Mit einer Fläche von ca. 316 Quadratkilometern ist Malta zwar der kleinste eigenständige EU-Staat, doch finden sich auf den drei Hauptinseln der Republik viele Spuren und Zeugnisse einer Jahrtausende alten Kulturgeschichte. Diese spiegeln sich nun teilweise auch auf den nationalen Seiten der frisch geprägten neuen Landeswährung wider. So zeigen die Zwei- und Ein-Euro-Münzen ein typisches achtstrahliges Malteserkreuz. Es erinnert an die über 250-jährige Herrschaft des mächtigen Ritterordens, dessen Festungsanlagen noch heute zum Bild der Hauptstadt Valetta gehören. Die Malteser waren ab 1530 Besitzer der 100 Kilometer vor Sizilien gelegenen Insel, deren Name sich vom punischen Wort "malet" für Zufluchtsort ableitet. Nach der Eroberung durch Napoleon besetzten im Jahr 1800 die Briten die Inselgruppe und prägten in der folgenden Kolonialzeit entscheidend das heutige Malta. 1964 erlangte das Land dann seine völlige Unabhängigkeit, welche nun auch auf den zweistelligen Cent-Münzen stolz dokumentiert wird. Das hier gezeigte Landeswappen zeigt einen geteilten Schild mit einer Krone als Zeichen der Souveränität.
Die drei kleinsten Werte, die kupferplattierten Münzen von 1 bis 3 Cent, gehen am weitesten in der Geschichte zurück. Sie zeigen den berühmten Altar des Mnajdra-Tempels, Teil einer prähistorischen Megalithanlage, die um 3500 v. Chr. entstanden und somit älter als die ägyptischen Pyramiden ist. Die Bauten, die als Vorgänger der englischen Kultstätte Stonehenge gelten, sind so ausgerichtet, dass bei Tag- und Nachtgleiche der erste Sonnenstrahl auf eine Steinplatte des Altar-Kultraums fällt.
Aus der gleichen Epoche stammt eine Kultfigur, die einige tausend Seemeilen weiter östlich ausgegraben wurde und auf den neuen Ein- und Zwei-Euro-Stücken Zyperns zu sehen ist – dem zweitem Land, das an Neujahr 2008 zum Euro-Raum hinzugestoßen ist. Die prähistorische Skulptur stellt das "Idol von Pomos" dar, eine Frau mit weit geöffneten Armen und galt vor 5.000 Jahren vermutlich als Symbol der Fruchtbarkeit.
Zypern, rund 70 Kilometer südlich des türkischen Festlands gelegen, gilt als Heimat der Schönheitsgöttin Aphrodite und kann ebenfalls auf eine höchst bewegte Historie zurückblicken. Ägypter und Perser herrschten hier ebenso wie die Römer, Venezianer oder Kreuzritter. Die deutet nicht zuletzt auf die strategische Bedeutung Zyperns hin, das lange Zeit als wichtiger Handelsknotenpunkt und Seefahrernation galt. So ist auf den mittleren Cent-Werten das antike Schiff "Kyrenia" abgebildet, das ca. 300 v. Chr. vor der Nordküste der Insel versunken ist. Das geborgene Schiff ist heute im Museum der Burg von Kyrenia zu besichtigen.
1925 wurde Zypern britische Kronkolonie und erlangte 1960 seine Unabhängigkeit. Aufgrund von Spannungen zwischen den griechischen und türkischen Volksgruppen kommt die nach Sizilien und Sardinien drittgrößten Mittelmeerinsel auch in jüngster Zeit nicht zur Ruhe und wurde 2004 als geteiltes Land EU-Mitglied. Deshalb zeigen die neuen Euro-Münzen den Landesnamen in griechischer und türkischer Schrift – auch die kleineren Cent-Werte, die sich der Natur des Landes widmen. Sie zeigen so genannte Mufflons. Diese – heute leider vom Aussterben bedrohten Wildschafe – gelten als besonders charakteristische Tierart der Insel.
Die Münzen Zyperns und Maltas zeigen ein höchst interessantes landeskundliches Spektrum der beiden neuen Euro-Mitgliedsländer. Für Münzensammler sind sie schon deshalb von besonderer Bedeutung, da es ja gerade die kleinen Ländersind, die mit schönen Motiven, aber geringen Auflagen das Euro-Sammelgebiet numismatisch besonders begehrenswert machen.