Das wichtigste primäre Therapieziel bei der Behandlung einer Depression ist die Remission. Nur bei einer Vollremission ist der Patient frei von körperlichen und psychischen Symptomen und er kann seinen normalen Alltag sowie seine Arbeitstätigkeit wieder aufnehmen. Nur wenige Studien sind verfügbar, die den Einfluss von Antidepressiva auf die Arbeitsfähigkeit und Alltagsaktivitäten untersucht haben. Die Anfang 2008 veröffentlichte COMPARE-Studie ermöglicht durch die Analyse der Sekundärdaten aktuell Aussagen zu dieser Thematik. Hierzu wurden Daten des siebten Items "Work and Activities" des HAMD17 verwendet. Insgesamt berücksichtigt diese Sekundäranalyse 31 randomisiert kontrollierte Studien zu Venlafaxin/Venlafaxin retard und verschiedenen SSRI (18 Studien zu Fluoxetin, acht Studien zu Paroxetin, drei Studien zu Sertralin sowie je eine Studie zu Citalopram und Fluvoxamine) in der Behandlung der majoren Depression sowie neun Plazebo-Studien. Daten von 6.492 Patienten wurden in die Auswertung eingeschlossen und auf Basis ihres Ausgangsbefundes in zwei Gruppen unterteilt: 5.836 Patienten hatten eine leichte bis mittelschwere Depression gemäß HAMD17 < 30; bei 656 Patienten lag eine schwere Depression (HAMD17 30) vor. Die Analyse belegt deutlich, dass mit Venlafaxin/Venlafaxin retard (Trevilor®/Trevilor® retard) therapierte Patienten im Gruppenvergleich eine deutlich bessere Arbeitsfähigkeit aufwiesen als diejenigen, die mit SSRI behandelt wurden. Das Item 7 der HAMD17-Skala "Work and Activities" wurde verwendet, um Arbeitsfähigkeit festzulegen. Remission bezüglich dieses Items wurde definiert durch das Erreichen des Wertes Null (keine Einschränkungen) auf der Skala nach acht Wochen.
Bei der Betrachtung der gesamten Patientengruppe der ITT5 -Population belegen die Ergebnisse, dass Venlafaxin im Vergleich zur Gruppe der SSRI unter den Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Depression (n=5.836) eine signifikante Verbesserung der Arbeitsfähigkeit und Alltagsaktivität aufweist (35,2 Prozent gegenüber 31,3 Prozent). Der Odds Ratio (OR) liegt für alle Patienten, die volle Arbeitsfähigkeit erlangt haben, bei 1,22 (95 Prozent Konfidenzintervall [KI] 1,08 bis 1,36; p = 0,001) für LOCF6 und bei 1,19 (95 Prozent KI 1,04 bis 1,38; p = 0,015) für alle "Completers". Noch ausgeprägter ist dieser Effekt bei schweren Depressionen unter Einschluss aller beobachteten Fälle: 33,8 Prozent versus 23,8 Prozent. Hier liegt der OR für volle Arbeitsfähigkeit bei 1,80 (95 Prozent KI 1,24 bis 2,63; p = 0,002) für LOCF und für alle "Completers" bei 1,64 (95 Prozent KI 1,05 bis 2,58; p = 0,032). Diese Analysen der Sekundärdaten der COMPARE-Studie zeigen, welchen Zugewinn an Arbeitsfähigkeit depressive Patienten durch Venlafaxin erlangen.
¹COMPARE = Comprehensive Analysis of Remission (COMPARE) with Venlafaxin versus SSRIs
²Nemeroff et al.: Biol Psychiatry 2008;63:424-434
³Dierkes et al.: Treatment effects of venlafaxine on work activity compared to SSRIs in the treatment of MDD according to baseline severity, Poster präsentiert auf dem ECP April 2008, Nizza
4 HAMD17 = Hamilton Rating Scales for Depression
5 ITT: Analyse-Technik, bei der Patienten nach ihrer ursprünglichen Gruppenzuteilung analysiert werden, unabhängig welche Therapie sie später tatsächlich bekommen haben. Sie beschreibt den Effekt unter Praxisbedingungen.
6 LOCF-Methode: Der letzte vorliegende Wert des Patienten wird in die Endauswertung eingeschlossen.