"To be or not to be - that is the question!" Seiner Berufung treu bleibend, zitiert der metallene Mime RoboThespian aus Shakespeares Hamlet und bringt einmal mehr die eigentlich menschliche Frage ins Gespräch: Warum sind wir? Das Verhältnis von Mensch und Maschine gleicht einem Kräftemessen. RoboThespian hat keinen praktischen Nutzen und doch lassen wir uns von ihm beeindrucken: Er spricht von seiner Einsamkeit - lassen wir uns davon berühren? Er singt und gestikuliert - lassen wir uns davon unterhalten?
Als professioneller Entertainer kann er in verschiedene Rollen schlüpfen. Der menschengroße Roboter spricht Texte und Zitate, singt und gestikuliert. Dabei verkörpert Robo (fast) alles; er ist Schauspieler, Sänger, Charmeur - und was der Besucher ihn darüber hinaus noch sein lassen möchte. RoboThespian automatisiert die menschliche Interaktion und ersetzt sie durch eine mechanische Analogie zum Menschen. Er zeigt uns, dass der eigene Nutzen keine Bedingung für das Sein ist. Eine These, die dem Künstler aus der Seele spricht, dem Ingenieur fremd sein dürfte.
Der Allround-Entertainer präsentiert weitere neue Highlights, die die Dauerausstellung im phæno ergänzen: Beliebte Ausstellungsstücke unterschiedlicher Ausrichtung, darunter zahlreiche ästhetische Exponate verschiedener Künstler ebenso wie technisch spielerische Stationen aus Science Centern weltweit vervollständigen die Experimentierlandschaft.
Bereits in den 70er Jahren erfand und patentierte der amerikanische Künstler Ward Fleming die sogenannten PinScreens. Der Freundeskreis phæno Wolfsburg e.V. stiftete der Experimentierlandschaft zum fünfjährigen Bestehen zwei ca. 80x60 cm große Flächen. Arbeitete der Künstler anfangs noch mit Metallnägeln, verwendet er jetzt tausende von Acrylglasstiften, die in eine Lochmatrix eingelegt sind. Die hierbei von Fleming verwendete hohe Stiftdichte ist einzigartig und erzeugt sehr detailgetreue Abdrucke, wenn der Besucher seinen Kopf oder seine Hände in die Pins drückt. Die Stifte sind durchscheinend, wodurch sich bei entsprechender Beleuchtung dramatische Kontraste in den Reliefs ergeben. Es entsteht eine Skulptur auf Zeit - bis der nächste Besucher sein individuelles Kunstwerk schafft.
Temporäre Kunstwerke sind auch die kometenhaften Nebelwirbel, die im Exponat "Icy Bodies" von Shawn Lani entstehen. In regelmäßigen Abständen fallen Stückchen aus Trockeneis in ein Wasserbassin, reagieren sofort beim Kontakt mit dem Wasser und werden in Drehung versetzt, begleitet von wirbelnden Nebelwölkchen, die durch den kondensierenden Wasserdampf entstehen. Jede Form ist einzigartig und besticht durch faszinierende Ästhetik. Die Eisstückchen haben dennoch dasselbe Schicksal wie echte Kometen: Nach einer gewissen Zeit ist das gesamte Eis verdampft.
Auch bei den Schattengeistern kommt das Auge nicht zu kurz: Eine Skulptur aus scheinbar unstrukturierten Gebilden wird mit einem Scheinwerfer beleuchtet. Während sie sich dreht, werden je nach Perspektive Schattenwürfe an der Wand abgebildet, aus denen in bestimmten Winkeln verschiedene Figuren, wie Gesichter oder Tierabbildungen, erkennbar sind. Erst die Projektion der Schatten enthüllt die Struktur der Skulptur.
Kunstvolle Stationen wie der "Spaghetti Eater" von Paul Spooner geben zudem Einblicke in die Faszination von Mechanik. Die bewegte, aus Holz geschnitzte Skulptur schaufelt unentwegt Pasta in sich hinein. Durch Knopfdruck setzt der Besucher den gut sichtbaren Mechanismus in Gang. Der nimmersatte Gourmet sitzt in einer Badewanne, die mit einem unerschöpflichen Vorrat an Nudeln gefüllt ist, den passenden "Geschmack" liefern aus Hähnen fließende Tomatensauce und Parmesan.
Eine Drehscheibe veranschaulicht die Kräfte, die bei Rotation wirken können, anhand des unterschiedlichen Verhaltens verschieden großer Kugeln beim Rollen über den "Spinning Table". Es kann passieren, dass die Bälle sich so schnell drehen, dass sie genau auf einer Stelle verbleiben, oder in unerwartete Richtungen geschleudert werden.
Hinzu kommen verschiedene Exponate wie ein magischer Koffer, der ein Eigenleben zu haben scheint, faszinierende Zahnräder, blinkende Leuchtdioden auf einer rotierenden Scheibe (die größte Rotografie des Künstlers Otto Lürs), ein von Frider Weiß inszenierte Medieninstallation, mit der die Besucher interagieren können, eine Lassoschleuder sowie eine Luft- und eine Bowlingkugel-Kanone, die per Luftdruck einen Tennisball unter die Decke katapultiert.
Mit den neuen Höhepunkten in der Dauerausstellung schafft phæno einmal mehr die Verbindung zwischen naturwissenschaftlichen Inhalten und der faszinierenden Schönheit der Phänomene dieser Welt.