1. Was ist ein Zahnimplantat?
Bielina: „Ein Implantat ist eine künstliche Zahnwurzel, die während einer Operation in den Kieferknochen geschraubt oder gesteckt wird und dort als Basis für die Suprakonstruktion, also eine feste Krone oder eine andere Zahnprothese, dient. Die Technik hierfür wurde schon vor über 40 Jahren entwickelt. In Deutschland sind Implantate seit 1982 als therapeutisches Mittel anerkannt. Allein im letzten Jahr wurden hier etwa 600.000 Implantate gesetzt.“
2. Welche Arten von Implantaten gibt es?
Herzing: „Es gibt Unterschiede sowohl beim Material als auch beim Aufbau des Implantats. Das häufigste Material ist hochreines Titan, ein Metall, das kaum reagiert und daher fast nie Allergien auslöst. Eine neuere Variante stellt die moderne Hochleistungskeramik Zirkonoxid dar, die sehr belastbar ist und gleichzeitig in Lichtdurchlässigkeit, Farbe und Wärmeleitung echten Zähnen stark ähnelt. Außerdem gibt es speziell beschichtete oder aufgeraute Implantate, welche die Einheilphase im Kiefer beschleunigen sollen.“
3. Welche Versorgungsmöglichkeiten mit Implantaten gibt es und wo liegen die Vorteile?
Bielina: „Entscheidend ist zunächst, dass Implantate fest im Kiefer sitzen und damit auch der auf ihnen ruhende Zahnersatz stabil bleibt. Sogar Vollprothesen lassen sich mit einigen Implantaten gut fixieren. Allerdings muss man hier Unterschiede zwischen den Implantatversorgungen machen. Eine einfache Version der Versorgung ist schon durch zwei Implantate mit einem sogenannten Kugelkopfanker möglich. Damit erzielt man einen besseren Halt der Prothese, jedoch sitzt sie beim Kauen nicht so gut. Gaumenplatte und Metallbügel, wie man sie vom Gebiss der Großeltern kennt, sind bei dieser schlichten Variante immer noch nötig. Eine wesentlich bessere und komfortablere Lösung für den Patienten ist eine Versorgung mit beispielsweise vier Implantaten im Unterkiefer (Stegtechnik) oder sechs im Oberkiefer (Teleskoptechnik). Die Prothesen, die sich darauf befestigen lassen, beeinträchtigen das natürliche Mundgefühl kaum, engen die Zunge nicht ein, stören den Geschmackssinn nicht und sitzen auch bei Belastung fest.
Fehlen nur ein oder zwei Zähne kann die Lücke mit Implantaten dauerhaft geschlossen werden. Vorteil dabei: Es müssen keine gesunden Nachbarzähne beschliffen werden, wie es etwa für die Fixierung einer herkömmlichen Brücke gemacht wird. Gesundheitlich besonders wichtig ist, dass die künstlichen Zahnwurzeln den Druck beim Kauen an den Kiefer weiterleiten. Dadurch wird der Knochen stimuliert und am Leben gehalten. Bei herkömmlichen Prothesen und Brücken wird der Kieferknochen an den Stellen der fehlenden Zähne dagegen kaum noch beschäftigt und bildet sich dadurch mit der Zeit zurück.“
4. Was kommt bei einer Implantation auf mich zu?
Herzing: „Das Einsetzen von Implantaten ist ein operativer Eingriff, der nur von erfahrenen Implantologen, Zahnärzten mit einer speziellen Ausbildung, ausgeführt werden sollte. Wenn der Kiefer des Patienten schon weit zurückgebildet ist, geht dem Eingriff ein Knochenaufbau voran. Dieser wird meist in derselben Sitzung wie die Implantation vorgenommen. Die Implantation wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Im Bedarfsfall kann je nach Möglichkeiten des behandelnden Arztes auch eine Vollnarkose veranlasst werden. Während der etwa einstündigen OP wird die künstliche Zahnwurzel fest im Kieferknochen verschraubt. Nach dem Eingriff spürt man in der ersten Zeit leichte Wundschmerzen. Die komplette Einheilphase danach, in der der Knochen an das Implantat wächst, dauert in der Regel im Oberkiefer etwa fünf Monate, im Unterkiefer etwa drei. Allerdings gibt es Implantate, die die Heilung beschleunigen und zum Teil sogar sofort belastet werden können. Solche Schnellversorgungen sind aber mit Vorsicht zu genießen, sie bergen ein hohes Risiko, das Implantat zu verlieren.“
