- Gleichberechtigung im Auto: Frauen tragen bald männliches Unfallrisiko mit
- Neue Unisex-Versicherungstarife machen gleich, was gar nicht gleich ist. Gemeinsames Versicherungsrisiko führt zu höheren Beiträgen für Frauen
Frauen haben in allen Altersgruppen ein geringeres statistisches Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken. Deshalb waren die Beiträge in der Autoversicherung für Frauen stets günstiger als für Männer. Damit ist aber bald Schluss. Grund ist eine Gleichstellungsrichtlinie der EU, die ab 21.12.2012 für Versicherungen gleiche Beiträge und Leistungen für beide Geschlechter verlangt.
Was gut gemeint ist, könnte sich nach Ansicht vieler Versicherungsexperten jedoch ins genaue Gegenteil umkehren. Denn: Wenn das Geschlecht bei der Berechnung der Tarife kein Kriterium mehr sein darf und sich Beiträge angleichen, muss das statistische Risiko zwischen den Geschlechtern gleich verteilt werden. Das führt zu sogenannten Unisex-Tarifen mit neuen Beiträgen.
Frauen müssen in der Konsequenz mehr für die Kfz-Versicherung bezahlen (Männer eher weniger), weil die Frauen die höhere Schadensquote der männlichen Autofahrer mittragen müssen. Laut Statistischem Bundesamt waren 2010 mit 61 Prozent aller Unfallbeteiligten männlich, obwohl hier der Anteil der Frauen seit 1991 rapide ansteigt. 57 Prozent der am Crash beteiligten Männer waren Hauptverursacher; bei den Frauen sind nur 54 Prozent der beteiligten Fahrerinnen auch die Hauptverursacher.
Frauen setzen auf weniger PS - zahlen trotzdem mehr
Insgesamt waren die Unfälle von männlichen Fahrern auch folgenschwerer als die der PKW-Fahrerinnen. Ein weiterer Grund dafür, dass Frauen derzeit günstiger versichert werden können, ist die Motorisierung. Während sie auf kleinere Autos mit weniger PS setzt, macht er es sich häufiger erst in Autos ab 80 PS gemütlich.
Es betrifft jedoch nicht nur die Autoversicherung, sondern auch andere Versicherungssparten. Hierzu zählen insbesondere die Lebensversicherung und die Unfallversicherung. In anderen Versicherungssparten haben wiederum die Männer Nachteile durch den Risikoausgleich, z.B. bei der privaten Krankenversicherung, bei Pflegezusatzversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen.
Vorher noch eine Police suchen
Die Unisex-Regelungen gelten ab 21.12.2012 nur bei Neuverträgen. Dadurch können Versicherte einige Vorteile erlangen. Wer eine Versicherung benötigt, die ab diesem Datum teurer wird (wie z.B. Kfz für Frauen), sollte sich noch vorher eine Police suchen. Umgekehrt sollte man abwarten, wenn die Versicherung möglicherweise günstiger wird (z.B. Kfz für Männer).