Kurz vor dem Start hatte ein Regenschauer die 4,3 Kilometer lange Strecke unter Wasser gesetzt. Während die ersten Zehn auf profillosen Slicks zur Startaufstellung fuhren, pokerten wenige Piloten mit Regenreifen. Der Start und die Anfangsphase des Rennens waren daher geprägt von zahlreichen Überholmanövern auf extrem rutschiger Strecke und von Drehern. Es setzte sich zunächst der ehemalige DTM-Fahrer Thomas Jäger (Online Leasing Racing Team PZ Nürnberg) mit Regenreifen an die Spitze. Doch der Münchner musste bei abtrocknender Strecke die Box ansteuern, um Reifen zu wechseln. Er fiel auf Rang 20 zurück.
Sieger Jan Seyffarth war von Startplatz drei aus mit Slicks ins Rennen gegangen, hatte sich aber dennoch in den ersten drei Runden um etwa 15 Sekunden von dem Verfolgerfeld absetzen können. Nach vier vierten Plätzen freute sich das gesamte Team SMS Seyffarth-Motorsport über den Premierensieg. Die Verfolger lieferten sich ein herzerfrischendes Duell um die weiteren Podiumsplätze. Über die Hälfte des Rennens kämpften Chris Mamerow, Uwe Alzen (Betzdorf, HP Team Herberth PZ Olympiapark), René Rast und Alzen-Teamkollege Jörg Hardt (Bonn) miteinander. Ab der Halbzeit des Rennens konnte sich der 23-jährige Mamerow dann leicht absetzen und seinen zweiten Platz sicher ins Ziel fahren.
Hinter ihm setzte sich schließlich Jugend gegen Routine durch. Der amtierende Carrera-Cup-Champion Uwe Alzen, 41, wurde vom 21-jährigen René Rast mit einem fairen Überholmanöver vom letzten Podiumsplatz verdrängt.
Seinen vierten Platz rettete der Betzdorfer vor dem drängenden Teamkollegen Hardt über die Ziellinie.
Ausgezeichnet schlugen sich die beiden UPS-Porsche-Junioren Marco Holzer(Bobingen) und Martin Ragginger (Österreich). Nach seinem tollen zweiten Startplatz in seinem erst achten Rennen im 420 PS starken Porsche 911 GT3 Cup, kam der 19-Jährige beim Start auf der nassen Strecke schlecht weg, fuhr dann aber unter den schwierigen Bedingungen fehlerfrei auf Platz sechs. Direkt hinter ihm kam der 20-jährige Ragginger ins Ziel, der bereits sein zweites Jahr als UPS-Porsche-Junior fährt.
Eine kleine Sensation gelang auch dem ehemaligen DTM-Star Christian Abt (Kempten, tolimit Motorsport), der 2008 erstmals im Porsche Carrera Cup antritt. Nach Pech im Zeittraining nur von Startplatz 25 aus ins Rennen gegangen, spielte der 41-Jährige aus dem Allgäu seine Rennerfahrung aus und holte sich den achten Platz. Hinter ihm wurde Lokalmatador Patrick Huisman (Niederlande, Hermes Attempto Racing PZ Nürnberg) als Neunter abgewinkt.
Zehnter wurde René Rasts Teamkollege Mario Josten.
Die Führenden sind vor dem siebten Lauf auf dem Nürburgring in zwei Wochen (27. Juli) noch enger zusammengerückt - das verspricht Spannung für die noch ausstehenden drei Rennen der Saison. Rast liegt mit 100 Punkten vorne, gefolgt von Mamerow (92) und Seyffarth mit nun 76 Punkten.
Jan Seyffarth (Erster): "Das war ein fantastisches Rennen. Dass aus dem angepeilten Podiumsplatz sogar ein Sieg geworden ist, ist das Allerbeste.
Der Schlüssel zum Erfolg war mein perfekt abgestimmtes Rennauto. Deshalb freue ich mich auch ganz besonders fürs Team, das diesen Sieg verdient hat.
Ich hatte ja mit meinem Supercup-Erfolg in Barcelona schon gezeigt, dass ich gewinnen kann."
Chris Mamerow (Zweiter): "Ich bin zufrieden, denn ich habe unter extrem schwierigen Streckenbedingungen 18 Punkte geholt und damit zwei Punkte in der Meisterschaft auf René gut gemacht. Damit habe ich nun nach hinten ein bisschen Luft und kann nach vorne angreifen. Jan hat einen super Job gemacht heute, da kann man nur gratulieren."
René Rast (Dritter): "Das war ein sehr turbulentes Rennen. Am Anfang im Nassen war ich sehr schnell und konnte Druck auf Chris machen. Einmal hat er mir die Tür zugeschlagen. Wir haben uns leicht berührt, aber es war alles fair und hat großen Spaß gemacht. Um kurz vor Schluss Uwe Alzen zu überholen, musste ich ein bisschen Risiko eingehen, doch das hat sich ausgezahlt."
Für Begeisterung bei den 48.000 Zuschauern hatte auch ein Auftritt von Jos Verstappen am Sonntagmittag gesorgt: Der Publikumsliebling drehte Demonstrationsrunden mit jenem Porsche RS Spyder, mit dem Verstappen, Jeroen Bleekemolen und Peter van Merksteijn (alle Niederlande) Mitte Juni das 24-Stunden-Rennen von Le Mans in der LMP2-Klasse gewonnen hatten.
Rennergebnis:
1. Jan Seyffarth (D), SMS Seyffarth-Motorsport, 28:31,417 Minuten (135,898 km/h)
2. Chris Mamerow (D), Mamerow Racing PZ Essen, + 7.962 Sekunden
3. René Rast (D), MRS Team PZ Aschaffenburg, + 11.774
4. Uwe Alzen (D), HP Team Herberth PZ Olympiapark, + 13.752
5. Jörg Hardt (D), HP Team Herberth PZ Olympiapark, + 13.965
6. Marco Holzer (D), UPS-Porsche-Junior-Team, + 16.174
7. Martin Ragginger (A), UPS-Porsche-Junior-Team, + 19.900 8. Christian Abt (D), tolimit Motorsport, + 27.413
9. Patrick Huisman (NL), Hermes Attempto Racing PZ Nürnberg, + 29.497
10. Mario Josten (D), MRS Team PZ Aschaffenburg, + 30.860
Fahrerwertung nach dem sechsten von neun Läufen:
1. René Rast (D), 100 Punkte
2. Chris Mamerow (D), 92 Punkte
3. Jan Seyffarth (D), 76 Punkte
4. Nicolas Armindo (F), 70 Punkte
5. Jörg Hardt (D), 62 Punkte