Die Sammlungen der Pinakothek der Moderne und des Museums Brandhorst ergänzen sich dabei zu einem facettenreichen Parcours und ermöglichen eine lebendige Auseinandersetzung mit unterschiedlichen künstlerischen Positionen des 20. und 21.Jahrhunderts. Im neuen Gebäude nimmt sich die Architektur in ihrer Formensprache bewusst zurück und fungiert als Rahmen für ästhetische Erfahrungen von großer Prägnanz und Intensität.
Die Sammlung Brandhorst
Gemälde, Skulpturen und Installationen bieten ästhetische Erfahrungsmöglichkeiten von ungewöhnlicher Präsenz und Vielfalt, wie sie in kaum einer anderen Sammlung privaten Ursprungs in Deutschland erlebbar sind. Werkgruppen von ausgesuchten Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie internationalen Vertretern der Gegenwartskunst machen den besonderen Charakter dieser über 700 Kunstwerke umfassenden Sammlung aus.
Zwei Schwerpunkte bestimmen die Sammlung Brandhorst: Mit mehr als 60 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen des amerikanischen Künstlers Cy Twombly (* 1928) bietet sie den größten Überblick zur Entwicklung des amerikanischen Künstlers außerhalb der USA. Der wegweisende Protagonist der Pop Art, Andy Warhol, ist mit über 100 Arbeiten in einem in Europa wohl einzigartigen Werkpanorama vertreten. Während Twombly das mediterrane Umfeld mit vielen kulturhistorischen Anspielungen in verschlüsselten Andeutungen reflektiert, bevorzugt Warhol vorgeprägte Bilder aus der Medienwelt. Der subtilen Vergegenwärtigung von Geschichte von höchstem ästhetischem Anspruch steht damit ein OEuvre gegenüber, in dem vor allem Konsum, Glamour und Sensationen thematisiert werden. Dabei bedient sich Warhol einer zunehmend entpersonalisierten Formensprache und standardisierten Produktionsweise, die individuelle Merkmale vermeidet. Dagegen arbeitet Twombly bis heute auf sich allein gestellt; er hat von Beginn an eine unverwechselbar eigenständige Bild- und Zeichensprache gepflegt.
Andere Positionen bereichern dieses Spektrum und erweitern es: Sigmar Polke, Georg Baselitz, Gerhard Richter, Alex Katz, Eric Fischl, Jean-Michel Basquiat, Ed Ruscha. Hinzu kommen Objekte und Installationen von Mario Merz, Jannis Kounellis, Franz West, Katharina Fritsch, Christopher Wool, Robert Gober und anderen.
In jüngster Zeit konnte darüber hinaus ein weiterer Akzent gesetzt werden durch den Erwerb der Videoarbeit Western Union: Small Boats des britischen Künstlers Isaac Julien (*1960).
Mit der Präsentation dieser und anderer Gegenwartskünstler wie Mike Kelley oder Damien Hirst sucht die Sammlung Brandhorst bewusst die Auseinandersetzung mit kontroversen, jüngeren Strömungen.
Die Udo und Anette Brandhorst Stiftung und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Die Eröffnung des Museums Brandhorst ist Ergebnis und Basis praktizierter Partnerschaft zwischen der Udo und Anette Brandhorst Stiftung und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die künftig weiter ausgebaut wird: Die Udo und Anette Brandhorst Stiftung ist eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in München. Sie wurde 1993 gegründet und untersteht der Aufsicht der Regierung von Oberbayern. Stiftungszweck ist die Förderung, Sammlung und öffentliche Präsentation von moderner Kunst. Dies beinhaltet den Erwerb von Kunstwerken sowie die Realisierung von Ausstellungen, Katalogen und Veranstaltungen. Das Vermögen der Stiftung setzt sich aus Kunstwerken und Kapital zusammen. Die Erlöse des Kapitalvermögens werden ausschließlich für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet.
