Als der kleine Carl am 8. Februar 1808 als zweiter Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Simon Spitzweg im bayerischen Unterpfaffenhofen das Licht der Welt erblickt, wird er in die Ära des Biedermeier hineingeboren. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit sehnen sich die Menschen nach Ruhe, suchen Fluchtpunkte im Privaten, in einer neuen Kultur der Häuslichkeit, im so genannten Idyll. Carl Spitzweg wächst wohlbehütet auf, studiert Pharmazie und leitet kurz eine Apotheke im niederbayerischen Straubing, bevor er sich als 24-jähriger entschließt, Maler zu werden.
Es folgen Malerreisen an die bayerischen Seen, in die Alpen sowie nach Oberitalien. 1851 besucht Spitzweg London und Paris. Diese Reise sollte einen Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen bedeuten: Der Pinselduktus wird lockerer, die Figuren verlieren ihre Dominanz, allseitig helles Mittagslicht "beleuchtet" seine Bilder. In dieser Phase malt Spitzweg – von französischen Künstlern inspiriert - fast impressionistisch und gilt als einer der fortschrittlichsten Kunstmaler Deutschlands.
Die Prägebuchstaben haben besonders für Sammler eine besondere Bedeutung, wenn man weiß, dass das Bundesministerium für Finanzen auch für die 2008er-Ausgabe wieder spezielle Münzensätze anbietet. So gibt es beispielsweise die deutschen Kursmünzensätze (KMS), die alle Münzen eines Jahrgangs zeigen. Diese werden in einer besonderen Verpackung mit der Aufschrift "Bundesrepublik Deutschland", dem aufgedruckten Bundesadler und – jetzt neu – dem Logo des Bundesministeriums der Finanzen verkauft.
Die Gemälde seiner frühen Phase hingegen sind noch Bühne für jeweils eine Hauptperson, die meist punktuell beleuchtet und scharf konturiert durch ihr sonderbares, selbstbezogenes Verhalten die Pointe des Bildes darstellt. So auch in seinem berühmtesten Werk "Der arme Poet" von 1839, das der neuen 10-Euro-Silbergedenkmünze sein Motiv gibt. Spitzweg wird dabei niemals beißend spöttisch wie sein Zeitgenosse Wilhelm Busch, dem ja letztes Jahr die Ehrung auf einer 10-Euro-Münze zuteil wurde. Bei Spitzweg scheinen eher Resignation und leichte Ironie im Hintergrund auf. Die gekonnte Umsetzung dieser Haltung auf eine moderne Münze hat die Jury des Bundesfinanzministeriums vom Entwurf des Münzdesigners Hannes Dauer aus Schönbrunn überzeugt: "Anspruch und Realität, die Brüchigkeit der scheinbar heilen Welt des Biedermeier sind in zeitgemäßer Sprache künstlerisch herausragend verbildlicht", heißt es im Ergebnisprotokoll.
Wem Hannes Dauer hat es verstanden, den Fokus zentral auf die skurrile Szene zu richten, die den armen Poeten unter einem Regenschirm, von Büchern umgeben auf seinem Bett zeigt, während er seine Verse skandiert. Das gelingt dem Grafiker und Münzdesigner ganz nach Art Spitzwegs, wenn auch mit anderen Stilmitteln: Er arbeitet die Hauptfigur fein und plastisch heraus, während die Umgebung eher skizzenhaft in den Hintergrund rückt. Begeistert hat die Jury auch die Anordnung der Bildelemente: "Formal überzeugt die nach links offene, dreieckige Freifläche mit Namen und Lebensdaten, die auch die Wertseite mit dem Adler auszeichnet. Der wie auf einer Bühne stehende Adler ist dabei nicht nur originell und würdevoll, sondern verstärkt auch die Aussage der Bildseite."
Auf der neuen 10-Euro-Silber-Gedenkmünze zum 200. Geburtstag Carl Spitzwegs gehen demnach Kunst und Kunsthandwerk eine gelungene Symbiose ein. Münzensammler, Kunstkenner und diejenigen, die sich von Spitzwegs Malerei schon immer angezogen fühlen, werden sich ihr Exemplar sichern - viele davon sicher in der höchsten Prägequalität "Spiegelglanz".
Spezifikationen:
10 Euro, Silber 925/1000, Durchmesser 32,5 Millimeter, Gewicht 18 g, Auflagen Stempelglanz: 1,5 Millionen, Spiegelglanz: 260.000