5. Welche Risiken gibt es bei Implantaten?
Bielina: „Das größte Risiko ist, dass die eingesetzten Implantate nicht halten. Die Gründe dafür können verschieden sein: Eine zu frühe Belastung des Implantats verschlechtert zum Beispiel das Einwachsen. Ebenso verzögert Rauchen die Heilung und begünstigt Entzündungen im Mundraum, die auch nach der Einheilung noch für Implantate gefährlich werden können. Aus diesem Grund ist regelmäßige Nachsorge beim Zahnarzt und eine gute Mundhygiene für Implantat-Träger sehr wichtig. Bei richtigem Verhalten liegt die Erfolgsquote von Implantationen auf zehn Jahre gesehen bei 98 Prozent.“
6. Kann sich jeder Implantate setzen lassen?
Herzing: „Nein. Mädchen unter 17 Jahren und Jungen unter 20 Jahren sollten keine Implantate eingesetzt bekommen, weil ihr Kiefer noch nicht völlig ausgewachsen ist. Dagegen stellt eine Implantatversorgung bei älteren Menschen mit angegriffenem Kiefer oder Osteoporosepatienten dank der Möglichkeiten des Knochenaufbaus kein Problem dar. Dafür wird künstliches Material oder Knochensubstanz von einer anderen Stelle an den Kiefer verpflanzt. Es gibt allerdings einige Krankheiten, die durch ihre Symptome oder die Medikamentierung die Einheilung stark verschlechtern. Dazu zählen nicht eingestellte Diabetes, Bluterkrankheiten, fortgeschrittene Krebsleiden und psychische Erkrankungen. Ebenfalls problematisch ist die Implantation bei starken Rauchern, da bei ihnen die Gefahr, das Implantat zu verlieren, etwa viermal so hoch ist wie bei Nichtrauchern.“
7. Was zahlt die Kasse?
Bielina: „Seit der Einführung der befundorientierten Zuzahlung der Krankenkassen können auch Implantate von den Kassen mitfinanziert werden. Allerdings richtet sich die Zahlung prozentual nach der von den Krankenkassen vorgesehenen Regelversorgung, etwa einer Brücke oder einer einfachen Krone. Wenn beispielsweise Ober- und Unterkiefer ansonsten vollständig sind, zahlt die Kasse bei einer Lücke von bis zu drei Zähnen den Festkostenzuschuss einer Brücke. Dieser Zuschuss kann dann auch zur Teilzahlung einer Implantatlösung genutzt werden. Grob geschätzt liegen die Kosten für eine Implantatversorgung bei 500 bis 2000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den eigentlichen Zahnersatz. Für einen fehlenden Schneidezahn zahlen die Krankenkassen beispielsweise auf niedrigster Bonusstufe etwa 400 Euro zu. Die Eigenkosten für ein durchschnittlich teures Implantat und den nötigen Zahnersatz lägen dann bei rund 1450 Euro. Wie hoch die Beträge genau sind, hängt von der Art der Versorgung ab. Daneben gibt es bei den Kosten auch je nach Region, Hersteller und Konstruktion leichte Unterschiede. Sollte für die Zukunft die Absicht bestehen, sich mehrere Implantate setzen zu lassen, ist es günstig, die Eingriffe auf einmal durchführen zu lassen, da man so die Vorbereitungen für die Operation nur einmal bezahlen muss.“
Die bielina Zahntechnik GmbH wurde 1980 gegründet, drei Jahre vor dem Dental Labor Herzing. Beide Zahntechnik-Labore sind auf hochwertigen Zahnersatz wie Implantate und Systemprothesen spezialisiert, fertigen aber auch herkömmliche Prothesen, Brücken und Kronen. Daneben bieten beide regelmäßig Seminare und Fortbildungen für Zahnärzte und Praxispersonal an.