Das am Ortsrand von Breslack erbaute neue Gewerbe- und Bürogebäude mit Ausblick in die ländlich-hügelige Landschaft der Lausitz fällt dem Betrachter zuerst durch seine leuchtend rote Fassade zur Straßenseite hin auf. Der unprätentiös wirkende zweigeschossige Baukörper mit 22 Grad-Satteldach und einer Firsthöhe von 7,70 Metern basiert auf einem rechteckigen Grundriss von ca. 14,5 x 7,0 Metern.
Er ist in Form einer industriell vorgefertigen Holzrahmenkonstruktion mit einem Rastermaß von 81,5 Zentimetern auf einer 22 Zentimeter dicken Bodenplatte und Streifenfundamenten von 30/90 Zentimetern errichtet. Jedes Geschoss bildet einen eigenständigen Nutzungsbereich mit getrennter Erschließung. Während das Erdgeschoss als Keramik-Atelier dient, wird das über eine Außentreppe zugängliche Obergeschoss als Büro genutzt.
Wichtigstes Anliegen des Planers war es, so Architekt Tom Kaden in seinem Erläuterungsbericht, "... so zu Bauen, dass auf herkömmliche Energie ganz verzichtet werden kann, oder das Haus sogar für den gesellschaftlichen Energiebedarf nutzbar zu machen". Dann präzisiert Kaden weiter: "Dass in einem Haus autonom Strom, Wärme und sogar Energiebedarf für ein Fahrzeug produziert werden kann, ist heute keine Utopie mehr, insbesondere bei einer kreativen Nutzung der bioklimatischen Gegebenheiten. Abgekoppelt von Netzen und von anonymen Kosten zu wirtschaften: das hat eine enorme kulturelle Dimension. Selbige fordert aber eine hohe Intelligenz beim Bauen".
Architekt Kaden, gleichzeitig auch Bauherr, realisierte seine Vorstellung eines Passivhauses konsequent als ganzheitliche Lösung. Die Verbindung der Hauptkomponenten Passivhaus plus Klima-aktiver Fassade (Solarfassade) führte letztlich zu einem energetisch autonomen Haus, welches auf herkömmliche traditionelle Energiesysteme völlig verzichten kann. "Der dynamische Wärmeschutz im Passivhaus Müka zwo", so Kaden, "in Wechselwirkung mit den haustechnischen Komponenten Photovoltaik und Solarthermie als gleichzeitige Dacheindeckung des Süddaches sowie einer hoch effizienten Wärmerückgewinnungsanlage garantiert einen Primärenergiewert weit unter 120 kwh/(m²a)".
Erfolg mit Quick Step-Solar PV
Das asymmetrische Satteldach mit 22 Grad Neigung hat eine Deckfläche von rund 150 Quadratmetern. Sein konstruktiver Aufbau von innen nach außen besteht aus Naturfaserputz, Gipskartonplatte 12,5 Millimeter, OSB-Platte 11 Millimeter, Doppel-T Holzprofilträger 160 Millimeter mit Zwischenfüllung aus Zellulosefaserdämmstoff, luftdichte Abklebung der Stöße, OSB-Platte 15 Millimeter, KVH-Sparren 60/240 Millimeter, mit Zwischenfüllung aus Zellulosefaserdämmstoff, latexierte Holzweichfaserplatte 50 Millimeter, Konterlatte 30/50 Millimeter, Systemlattung für Quick Step Treppendach, Metalldeckung mit Rheinzink-Quick Step System-Elementen 0,8 Millimeter dick, 2000 x 365 Millimeter.
Das Quick Step-Treppendach ist ein modernes Dachsystem aus standardisierten, vorgefertigten Steck-Komponenten und entsprechendem Systemzubehör. Es verbindet einfache Handhabung am Bau mit interessanten Gestaltungsmöglichkeiten. Die Basisprofile werden mit speziellen Profilbefestigern und keilförmigen Systemlatten auf dem Tragwerk "unsichtbar" befestigt. Durch die deutlich horizontale, treppenförmige Struktur der Dachprofile werden neue Formen der Dacharchitektur verwirklicht.
Die Entscheidung für das Quick Step-Treppendach aus Rheinzink "vorbewittert pro" passte schlüssig in das Gesamtkonzept. Auf der Nordhälfte des Daches wurden also die bekannten, stufenförmig angeordneten Basisprofile - wie schon im Dachaufbau erwähnt - auf der erforderlichen Systemlattung trauf- bzw. firstparallel verlegt. Die Südhälfte des Daches wurde in analoger Form, jedoch mit den innovativen Quick Step-Solar PV- Sytemelementen von Rheinzink versehen. Auf diese Art gelang es, ökologische Solarenegiegewinnung auch im architektonischen Sinne optimal zu integrieren.
