Welche Auswirkungen solche Überlegungen haben können und welche Bevölkerungsgruppe besonders davon betroffen wäre, erzählt uns Brancheninnsider Felix Früchtl, Mitglied der Geschäftsleitung der ProLife GmbH aus Ingolstadt.
Redaktion: Sehr geehrter Herr Früchtl, als gefragter Branchenexperte und Analyst verfolgen bestimmt auch Sie die aktuelle Debatte rund um mögliche Enteignungen und Verstaatlichungen von Immobilienvermögen. Welche Gefühle kommen dabei bei Ihnen auf?
Felix Früchtl: Natürlich verfolge ich die aktuellen Diskussionen und Argumente der einzelnen Interessensgruppen. Ein Gefühl dafür zu entwickeln, welches nicht ins Negative, gar verzweifelte mündet fällt mir dabei sehr schwer!
Redaktion: Wie die meisten Ihrer Kollegen aus der Wirtschaft heißen vermutlich auch Sie diese Ideen nicht gut?
Felix Früchtl: Grundsätzlich ist es wichtig, dass politische Debatten geführt werden. Forderungen nach Enteignung oder Kollektivierung gehen jedoch, gerade heutzutage, in die völlig falsche Richtung. Gerade dann, wenn durch solche Pläne am Ende wieder der Teil der Bevölkerung besonders belastet wird, den es eigentlich zu entlasten gilt.
Redaktion: Aber gerade das ist doch nicht gewollt. Das ausgeschriebene Ziel stellt die Umverteilung des in Deutschland teilweise sehr unharmonisch verteilten Vermögens da.
Felix Früchtl: Vollkommen korrekt! Und daran ist aus politischer Sicht grundsätzlich erstmal nichts einzuwenden. Aber kommen wir einmal zum Thema der großen Immobiliengesellschaften. Wenn diese enteignet werden trifft es unmittelbar alle Besitzer einer Lebens- oder Rentenversicherung. Und von diesen Verträgen gibt es nun mal noch rund 85 Millionen Stück in Deutschland.
Redaktion: Unstrittig ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Wie genau verhält sich diese Beziehung zwischen Wohnungswirtschaft und Versicherungskonzernen?
Felix Früchtl: Das ist relativ einfach. Lebens- und Rentenversicherungen haben ganz häufig Immobilienanleihen in ihren Portfolios oder sind an großen Immobilienunternehmen unmittelbar beteiligt. Teilweise sind diese sogar gesetzlich zu dieser Investition verpflichtet. Und gerade die Niedrigzinsphase hat den Anteil des investierten Vermögens in die Immobilienbranche in den letzten Jahren stark anwachsen lassen. Denn nur hier konnten Versicherungunternehmen noch ansehnliche Renditen für die Garantien ihrer Kunden erzielen. Es wären also nicht nur die vermeintlich „bösen und geldgierigen“ Großaktionäre den durch Enteignung der Garaus gemacht werden würde, sondern ganz häufig eben auch den Versicherungskonzernen. Und gerade diese stellen, Stand heute, für den Großteil der Bevölkerung eine essentielle Säule dar.
Redaktion: Für die Versicherungswirtschaft nicht gerade erfreuliche Nachrichten. Gerade unter dem Aspekt, dass sich die Lebensversicherungsbranche ohnehin seit Jahren rückwärts bewegt.
Felix Früchtl: Vollkommen richtig! Neben all den Problematiken rund um das Niedrigzinsumfeld und den rechtlichen Rahmenbedingungen, sind das durchaus unangenehme Vorstellungen mit denen sich die Versicherungskonzerne in diesen Zeiten beschäftigen müssen. Man kann im Sinne Aller nur hoffen, dass diese Überlegungen nicht tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.
Redaktion: Herr Früchtl, vielen Dank für die interessanten Einblicke und die Ausführung Ihrer Meinung. Wir sind gespannt wie sich die Debatten entwickeln und freuen uns über einen weiteren regen Austausch mit Ihnen!