Die Randinschrift der neuen deutschen 10-Euro-Gedenkmünze fasst den Sinn und Zweck des Hamburger Elbtunnels in Kurzform zusammen: VERBINDUNG VON STADT UND HAFEN. Um zu verstehen, warum diese Verbindung am zweckmäßigsten unter der Elbe erfolgen sollte, müssen wir im Kalender 100 Jahre zurückgehen. Der Präsident der Hamburgerischen Ingenieurkammer Dr. Ing. Karl Heinrich Schwinn schildert die damalige Lage so: "Im ausgehenden 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg der Gesamtumschlag des Hamburger Hafens von 6,3 Mio. Tonnen im Jahr 1888 bis auf 25,5 Mio. Tonnen im Jahr 1913. Damit stieg der Bedarf an Arbeitskräften. So beschäftigten die Hafenbetriebe und die Werften Anfang des 20. Jahrhunderts bereits über 40.000 Arbeiter und Angestellte."
Der überwiegende Teil der Beschäftigten kam aus den Wohngebieten Hamburgs nördlich der Elbe und musste zweimal täglich in das Hafengebiet übersetzen - zumeist mit Barkassen und Fähren, da die Zug- und Straßenbrücken zu weit abseits lagen und große Umwege erforderten. Die kreuzenden Fähren behinderten aber einerseits den immer stärker aufkommenden Schiffsverkehr auf der Elbe, andererseits konnten die Fährlinien den Transport der Menschenmassen bei Schichtwechsel schlichtweg nicht mehr bewältigen. Nachdem ein Brückenbau technisch und kostenseitig zu aufwändig war und eine Fährgondel die Überkapazitäten nicht dauerhaft beseitigt hätte, entschloss sich die Hamburger Bürgerschaft den Tunnel zu bauen.
Der "Bauplan" findet sich auf der neuen deutschen 10-Euro-Gedenkmünze, die der Rodenbacher Medailleur Herwig Otto sehr detailgetreu gestaltet hat. Die 10-Euro-Münze, die am 15. September in Silber-Ausführung in der höchsten Prägequalität Spiegelglanz und am 1. Dezember 2011 in Kupfer-Nickel (Stempelglanz) erscheint, liefert eine vollständige Ansicht des Elbtunnels: Die oberen zwei Drittel zeigen einen Querschnitt mit Schachtbauwerk, den Aufzügen und dem Tunnel unter der Elbe mit laufender Schifffahrt. Das untere Drittel unter dem Schriftzug "Hamburger Elbtunnel" bildet die beiden Tunnelröhren in der Frontansicht ab. Lobenswert fand die Jury die klare und zugleich detailreiche Darstellung des Gesamtbauwerks und seiner Funktion. Insbesondere fand das Detail mit dem Kutschenfuhrwerk im Tunnel lobende Anerkennung. Schließlich hatte man damals die Durchfahrtshöhe im Elbtunnel auf die Länge der Kutscherpeitschen abgestimmt.
Der Tunnel wurde am 7. September 1911 für den Fußgängerverkehr und im November 1911 für Pferdefuhrwerke und Kraftfahrzeuge eröffnet und ist noch heute in Betrieb. Er wird als öffentlicher Verkehrsweg von Fußgängern, Radfahrern und Kraftfahrzeugen genutzt. Bei seiner Eröffnung eine technische Sensation, steht der 426,5 Meter lange Elbtunnel samt Zugangsbauwerken seit 2003 unter Denkmalschutz und wurde 2007 für die Auszeichnung "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" nominiert. Freilich fordert der Elbtunnel auch seinen Tribut. Von den 4.400 eingesetzten Arbeitskräften starben drei Männer durch die Arbeit bei Überdruck an der Taucherkrankheit, zwei weitere starben bei Unfällen. Ihnen, aber auch der großen Leistung deutscher Ingenieure für den technischen Fortschritt, ist die Gedenkmünze "100 Jahre Hamburger Elbtunnel" gewidmet. Sie sollte in keiner Deutschlandsammlung fehlen.
Spezifikationen:
Gedenkmünze Deutschland 2011: 10 Euro, Ø 32,5 mm, Prägezeichen J (Hamburg)
Silber (625/1000), 16 g: Auflage 200.000 Ex. / Kupfer-Nickel, 14 g: Auflage 1,8 Mio.