Zudem setzt sich der EPM dafür ein, dass die Traditionen und Ansichten unterschiedlicher Kulturkreise respektiert werden. Die Mitgliedsunternehmen des EPM sind weltweit aktiv. Ihrer Erfahrung nach gehört das Ohrlochsetzen im Kindes- oder Babyalter beispielsweise in vielen Ländern Süd- und Osteuropas sowie Mittel- und Südamerikas zur Kultur. Diese Tradition setzt sich mit der Migration in Länder wie Deutschland fort. Daher ist der EPM bestrebt, Eltern und Kindern hierfür die beste und modernste Technologie zu bieten.
Von politischen Entscheidungsträgern erwartet der EPM eine sachliche Diskussion unter Einbeziehung aller Fakten. „Zwar empfehlen wir Eltern, mit dem Ohrlochsetzen abzuwarten, bis ihr Kind selbst den Wunsch äußert. Eine Mindestaltersgrenze halten wir jedoch für unangebracht“, so Ingo Reiners. „Viele Eltern würden dann wieder dazu übergehen, den Ohrlochstechvorgang zu Hause mittels unhygienischer Methoden durchzuführen, was eine deutlich größere Gefahr für die Kinder darstellen würde.“
Der EPM bedauert den aktuellen Fall, bei dem einem dreijährigen Mädchen das Ohrloch an der falschen Stelle des Ohrläppchens gestochen wurde. Am Freitag wurde hierzu vor dem Amtsgericht Berlin-Lichtenberg ein Vergleich zwischen der Klägerin und dem Tätowierstudio geschlossen. Der Verband rät Eltern, sich im Vorfeld ausführlich zu informieren und darauf zu achten, mit ihrem Kind ein Fachgeschäft aufzusuchen, das zum einen modernste Ohrlochstechsysteme und -produkte einsetzt und zum anderen geschultes Personal bietet.
Aktuell bedeutet das: sanfte und gewebeschonende Instrumente, sterile Einwegkartuschen, dünne Steckerstifte und spezielle Kinderohrringe aus antiallergischen, hochwertigen Materialien. Außerdem schulen die EPM-Mitgliedsunternehmen ihre Partner in den Fachgeschäften in der einwandfreien Handhabung der Instrumente und im Hinblick auf eine optimale Beratung. Eltern und Kinder müssen beispielsweise auf die entscheidende Bedeutung einer regelmäßigen und sorgfältigen Pflege neu gesetzter Ohrlöcher hingewiesen werden.
Von der Debatte um die religiöse Beschneidung von Jungen muss das Ohrlochsetzen nach der Überzeugung des Verbands aus mehreren Gründen klar abgegrenzt werden: Erstens handelt es sich beim Ohrlochstechen nicht um einen medizinischen bzw. chirurgischen Eingriff. Zweitens sind die Auswirkungen nicht vergleichbar, da Ohrlöcher das Empfinden des Ohrläppchens nicht verändern. Drittens lassen sich Ohrringe herausnehmen. Nicht verheilte Ohrlöcher wachsen dann wieder zu. Einmal vollständig verheilte Ohrlöcher ziehen sich zusammen, wenn auf Dauer keine Ohrringe mehr getragen werden. Es bleibt meist nur ein kleiner Punkt sichtbar.