In Vorgesprächen mit dem Planer waren die konstruktiven Voraussetzungen für diese Dachlösung diskutiert worden. Entscheidende Argumente, wie eine zeitgemäße, dachintegrierte Modultechnik ohne zusätzliche Befestigungselemente, sowie Alterungsbeständigkeit und einfache Verlegung, gaben den Ausschlag.
Elektrische Energie vom Dach
Das Quick Step Solar-PV-System ermöglicht die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie. Solarmodule werden werksseitig mit einem transparenten 3M High-Tech-Kleber unmittelbar auf die Quick Step-Dachele-mente aufgeklebt. Das Ergebnis ist eine dauerelastische Verbindung zwischen dem metallischen Dachelement und den in TVG-Weißglas Glas eingebetteten, kristallinen Siliziumzellen. Natürlich werden die besonderen Anforderungen an Lichtdurchlässigkeit, Witterungs- und Alterungsbeständigkeit erfüllt. Für den Nutzer ist dabei von Interesse, dass diese Technik mit in Glas eingebetteten Solarmodulen keine technische Neuheit darstellt, sondern sich in der Baupraxis seit Jahren bewährt.
Das System eignet sich für Dachneigungen von 10 bis 75 Grad und benötigt keine zusätzlichen Befestigungselemente. Um einen guten Wirkungsgrad zu erreichen, sollten die mit den PV-Modulen versehenen Dachflächen möglichst zwischen Südost und Südwest orientiert sein. Exakte Detailvorgaben seitens des Herstellers erleichtern die Objektplanung und machen sie übersichtlich. Die Verlegung auf dem Dach wird durch die günstige Profilgeometrie vom First zur Traufe erleichtert, so dass die Module nicht vom Monteur begangen und einfach durch ein Stecksystem verbunden werden. Der elektrische Anschluss der Photovoltaikanlage an Wechselrichter erfolgte durch autorisierte Fachhandwerker. Konstruktionsprinzip und Aufbau der Quick Step Solar PV-Elemente sind aus den Zeichnungen und Fotos ersichtlich.
Klempnerarbeiten in Rheinzink
Insgesamt wurden bei dem hier vorgestellten Passivhaus außer der schon geschilderten Dachdeckung weitere Klempnerarbeiten in Rheinzink ausgeführt. Dazu gehörte natürlich die obligatorische Dachentwässerung über spezielle Traufbleche und genormte, vorgehängte halbrunde Dachrinnen, die das Niederschlagswasser auffangen, sammeln und über vier nahtlos geschweißte, runde Fallrohre nach unten ableiten. Ein weiteres funktionelles Detail der Klempnerarbeiten ist die metallische Deckung des Vordaches über dem Eingangsbereich, die in Doppelstehfalztechnik ausgeführt wurde. Hier sind auch die harmonisch angepassten seitlichen Aufkantungen zu erwähnen, die zusammen mit einer zierlichen, vorgehängten Dachrinne verhindern, das Niederschlagswasser unkontrolliert nach außen abfließt.
Partielle Außenbekleidung in Wabenstruktur
Eine etwas anders geartete Arbeit mit Blech ist die formschöne, partielle Außenbekleidung des Eingangsbereiches im Erdgeschoss. Sie besteht aus horizontal angeordneten Rheinzink-Paneelen mit einer dreidimensionalen, markanten Wabenstruktur (Rheinzink - "DMS-structal", System Dr. Mirtsch GmbH, Telow).
Dieses neue Produkt des Dattelner Herstellers verfügt über hohe Form- und Biegesteifheit und wird in einem patentierten Verfahren material- und umweltschonend erzeugt. Je nach Bauherrenwunsch und architektonischen Vorstellungen kann diese Wabenstruktur auch für Attiken, Kassetten-Fassaden und Metalldachflächen geliefert werden. Die exzellenten Umformeigenschaften des Ausgangswerkstoffes Rheinzink "vorbewittert pro" bleiben erhalten.
Das hier vorgestellte Passivhaus mit Klima-aktiver Fassade, Metalldach und dachintegrierter Photovoltaik-Anlage ist eine interessante und überzeugend gelöste Bauaufgabe. Architekt Kaden hat unter Nutzung heute zur Verfügung stehender bautechnischer, haustechnischer und ökologischer Komponenten ein energetisch unabhängiges Gebäude geschaffen, das ohne herkömmliche Energiesysteme auskommt. Bemerkenswert sind ferner die an diesem Objekt ausgeführten Klempnerarbeiten in "vorbewittertem" Rheinzink. Sie führen auch dem kritischen Betrachter vor Augen, wie vielfältig und umweltfreundlich Planer das langlebige Metall aus Datteln für anspruchsvolle Bauaufgaben einsetzen: vom kompletten Dach über die Dachentwässerung bis hin zur attraktiven Außenwandbekleidung.
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