- „Schulleiter auf Zeit“ bringt Unruhe an die Schule und behindert Prozesse einer auf Kontinuität setzenden Schulentwicklung
- Abschaffung des gegliederten Schulwesens würde das Ende des Gymnasiums bedeuten
„Die bundesweit betriebene und ständig aufs Neue angeheizte Schulstrukturdebatte bringt uns keinen Schritt weiter, denn mit der Abschaffung des mehrgliedrigen Schulwesens ist noch kein Schritt zur Verbesserung der Bildungsabschlüsse getan“, so der Lan-desvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Karl-Heinz Wurster zu den jüngsten Aussagen der Grünen im Landtag, die meinen, das dreigliedrige Schulsystem passe nicht mehr ins 21. Jahrhundert.
Der Philologenverband sieht dagegen durchaus Möglichkeiten, auch das mehrgliedrige Schulsystem für die Zukunft zu erhalten und weiter zu verbessern, zum Beispiel durch kleinere Klassen und durch eine Modernisierung und bessere Ausstattung der Schulen und bauliche Verbesserungen. Wurster: „Hier sind Kommunen und Land gleichermaßen gefordert, nicht nur punktuell, sondern breit angelegt und landesweit zu investieren. Nicht die Schulstruktur, sondern schulische Rahmenbedingungen und Qualität des Unterrichts mit Fördermöglichkeiten für schwächere und leistungsstärkere Schüler sind entscheidend für Bildungserfolge.
Die im Rahmen der Diskussion um die Schulstruktur wiederholt ins Feld geführte Aus-sage, Schüler würden im gegliederten Schulwesen mit zehn Jahren getrennt, sodass ausgerechnet den Schwächsten in der Hauptschule das anregungsärmste Forum gebo-ten werde, ist verwirrend. Fest steht: Anregungen liefert in erster Linie der professionell ausgebildete und pädagogisch erfolgreich wirkende Lehrer, und das in jeder Schulart.
Dass nach Vorstellungen der Grünen durch eine Neuverteilung der Zuständigkeiten die Schulen künftig komplett in die kommunale Verantwortung übergeben werden sollen, hätte nach Auffassung des Philologenverbandes keinesfalls wünschenswerte Folgen: Aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Kommunen könnte die landesweite Vergleichbarkeit der Schulen kaum noch gewährleistet werden. Noch prob-lematischer wäre die Lehrerversorgung in den Randgebieten und an weniger attraktiven Schulstandorten. Unklar bleibt auch die Vorstellung der Grünen, wie die die „pädagogi-sche Ausgestaltung“ des Bildungswesens durch die Kommunen aussehen soll.
Abgelehnt wird vom PhV auch ein „Schulleiter auf Zeit“. Ein beispielsweise nur sechs Jahre auf Zeit amtierender Schulleiter wäre im Blick auf die künftig im Rahmen der Eva-luationsprozesse an den Schulen zu treffenden Zielvereinbarungen für langfristig geplante Schulentwicklungsmaßnahmen nicht von Vorteil, abgesehen von der Unruhe an den Schulen, die mit einem alle sechs Jahre stattfindenden Schulleiterwechsel verbunden wäre. „Schule darf nicht zu einem ständig sich mutierenden Spielball politischer Interessen werden“, so der PhV-Landesvorsitzende Wurster abschließend.