Das Ziel für die beiden LMP2-Kundenteams beim härtesten Langstreckenrennen der Welt ist der Klassensieg. Die Fahrzeuge der über 200 PS stärkeren und vom Leistungsgewicht her deutlich überlegenen LMP1-Klasse waren beim Test auf der 13,629 Kilometer langen Strecke etwa 20 Sekunden pro Runde schneller als die LMP2-Autos.
"Beim ersten Start unseres jungen Teams in Le Mans den Klassensieg zu holen, wäre gigantisch", sagt John Nielsen, der bei Essex Teamchef und Fahrer in Personalunion ist. "Aus den Fehlern, die wir bei den ersten Rennen der LMS gemacht haben, haben wir für Le Mans gelernt. Es ist für die Fahrer, für das Auto und das Team eine gewaltige Herausforderung, 24 Stunden perfekt zu funktionieren. Darin liegt die große Faszination dieses Rennens." Nielsen weiß, wovon er spricht: Er fuhr schon 18 Mal in Le Mans, feierte 1990 auch einen Sieg. Auch sein Landsmann und Teamkollege Casper Elgaard hat die Begeisterung der Fans in Le Mans schon hautnah erlebt: Er startet bereits zum sechsten Mal zum Langstreckenklassiker in der Sarthe. Seine bisher beste Platzierung holte er im Vorjahr, als er Dritter wurde.
Porsche-Werksfahrer Sascha Maassen (Aachen) komplettiert das dänische Team.
Wie seine Werksfahrer-Kollegen wurde er freigestellt, um die Kundenteams in Le Mans zu unterstützen. "Ich freue mich wahnsinnig, mit dem RS Spyder beim größten Rennen der Welt antreten zu dürfen", sagt Maassen, "vor allem, weil ich das Auto seit 2005 mitentwickelt habe und es sein erster Le-Mans-Einsatz ist. Die Zusammenarbeit mit dem Essex-Team hat beim Vortest prima funktioniert." Normalerweise startet Maassen in der American Le Mans Series für das werksunterstütze Team Penske Racing, mit dem er 2006 den Titel holte. In Le Mans feierte der Routinier 2004 und 2005 Siege in der GT-Klasse.
Auch für das LMS-Team Van Merksteijn Motorsport ist das 24-Stunden-Rennen eine Premiere - für Jos Verstappen (Niederlande) gleich in dreifacher Hinsicht: Der ehemalige Formel-1-Pilot fuhr noch nie in Le Mans, noch nie ein 24-Stunden-Rennen - und noch nie bei Nacht. Beeindruckt war er von den schnellen Kurven des Kurses. "Die Strecke hat es in sich, sie ist aufregend und sehr anspruchsvoll, für einen Le Mans-Anfänger allein schon wegen ihrer Länge", sagt er. "Weil es kaum richtig trocken war beim Test, bin ich sicher noch nicht am Limit gewesen. Aber ich habe vollstes Vertrauen in unser Auto und freue mich auf das Rennen." Die beiden weiteren Fahrer des niederländischen Trios, Jeroen Bleekemolen und Teameigner Peter van Merksteijn, haben jeweils bereits zwei Le-Mans-Starts auf dem Konto.
In der GT2-Klasse werden insgesamt drei Porsche-Teams mit dem 911 GT3 RSR versuchen, den Vorjahressieg zu wiederholen. Für das deutsche Team Felbermayr-Proton sind Porsche-Werksfahrer Wolf Henzler (Nürtingen), Alex Davison (Australien) und Horst Felbermayr sen. (Österreich) im Einsatz. Das Team Flying Lizard Motorsports (USA) tritt mit den Amerikanern Johannes van Overbeek und Seth Neiman sowie Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister (Langenfeld) an. Das Trio des französischen Teams IMSA Performance Matmut besteht aus Teambesitzer Raymond Narac (Frankreich) und den Porsche-Werksfahrern Patrick Long (USA) und Richard Lietz (Österreich).
Den publikumswirksamen Auftakt zu den 24 Stunden von Le Mans bildet die Technische Abnahme am Montag und Dienstag (9./10. Juni), zu der sich traditionell Tausende von Zuschauern am Marktplatz in Le Mans einfinden.
Die beiden Trainingsitzungen finden am Mittwoch und Donnerstag, jeweils von 19.00 bis 21.00 Uhr und von 22.00 bis 24.00 Uhr, statt. Am Freitagnachmittag gibt es die berühmte Fahrerparade durch Le Mans.
Gänsehaut ist garantiert, wenn die 55 Rennfahrzeuge am 14. Juni um 15.00 Uhr mit fliegendem Start die 24-Stunden-Distanz in Angriff nehmen.
Eurosport überträgt abwechselnd mit seiner Pay-TV-Tochter Eurosport 2 das gesamte Rennen, etwa die Hälfte davon im frei zugänglichen Hauptsender. Auch Training und Warmup werden übertragen. Start der Live-Rennberichterstattung ist am 14. Juni um 14.30 Uhr.
Daten und Fakten: 24 Stunden von Le Mans
Das 55 Fahrzeuge starke Starterfeld des 24-Stunden-Rennens von Le Mans bilden zwei unterschiedliche Sportfahrzeug-Kategorien: Sportprototypen und Seriensportwagen. Am Technischen Reglement des Langstreckenklassikers orientiert sich die europäische Le Mans Series (LMS), in der 2008 drei RS Spyder am Start sind. Das amerikanische Pendant American Le Mans Series (ALMS) hat das Reglement leicht modifiziert. Dort liegen die LMP1- und die LMP2-Fahrzeuge dichter beieinander. Alle Rennwagen starten in Le Mans gleichzeitig; es gibt eine Gesamtwertung und eine Wertung der einzelnen Klassen.
Das sind die vier Klassen:
Klasse LMP1: Sportprototypen mit bis zu 750 PS und einem Mindestgewicht von 900 Kilogramm (in der ALMS: 750 PS/925 Kilogramm). Leistungsgewicht: rund 1,2 kg/PS.
Klasse LMP2: Sportprototypen mit rund 475 PS (mit Saugmotor) und 825 Kilogramm Mindestgewicht (in der ALMS: 475 PS/800 Kilogramm). Leistungsgewicht: rund 1,7 kg/PS. In dieser Klasse startet der Porsche RS Spyder.
Klasse GT1: Stark modifizierte Seriensportwagen mit bis zu 650 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm (in der ALMS: 650 PS/1.125 - 1.325 Kilogramm).
Klasse GT2: Leicht modifizierte Seriensportwagen mit 450 bis 470 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm (in der ALMS: 450 bis 470 PS/1.125 - 1.325 Kilogramm). In dieser Klasse ist der Porsche 911 GT3 RSR am Start.