Um die Stiftung mit ihrer Sammlung und ihrem Kapital dauerhaft an München zu binden, hat sich der Freistaat Bayern verpflichtet, ein Museum zu errichten und zu betreiben. Als Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gibt es für den Betrieb und den Unterhalt des Baus sowie für das Personal eine ausreichende Bestandssicherung.
Das Museum Brandhorst im Kunstareal
Das Museum Brandhorst erweitert das Profil des Kunstareals München mit Alter und Neuer Pinakothek, Pinakothek der Moderne, Glyptothek und Antikensammlung auf spektakuläre Weise.
Prof. Dr. Klaus Schrenk, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: "Die 1999 für den Freistaat gewonnene Sammlung von Udo und Anette Brandhorst und die signifikante Architektur von Sauerbruch Hutton fügen der zeitgenössischen Ästhetik eine neue Dimension hinzu. Vor diesem Hintergrund erscheint die Zukunft des Kunstareals viel versprechend, was auch durch ein einzigartiges Potential von Förderern unterstrichen wird."
»Mit dem Museum Brandhorst wird Münchens Engagement für die zeitgenössische Kunst, die mit dem Bau der Pinakothek der Moderne einen bedeutungsvollen Akzent erhielt, nachdrücklich unterstrichen«, sagt Prof. Dr. Carla Schulz-Hoffmann, Stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, und Prof. Dr. Armin Zweite, Direktor der Sammlung Brandhorst, ergänzt: »Der unverwechselbare Charakter der Sammlung mit ihren einmaligen Höhepunkten wird evident, wenn man sich das Ensemble höchst unterschiedlicher Positionen vor Augen führt, wie das jetzt im Museum Brandhorst auf eindrucksvolle Weise möglich ist.«
Städtebaulich fügt sich das Museum nordwestlich in das Kunstareal ein und nimmt partiell historisch geprägte Gegebenheiten auf, wie sie der Bebauungsplan für den zweiten Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne vorsah. Zum einen folgt der Neubau von Sauerbruch Hutton der Anlage eines Flügels der ehemaligen Türkenkaserne. Zum anderen reagiert der Kopfbau an der Ecke von Türken- und Theresienstrasse in seinem Volumen und seiner ausgesprochenen Leichtigkeit sowie seiner filigranen Struktur auf den Wohnkomplex von Sep Ruf aus den 1950er Jahren gegenüber. Die Hauptfassade, der Eingang des Museums und das Foyer mit Restaurant/Café und Museumsladen liegen an der Theresienstrasse; das Haus wendet sich damit der lebendigen Maxvorstadt, der Universität sowie Schwabing und der Kunstakademie zu.
Besucherdienst: Kunstauskunft im Museum Brandhorst
Zur Eröffnung bietet die Kunstvermittlung des Museums Brandhorst eine besondere Form des Dialogs: An ausgewählten Stellen geben unsere Mitarbeiter während der kompletten Öffnungszeiten Kunstauskunft. Stellen Sie Fragen, diskutieren Sie über Ihre Eindrücke und nehmen Sie persönliche Impulse für Ihre Begegnung mit der Kunst auf.
21. Mai bis 24. Mai 10 bis 22 Uhr täglich
Kinderprogramm zur Eröffnung »Schiff ahoi«: am Do, den 21.05. (11 bis 17 Uhr), am Samstag, den 23.05. und So, den 24,05. (je 13 bis 17 Uhr) findet für Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren in der Werkstatt des Palais Pinakothek ein Kinderprogramm statt: dort werden Boote aus Papier und Gips gebaut und Zeichen und Spuren hinterlassen.
BR-Dokumentation: »Superstars der Kunst«
Für die Dokumentation »Superstars der Kunst« haben Gaby Imhof-Weber und Henning Weber das Museum Brandhorst von der Grundsteinlegung an begleitet. Sie zeigen wichtige Stationen auf dem Weg bis zur Eröffnung. Sendetermine: So, 17.05.; 15:15 Uhr, Mo, 18.05. 16:45 Uhr