Die einzigartige Karriere des Porsche-Urgesteins begann bereits am 1. April 1943, als der damals 15-Jährige in die Porsche KG eintrat. Nach dem Krieg kehrte Linge 1949 zu Porsche zurück und war an der Produktion der ersten in Stuttgart gebauten Porsche 356 beteiligt.
1952 entsendete ihn Ferry Porsche nach Nordamerika, wo er entscheidend beim Aufbau des Porsche-Auslandskundendienstes mitwirkte.
1956 nach Deutschland zurückgekehrt, ging Herbert Linge - neben seiner Arbeit in der Versuchs- und Entwicklungsabteilung - für das Porsche-Werksteam als Rennfahrer an den Start. Über einen Zeitraum von 20 Jahren war er bei zahlreichen Rennen erfolgreich. Insgesamt gehen nicht weniger als 90 Klassensiege und sechs internationale Rekorde auf sein Konto.
Doch Herbert Linge schrieb nicht nur Renn-, sondern auch Filmgeschichte: Als 1970 für den Kinofilm "Le Mans" ein Double für den amerikanischen Schauspieler Steve McQueen benötigt wurde, startete er beim 24 Stunden Rennen mit einem zum Kamerawagen umfunktionierten Porsche 908. Als schnellster Kameramann der Welt hat er mit seinen atemberaubenden Inboard-Aufnahmen dafür gesorgt, dass die Marke Porsche auch auf der Kinoleinwand Kultstatus erlangte.
Mit 42 Jahren beendete Herbert Linge seine Rennfahrerkarriere und wechselte ins damals neu geschaffene Porsche-Entwicklungszentrum Weissach, wo er bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn als Betriebsleiter tätig war. Auch bei der Planung und Konzeption des Entwicklungszentrums hatte Linge von Beginn an maßgeblichen Anteil. Als Porsche gegen Ende der 50er Jahre ein Gelände zum Bau einer Teststrecke suchte und Ferry Porsche die Betonierung fruchtbarer Felder kategorisch ablehnte, brachte Herbert Linge seine Heimatgemeinde Weissach ins Spiel. Mit der Bemerkung: "Dort wächst nichts außer Schlehen"
konnte er den Porsche-Chef überzeugen, und schon 1961 folgte der erste Spatenstich.
Neben seiner anspruchsvollen Tätigkeit als Betriebsleiter der Porsche-Versuchswerkstätten engagierte sich Herbert Linge in besonderer Weise für die Sicherheit des Motorsports. Aus seiner langjährigen Rennerfahrung kannte er dessen Gefahren und gründete daher 1972 die Sicherheitsstaffel der Obersten Nationalen Sportkommission für Motorsport (ONS).
Auch als Ruheständler war Linge ab 1987 weiter auf Rennkursen in aller Welt zu finden. Bis 1990 leitete der gebürtige Weissacher die ONS-Sicherheitsstaffel, 1993 übernahm er die Leitung der Markenpokal-Rennserie Porsche Carrera Cup. Mit Porsche ist Herbert Linge bis heute verbunden: Sein Name findet sich immer wieder auf den Teilnehmerlisten von historischen Motorsportveranstaltungen, wo er als Fahrer von klassischen Porsche-Modellen wie dem 356, 550 Spyder oder 718 immer wieder Tausende von Zuschauern begeistert.