Prof. Umberto Cornelli von der „G. d'Annunzio“-Universität in Chieti untersuchte zwischen 2003 und 2005 den Effekt von Schutzimpfung und Colostrumeinnahme auf Fallzahl und Fallschwere der jährlichen Grippeerkrankungen. Das Ergebnis: Von den insgesamt 137 Teilnehmern der Studie erkrankten 8% der unbehandelten Personen und 4,4% der geimpften Personen, jedoch nur 0,9% der Probanden, die Colostrum eingenommen hatten.
Colostrum ist eine Vorstufe der Milch. Es wird von Mutterkühen in den ersten zwölf Stunden nach der Geburt abgegeben und hat extrem hohe Anteile an Vitaminen, Mineralstoffen und Immunglobulinen. Sie sorgen in den ersten Lebenswochen für den Aufbau von Abwehrkräften und schützen vor Infektionen. Ohne Colostrum sterben Kälber fünfmal häufiger als ausreichend versorgte Tiere. Die Zusammensetzung von Colostrum entspricht der menschlichen Muttermilch, ist aber um ein Vielfaches konzentrierter.
Die Wirkweise von Colostrum erklärt Prof. Cornelli so: „Grippeviren verbreiten sich nach der Infektion der Atemwege vom Magen-Darm-Bereich aus im ganzen Körper. Bei diesem Prozess werden die Epithelzellen zerstört. Colostrum verstärkt die Epithelzellen und damit den gesamten Magen-Darm-Bereich. Dadurch wird der Ausbruch der Grippeviren in den gesamten Organismus blockiert.“
Nicht nur die Anzahl der Grippefälle war unter den Colostrum-Probanden deutlich geringer. Auch die Schwere der Erkrankung unterschied sich: Während die Personen ganz ohne Behandlung und jene mit Grippeschutzimpfung durchschnittlich 13 beziehungsweise 11 Tage das Bett hüten mussten, waren es bei den Colostrum-Testern nur vier Tage. Prof. Cornelli zufolge half Colostrum, die Symptome zu verbessern, den Krankheitsverlauf zu mildern und die Heilung zu beschleunigen. „Es ist mindestens dreimal so effektiv und kostenwirksam wie eine Grippeschutzimpfung“, resümiert er. Da die Studie über drei Jahre hinweg durchgeführt wurde, seien ihre Ergebnisse repräsentativ, unabhängig von der Art des aktuellen Erregers.
Für seine Forschung verwendete der Wissenschaftler Colostrum-Produkte eines Augsburger Unternehmens: Charlotte Adler, Gründerin der Firma Colostrum Technologies, hatte 1996 ein inzwischen patentiertes Verfahren zur Kaltverarbeitung von Colostrum entwickelt. Dabei werden Fett, Kasein und eventuell vorhandene Keime durch Mikrofiltration und Sterilfiltration entfernt. Wichtige Inhaltstoffe wie Immunglobuline und Wachstumsfaktoren bleiben hingegen erhalten. – Ein wesentlicher Einflussfaktor für Cornellis Forschungen, denn fast alle übrigen Colostrum-Präparate werden wie Milch behandelt, also pasteurisiert. Die Hitze zerstört aber 28% der Immunglobuline.
Die nun in deutscher Sprache vorliegenden Forschungsergebnisse wurden zuerst im Juni 2005 in der „Italian Medical Gazette“ (Ausgabe 164/3, S. 163 – 169) veröffentlicht. Prof. Umberto Cornelli zufolge sollen die Untersuchungen weitergehen. Beim italienischen Gesundheitsamt hat er bereits beantragt, Colostrum als Medikament zuzulassen. Insbesondere für Kinder und ältere Menschen sei Colostrum als Alternative zur Grippeschutzimpfung sowie als zusätzlicher Schutz zu empfehlen. Bei diesen Personengruppen ist das Immunsystem entweder noch nicht voll ausgebildet oder aber es verliert bereits wieder seine Abwehrkraft. Denkbar wäre der Einsatz auch bei Menschen, die gegen den Impfstoff allergisch sind. „Colostrum ist ein natürliches Produkt, das die Widerstandsfähigkeit des Organismus steigert. Es liefert eine so genannte passive Immunität. Die Grippeschutzimpfung bewirkt demgegenüber eine aktive Immunität“, erklärt der Professor. Dennoch warnt Umberto Cornelli davor, Colostrum als Wundermittel anzusehen: „Die Grippe wird es immer geben und Colostrum ist nur eine Präventionsmöglichkeit.“