Auf Drängen renommierter Automobilhersteller wie Ferrari und seiner hoch angesehenen Classiche-Abteilung entwickelte Pirelli einen neuen Reifen für die Produktfamilie Pirelli Collezione und präsentierte ihn auf der Padova Classic Car and Bike Show in Italien. Das neue Produkt trägt einen historischen Namen: Stella Bianca. Unter dieser Bezeichnung kam 1927 der erste moderne Reifen in der Geschichte des italienischen Unternehmens auf den Markt. Heute ist er das mittlerweile älteste Profildesign von Pirelli.
In jenem Jahr 1927 wurde das erste transatlantische Telefonat zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien geführt, während die erste Radio-Sportsendung in Italien ausgestrahlt wurde. Sie übertrug ein Pferderennen auf der Rennstrecke von San Siro. Ein paar Kilometer entfernt arbeiteten die Ingenieure von Pirelli an einem neuen Reifen, dem Stella Bianca. Das Design blieb bis Anfang der 1950er im Programm, um dann dem Pirelli Stelvio zu weichen. Doch zuvor genoss der Stella Bianca einen letzten Moment des Ruhms: den Sieg beim Großen Preis von Italien in Monza, eingefahren von Alberto Ascari am Steuer eines Ferrari 500.
Jetzt kehrt der Pirelli Stella Bianca auf den Markt zurück. Er sieht aus wie einst, doch in seinem Inneren verfügt er über moderne Technik. Die verwendeten Mischungen entsprechen dem Optimum der Pirelli Technologie, um Effizienz, Sicherheit auch bei Nässe sowie Umweltverträglichkeit zu bieten. Bei der Konstruktion hingegen griffen die Ingenieure auf Bewährtes aus der Vergangenheit zurück: Nach mehr als einem halben Jahrhundert produziert Pirelli erstmals wieder einen Diagonal- statt eines Radialreifens. Dadurch soll die neue Version des Stella Bianca die dynamische Originalität jener Fahrzeuge gewährleisten, für die der Reifen nachgebaut wurde. Diese Entscheidung stellte das Werk im türkischen Izmit, in dem viele der Motorsport- und Collezione-Reifen von Pirelli gefertigt werden, vor eine besondere Herausforderung. Denn dort mussten die alten Techniken praktisch neu erlernt werden.
Das Reifenprofil des neuen Pirelli Stella Bianca ist identisch mit dem des Originals. Es konnte mit Hilfe des Archivs der Pirelli Fondazione, die alle historischen Dokumente des Unternehmens aufbewahrt, rekonstruiert werden. Auch die Seitenwandmarkierungen sowie das damalige Pirelli Logo wurden anhand der Aufzeichnungen perfekt nachgebildet. Die Größe des Pirelli Collezione Stella Bianca entspricht der gebräuchlichsten Größe für klassische Sportwagen: 6.00-16. Das Profil entspricht dem der ursprünglichen Corsa- Variante, deren spezifischen Eigenschaften für optimalen Grip und Belastbarkeit sorgten und den Reifen auch tauglich für den Wettkampfeinsatz machten.
1927 erholte sich Europa von den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und in der technischen Forschung begann eine neue Ära, unterstützt durch den wirtschaftlichen Aufschwung, der in den Goldenen 1920ern zu beobachten war. Damals fuhren noch nicht viele Autos auf europäischen Straßen; bei den meisten handelte es sich entweder um Luxus- oder um Sportwagen, die heute noch zu den begehrtesten Sammlerobjekten gehören. Autos wie der 1921er Alfa Romeo 20-30, Diatto Tipo 30, Itala 61, Lancia Lambda, OM Superba, Fiat 525SS und andere Kleinode der italienischen Automobilindustrie benötigten Reifen, die deren für damalige Verhältnisse hohe Leistung bändigen und auf die Straße übertragen konnten: So entstand der Pirelli Stella Bianca. Das Produkt war seiner Zeit weit voraus. Das zeigte sich daran, dass der ursprünglich für Autos der 1920er Jahre entwickelte Reifen noch in den 1950er Jahren an Autos wie den Ferrari 166 oder den Jaguar XK120 montiert wurde.
Die gleichen Stella Bianca-Reifen wurden auch in den leistungsstärksten Klassen des Motorsports eingesetzt, wobei Pirelli Ingenieure bereits damals wichtige Informationen zur Verbesserung von Straßenreifen sammelten. So erwies sich der Pirelli Reifen mit dem langlebigsten Profildesign in der Geschichte des Unternehmens als gleichermaßen geeignet für Alltagsautos, Sportwagen und sogar Transporter.
Nun geht es darum, die begehrtesten Oldtimer der Welt damit auszustatten.