Im Cliff Hotel Rügen wurde beim Frühjahrsputz ein Nebenraum des historischen Spiegelsaals "entrümpelt". Seit ca. 25 Jahren zweckentfremdet als Lagerraum genutzt, hielt der kleine Raum eine Überraschung bereit. Man fand in dem ehemaligen Filmvorführraum des Spiegelsaals eine komplette Kinoanlage mit Tonstudio und 2 großen Filmprojektoren.
Das Cliff Hotel Rügen wurde 1978 als Erholungsheim Baabe errichtet und war bis zur Wende Domizil für Parteifreunde verschiedener Länder. Bauherr in damaliger Zeit war der Staatsratsvorsitzende des ZK der SED, Erich Honecker. Das Haus hat sich nach wechselvoller Geschichte mittlerweile zu einem der renommiertesten Hotels in Mecklenburg Vorpommern entwickelt. Alles hat sich verändert - alles bis auf die Kinoanlage.
Davon konnte sich auch Christian Schmidt überzeugen, der die Projektoren nach 4 Stunden tüfteln und grübeln zum Laufen bringen konnte. Christian Schmidt erlernte zu DDR Zeiten den Beruf des Filmvorführers und ist Mitgründer des Vereins "Lichtspiele Sassnitz e.V.", einem kleinen Kreis von engagierten Kinofreunden der Insel Rügen. Begeisterung für die Kinotechnik früherer Zeiten und die Liebe zu gutem Kino treiben ihn an. "Ich hatte tatsächlich immer wieder einen Traum, nämlich ein altes Kino zu betreten und unter einer Staubschicht alles so vorzufinden, wie es war, als es Jahrzehnte zuvor dicht gemacht wurde", erzählt Schmidt. So ähnlich ging es ihm und Hoteldirektor Peter Schwarz, als sie bei einer Hotelbegehung den als Lagerraum genutzten Vorführraum inspizierten und dort eine komplette Kinoanlage mit Tonstudio und zwei großen Filmprojektoren vorfanden. "Man wusste schon, dass es im Cliff zu DDR-Zeiten ein Kino gab für die obersten Funktionäre und SED-Größen", berichtet Schmidt. Dass aber die gesamte Technik tatsächlich noch funktioniert - damit hatte niemand gerechnet. Es handelt sich um eine Doppelanlage der tschechischen Firma Meopta, die in den 1970er Jahren die meisten osteuropäischen Kinos mit Technik versorgte. Die rund 250 Kilo schweren 35 Millimeter-Projektoren wurden ab 1958 in Serie gefertigt und 1978 im Cliff installiert.
"Im Großen und Ganzen wird das Kino so aussehen wie damals, als Ende der achtziger Jahre das letzte Mal ein Film lief", berichtet Peter Schwarz, der mit seinen Mitarbeitern zur Zeit dabei ist, die sorgsam im Keller aufbewahrten Kinosessel aus grünem Veloursamt im Saal aufzustellen. Auf kleinen Tischchen werden Getränke serviert, ganz wie früher. Sogar der Gong ist noch intakt, der Honecker und Co. im damaligen "Erholungsheim Baabe" den Beginn der Vorführung ankündigte. Auch das kleine, in die Wand im Kinosaal eingelassene Telefon zur Regulierung von Bild und Ton ist noch funktionsfähig.
Filme wie "das weiße Band" "Soul Kitchen" oder "Drei Stern Rot", zu dessen Ausstrahlung auch der bekannte Regisseur Olaf Kaiser im Cliff Hotel gastierte, haben bereits ein breites Publikum begeistert, genau wie die Geschichte des Kinosaals, den die Herren Schmidt und Schwarz immer wieder gern erzählen.