Die Etappen: So war es, so geht’s weiter.
Kurz, aber knackig. So konnte man die zweite Etappe von Lech am Arlberg nach St. Anton am Arlberg beschreiben. Relativ kurze 27,7 Kilometer lang, relativ wenig Höhenmeter (1.787). Doch gleich zweimal musste der fast 800-köpfige Tross der Athleten*innen die 2000m-Marke knacken. Direkt nach dem Start ging's einen fünf Kilometer langen Uphill hinauf auf den 2.335 m hohen Rüfikopf. Danach führte die Strecke auf die 2.253 m hohe Ulmer Hütte, ehe es acht Kilometer steil ins Tal hinab ging. Fast 1.000 HM im Downhill gingen mächtig in die Oberschenkel. Am Montag geht das Abenteuer Alpenüberquerung mit der 3. Etappe von St. Anton am Arlberg nach Landeck weiter: 39,2 Kilometer und 1.968 HM stehen an. Die Sieger und Siegerinnen der Jubiläumsausgabe der spektakulären Alpenüberquerung stehen am Samstag, 7. September, nach 273,8 Kilometer und 16.150 Höhenmeter in Sulden am Ortler fest.
Überraschung des Tages: Die Senior Master Men Steiner/Wenin
Das war ein eindrucksvolles Comeback der beiden Italiener Anton Steiner und Oswald Wenin. Auf der 1. Etappe von Oberstdorf nach Lech am Arlberg war Oswald Wenin im Mittelteil heftig eingebrochen, Magenprobleme hatten den 54-jährigen aus dem Muldental in Südtirol durchgeschüttelt. Nur 24 Stunden später war fast alles wieder in Ordnung und die beiden Südtiroler meldeten sich mit einer eindrucksvollen Leistung zurück. Nach 3:16:35,2 Stunden erreichten sie das Ziel in dem weltweit bekannten Wintersportort St. Anton am Arlberg - und lagen damit fast 12 Minuten vor den Gesamtführenden Seppi Neuhauser und Anton Philipp (3:28:19,2 Stunden). Die Jagd auf die Spitze ist für die beiden Italiener damit eröffnet. „Wir können es, wir sind stark“, ging der Vinschgauer Anton Steiner nach dem Zieldurchlauf auch verbal in die Offensive. Die Stärke der Italiener ist ihre unglaubliche Harmonie. Die zwei verstehen sich offensichtlich blind, beide sind ein Jahrgang (1965), kennen und trainieren seit Jahren zusammen und haben noch andere Gemeinsamkeiten. „Wir lieben schöne Frauen, aber wir sind auch gut im Laufen“, gab das italienische Duo zum Besten. Dass besonders in der Kategorie Senior Master Men auf höchstem Niveau gelaufen wird, unterstreichen die Resultate. Steiner/Wenin liefen mit der viertschnellsten Gesamtzeit über die Ziellinie, nur vier Minuten hinter den über 30 Jahre jüngeren Tagessiegern aus der Schweiz. Nicht verstecken mussten sich auch die Vortagessieger Seppi Neuhauser/Anton Philipp mit ihrer Zeit von 3:28:19,2 Stunden, die für Rang 5 in der Gesamtwertung reichte. „Da haben der Anton und der Oswald schön einen rausgehauen, aber wir haben ja noch über 44 Minuten Vorsprung“, zollte Seppi Neuhauser der Konkurrenz gehörigen Respekt.
Die glücklichen Pechvögel: Ida-Sophie Hegemann und Suse Spanheimer
War das nun Pech oder Glück? Ida-Sophie Hegemann, das 22 Jahre alte Lauftalent aus Göttingen, und ihre acht Jahre ältere Teamkollegin Suse Spanheimer aus Würzburg, sicherten sich in St. Anton am Arlberg ihren zweiten Etappensieg in 3:51:13,0 Stunden und bauten ihren Vorsprung auf die erneut Zweitplazierten Susi Lell und Marie Luise Mühlhuber (3:52:39,8 Stunden) auf nunmehr 12:07 Minuten aus.
