Obwohl statt der starken Regenfälle, die der Wetterbericht im Vorfeld angekündigt hatte, nur leichte Schauer niedergingen, verschlechterten sich die Bedingungen auf einem Großteil der Etappen schnell. Kleine Felsstücke und scharfe Steine lagen auf der Fahrbahn. Und als der Regen aufhörte, blieben die Schotterstraßen unter den Bäumen feucht. Die Folgen waren rasche Wechsel der Fahrbahnverhältnisse. Rutschige Passagen und Bereiche mit gutem Grip stießen aneinander. Zudem entstanden Fahrrillen, als sich die Reifen in den weichen Untergrund gruben. Dies alles machte es für die Fahrer schwierig, ihre Wagen auf der Optimallinie zu halten.
Sebastien Ogier sicherte sich in Japan auf weichen Scorpion Reifen von Pirelli seinen zweiten WRC-Sieg. Trotz zweifellos großem Talent und fahrerischem Können, hatte er bisher aber nicht viel Erfahrung mit den anspruchsvollen Etappen auf der Insel Hokkaido. Das macht den Triumph des 26jährigen noch beeindruckender.
"Ich bin sehr glücklich, denn das war mein erstes Rennen in Japan. Ich habe nicht erwartet, hier zu siegen. Das ist wirklich überraschend", sagte der Werksfahrer von Citroen. "Wir fanden sehr schnell einen guten Rhythmus und Sicherheit in dem Auto, das die gesamte Rallye über perfekt lief. Ich war schon sehr zufrieden mit meinen Fahrten in Portugal, wo ich auch gewinnen konnte, sowie in Finnland. Aber dieses Wochenende war anders. Ich musste strategischer denken. Da ich die Etappen nicht kannte, musste ich die ersten beiden Tage vorsichtig sein. Aber am letzten Tag, an dem die Strecke für alle Fahrer neu war, hatte ich einen enormen Motivationsschub, und alles lief sehr gut für mich. Wie immer hatten wir keine Probleme mit unseren Pirelli Reifen, denn sie sind sehr robust und leistungsstark."
Dazu Matteo Braga, Senior WRC Ingenieur bei Pirelli: "Der Abrieb der Reifen war am Freitag sehr gering. Wir haben eine Menge Reifen gesehen, die bei der Rückkehr zum Service fast wie neu aussahen, obwohl die Bodentemperatur 33 Grad Celsius betrug. Das ist sehr gut, denn es zeigt, dass die Leistung der weichen Reifen konstant ist. Am Samstag waren viele scharfe Steine auf der Strecke, die leicht die Laufflächen aufschneiden können. Dennoch gab dadurch keine signifikanten Schäden an den Reifen. Das ist für uns sehr befriedigend."
"Insgesamt war es wieder eine sehr erfolgreiche Rallye für Pirelli. Und ich freue mich, sagen zu können, dass unsere 55 Teams nur 770 Reifen orderten, weil die Verscheißrate so niedrig war und es keine Reifenpannen gab. Einige private Teams nutzten zwölf Reifen für die gesamten 303 Wettbewerbskilometer, und ein Fahrer setzte sogar nur sechs Reifen ein."
Tatsächlich nutzte Mikko Hirvonen, Werksfahrer bei Ford, nur vier Reifen während der acht Etappen am Sonntag. Er hatte entschieden, das Ersatzrad, das er laut der technischen Regeln der WRC mitführen muss, nicht einzusetzen. Hirvonen war mitten im Kampf um die Führung, als ihn ein technischer Defekt am Morgen des letzten Tages zurückwarf.
Trotz der harten Bedingungen auf der Strecke erwies sich der Scorpion Reifen von Pirelli, der eine verstärkte Seitenwand hat, um der Gefahr des Druckverlustes entgegenzuwirken, als extrem widerstandsfähig. Sogar der beschädigte rechte Hinterreifen, den sich Peter Solberg auf der vierten Etappe einhandelte, als er mit einer Bank kollidiert war, konnte wieder aufgepumpt werden, nachdem der Fahrer in Sapporo zum Service-Park zurückgekommen war. Trotz des Luftverlusts musste der Weltmeister von 2003 nur einen kleinen Zeitverlust verschmerzen.
Nach einem spannenden Finaltag, bei dem die ersten vier Teams nicht mehr als 15 Sekunden auseinander lagen, kam Solberg, der 2004 den ersten von vier Siegen für Pirelli in Japan holte, in seinem privat betriebenen Citroen auf den zweiten Platz. Auf Rang drei landete Jari-Matti Latvala für Ford.
Im Rahmen eines Dreijahres-Vertrags mit dem Weltmotorsport-Verband FIA wurde nicht nur das Hauptfeld der WRC mit dem Scorpion Reifen beliefert. Die Teilnehmer der Super 2000 World Rally Championship und der Serienwagen World Rally Championship werden ebenfalls mit Pirelli-Pneus ausgestattet. Das unterstreicht die Leistung und Effizienz der italienischen Reifen bei einer Vielfalt von Fahrzeugen und Motoren. Jari Ketomaa, der als Preis für den Gewinn der finnischen Meisterschaft 2009 mit Unterstützung von Pirelli an der SWRC teilnimmt, erreichte den Sieg in der Klasse der normal belüfteten Zweiliterautos am Steuer eines Ford Fiesta S2000. Zudem gewann Patrick Flodin die PWRC.
Währen Flodin in seinem Subaru Impreza nicht zu stoppen war, lieferte Hayden Paddon, der das erste Mal in Japan dabei war, ebenfalls eine bemerkenswerte Leistung. Der Neuseeländer ist einer von fünf Fahrern, die in dieser Saison im Rahmen des Pirelli Star Driver Trainingsprogramms an sechs Runden der WRC teilnehmen. Mit einem Mitsubishi Lancer wurde Paddon zweiter in seiner Klasse.
Der nächste Event auf dem Rennkalender der World Rally Championship ist die Rallye de France vom 30. September bis zum 03. Oktober. Bei dem reinen Asphaltrennen, das seine Basis im elsässischen Straßburg hat, endet eine Etappe in Haguenau, der Heimatstadt von Sebastien Loeb. Ein Sieg dort würde den Citroen-Fahrer das siebte Mal in Folge zum Weltmeister machen.