitgehend komplette Elimination der Meningokokken C im Kindesalter ist jedoch nur durch ein Catch-up-Programm zu erwarten." Von Kries verwies auf die erfolgreiche Hib-Impfung, die seit Einführung des Impfprogramms zu einer dramatischen Abnahme der Erkrankungshäufigkeit geführt habe.
Herausforderungen für die Entwicklung von Pneumokokken-Impfstoffen
Professor Dr. med. Christoph Aebi, Bern, verwies in seinem Vortrag auf die neuen Herausforderungen an zukünftige Pneumokokken-Impfstoffe. Die Verteilung der Serotypen, die invasive Infektionen verursachen, sei regional unterschiedlich und altersabhängig. "Von besonderem Interesse ist beispielsweise die europaweit beschriebene Zunahme von schweren Pleuraempyemen durch Serotyp 1. Aber auch die Serotypen 3 und 19A sind besonders wichtig", so Aebi. Zukünftige Pneumokokken-Impfstoffe müssten daher eine breitere Serotypen-Abdeckung aufweisen.
Wyeth entwickelt aktuell einen 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff, der zusätzlich zu den in Prevenar enthaltenen Serotypen (4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F und 23 F) sechs weitere Serotypen (1, 3, 5, 6A, 7F und 19A) abdeckt. Dieser Impfstoff befindet sich in Phase drei der klinischen Studien. Vergangene Woche hat die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff den Fast Track Status erteilt. Durch den Fast Track Status kann Wyeth den Zulassungsantrag schon früher als geplant stellen.
Erfolgreiches Meningokokken C-Impfprogramm in Großbritannien
Dr. Paul Trafford Heath, London, berichtete auf dem Symposium über die Erfahrungen mit der Meningokokken C-Impfung in Großbritannien "Im Jahr 2006 bestätigte eine systematische Untersuchung, dass diese Impfstoffe über eine hohe Immunogenität in allen Altergruppen verfügen. Allerdings wurde bei Impfungen im Säuglingsalter eine signifikante Abnahme des Schutzes im Verlauf der Zeit beobachtet, ein Phänomen, das auch mit den Hib-Konjugatimpfstoffen beobachtet wurde." In Großbritannien hat man sich aus diesem Grund für eine Booster-Impfung gegen Meningokokken C und Hib im zweiten Lebensjahr entschieden. "Das Meningokokken C-Programm in Großbritannien war ausgesprochen erfolgreich. Es wurden hohe Raten von direktem und indirektem Impfschutz verzeichnet sowie eine signifikante Abnahme von Keimträgern und invasiven Erkrankungen. Aktuelle Zahlen dokumentieren keinen Todesfall mehr in der Alters-gruppe der unter 19-Jährigen, in der zuvor noch bis zu 79 Todesfälle pro Jahr auftraten", resümierte Heath.