Dabei hätte auch alles anders laufen können. Denn nach der zweiten Verpflegungsstelle auf dem Flexenpass verlor Spanheimer den Halt, rutschte einen Fels hinunter und hatte gleich zwei Schutzengel. „Ich war froh, dass ich morgens eine lange Laufhose angezogen habe und nicht die kurze. Dadurch hielten sich die Hautabschürfungen in Grenzen. Und dann haben mir noch zwei freundliche Läufer geholfen, den Fels wieder hinaufzukommen. Ohne diese beiden hätte ich das nicht geschafft. Ich hatte also Pech, aber auch wieder Glück, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist“, gestand die Würzburgerin.
Das Beste des TAR in zwei Tagen – der RUN2
„2020 sind wir wieder beim Transalpine Run über acht Tage dabei, garantiert“, versprachen Rene Mair und Lukas Kocher, die beiden Österreicher aus Imst in Tirol. Nach zwei Tagen hatten sie den RUN2 souverän für sich entschieden, beide Etappen dominiert und am Ende mit der Gesamtzeit von 8:38:46,2 Stunden einen komfortablen Vorsprung auf die beiden Deutschen Tobias Grimmert und Micha Florian Förderer (8:55:24,3 Stunden). Für Rene Mair endete damit eine sensationelle Saison. Der 37-Jährige stand Anfang Juli bereits als Dritter bei den Salomon 4 Trails auf dem Siegerpodest. Und unterstützte beim RUN2 seinen Teamkameraden Kocher so gut es ging. Der 33-Jährige hatte erst im März einen Bandscheibenvorfall. „Dafür ging es erstaunlich gut, aber die Grundlage fehlt einfach“, kommentierte Kocher, der sich direkt nach dem Ziel bei seinem Teamkameraden Mair bedankte. „Der Rene ist einfach eine Maschine, er hat mich die Berge hinauf geschoben.“ In der Kategorie Mixed war der Salzburger Ausnahmeathlet David Wallmann mit seiner Partnerin Kerstin Tossmann nicht zu bremsen. Zwei Tagessiege und die Gesamtzeit von guten 9:10:51,1 Stunden sprechen für sich. In der Kategorie Women dominierten die Österreicherinnen Johanna Eiter/Cornelia Falkner in 12:55:36,3 Stunden. Ausgesprochenes Pech hatte indes Markus Mingo, der Gesamtsieger des Transalpine Run 2018. Der Bayer war mit Lucas Nägele, Gesamt-Zweiter des TAR 2018, in Oberstdorf an den Start gegangen. Doch Nägele litt sofort nach dem Start unter Magenproblemen, musste an der Mindelheimer Hütte ärztlich behandelt werden und beendete an der zweiten Verpflegungsstelle das Rennen. „Wir hätten hier gerne gewonnen, aber so ist es halt“, erklärte Mingo, der beide Tage als Solist souverän ins Ziel kam.
St. Anton am Arlberg – mehr als nur ein Etappenort
Der riesige Tross des Transalpine Run gastierte am Sonntag zum achten Mal in St. Anton am Arlberg. „Wir sind seit der Premiere im Jahr 2005 dabei, also vom ersten Tag an sind wir Etappenort des TAR. Daraus ist mittlerweile eine Freundschaft entstanden, eine echte Partnerschaft zwischen St. Anton am Arlberg und dem Veranstalter PLAN B mit Uta und Heini Albrecht“, freute sich Tourismus-Direktor Martin Ebster. Wie Ebster ist auch Wilma Himmelfreundpointner, Marketing & Presse, vom ersten Tag an mit von der Partie. Das Markenzeichen von St. Anton am Arlberg sei der große internationale Sport, im Winter wie im Sommer, so Ebster, der den Transalpine Run in diese Kategorie einordnet: „Hier ist der besondere Teamspirit zu spüren.“