Ende Februar veröffentlichte das Statistische Bundesamt erschreckende Zahlen: Im Coronajahr 2020 sank der Umsatz der oftmals bereits prekär lebenden bildenden Künstler*innen um 13 Prozent. In der Musikwirtschaft sieht die Lage ebenfalls brenzlig aus: Rund ein Drittel der freien Musiker*innen aus Berlin gaben in einer Umfrage des Landesmusikrates Berlin an, dass sie ihren Beruf aufgeben werden.
Viele Künstler*innen haben in der Coronakrise Einnahmequellen, Auftritt- und Ausstellungsmöglichkeiten verloren. Für die queere Community sind außerdem essenzielle Safe Spaces weggebrochen. Kunst und Kultur ist für die LSBITQ* Community nicht nur identiätsstiftend und ein wichtiger Teil queerer Infrastruktur, sondern bedeutet auch Selbstermächtigung und Sichtbarkeit in einer hetero- und cis-normativen Gesellschaft. Der Kampf um Sichtbarkeit ist Antidiskriminierungsarbeit.
Die Krise verstärkt soziale Ungleichheiten und drängt marginalisierte Gruppen weiter an den Rand der Gesellschaft. Dass die LSBTIQ* Community besonders unter der Pandemie leidet, bestätigte u.a. die aktuelle Studie der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld: Von den 255 befragten queeren Initiativen, stellten 93 Prozent eine Verschlechterung des psychischen Gesundheitszustands ihrer Teilnehmer*innen fest.
Um die vulnerable queere Community in Zeiten der Isolation zu unterstützen, initiierten Ina Rosenthal und Bastian Peters Anfang des Jahres das Pilotprojekt PINK.LIFE. Die Online-Plattform pinkdot-life.de versteht sich als virtuelle Bühne: Queere Berliner Künstler*innen, Musiker*innen, Performer*innen sowie Autor*innen präsentieren hier ihre Werke. Besucher*innen der Seite können über die „Soli-Tickets“ Spenden abgeben. 100 Prozent der Einnahmen gehen an die Künstler*innen. Das Projekt ist gefördert von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.
„Die Verbindung zwischen Künstler*in und Publikum darf in der Pandemie nicht zerreißen“, findet Initiator Bastian Peters. „Da wir Kunst aktuell nicht mit Eintrittsgeldern supporten können, müssen wir anders unseren Beitrag leisten, um die vielfältige Berliner Kulturlandschaft zu erhalten.“
Ralph Morgenstern, der Schirmherr von PINK.LIFE, sagt: „Ohne Publikum keine Kunst, und ohne Kunst keine Kultur – PINK.LIFE bietet queeren Kunstschaffenden die vermisste Bühne, und dem Publikum das gute Gefühl, etwas für ihre LSBTIQ-Familie zu tun und zurückzugeben.“
Unter jedem Beitrag zu den unterschiedlichen Werken, ist ein „Soli-Ticket“ eingerichtet. Besucher*innen können über das Formular unkompliziert den gewünschten Spenden-Beitrag eintragen und mit nur wenigen Klicks queere Kunst und Kultur unterstützen. Das Spektrum reicht von Konzertmitschnitten, Filmen und Lesungen, über Bühnen-Shows, Malerei und Musik, bis hin zu Podcasts und politischen Veranstaltungen. Die Plattform hat bereits über 70 Künstler*innen präsentiert und stellt fast täglich neue Werke vor.