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Deutsche Politiker sind unglaubwürdig

Grund: mangelnde Kommunikation. Das Volk fühlt sich nicht genug aufgeklärt

(lifePR) (Leipzig, )
Das Meldegesetz ist das aktuellste Beispiel für den Verlust der Bodenhaftung der Politiker. Erst werden die Änderungen am Meldegesetz nicht verkündet, dann stimmt man eilichst darüber ab, während der Rest der Nation mit Fußball beschäftigt ist und als der Skandal auffällt, geben alle Beteiligten empört und unwissend. Auch in der Euro- und Verschuldungskrise sehnen sich die Bürger nach verlässlichen Informationen. Weder Politiker noch Journalisten und Unternehmen erklären die Krise aber so, dass es den Menschen weiterhilft. Dabei bleibt die mangelnde Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen auch 2012 das zentrale Problem.

Politik und Unternehmen im Glaubwürdigkeitstief

Die meisten Menschen halten Vertreter der Politik und der Wirtschaft generell für unglaubwürdig. Den Aussagen der Bundesregierung misstrauen 60 Prozent der befragten Bürger einer Studie der Universität Hohenheim. Den Oppositionsparteien vertrauen sogar 70 Prozent nicht mehr. Und die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftsvertreter sinkt weiter. Den Aussagen von Unternehmen glauben 60 Prozent der Menschen nicht mehr - im Vergleich zu 2011 eine Zunahme von sieben Prozent. Der Finanzbranche misstrauen 78 Prozent - das ist eine Zunahme von vier Prozent innerhalb eines Jahres.

Im Gegensatz zu Politik und Wirtschaft haben Journalisten nach wie vor einen Glaubwürdigkeitsbonus. 60 Prozent der Menschen glauben den Vertretern der Printmedien grundsätzlich - eine Zunahme von acht Prozent gegenüber 2011. 66 Prozent der Bürger vertrauen den Journalisten im Rundfunk. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Zahl um vier Prozent.

Die Wahrheit der Krise wird verschleiert

Der Trend zum Misstrauen verstärkt sich, wenn es speziell um die Euro- und Verschuldungskrise geht: Fast 90 Prozent der Menschen sind der Ansicht, dass Politiker die Wahrheit zur Krise verschleiern. Nahezu 80 Prozent der Bürger meinen, die Unternehmen lügen, wenn es um die Krise geht. Hinzu kommt: Über drei Viertel der Menschen fühlen sich in der Euro- und Verschuldungskrise durch die Politik mit ihren Interessen und Anliegen nicht vertreten. Bezogen auf die Unternehmen sind dies 84 Prozent.

Nicht zuletzt ist wie 2011 immer noch die große Mehrheit der Bürger (76 Prozent) der Ansicht, dass die Verantwortlichen die Krise nicht im Griff haben. Ihre Einschätzung der Euro- und Verschuldungskrise ist durch und durch nüchtern: Sie glauben nicht, dass sie ihren Höhepunkt bereits überschritten hat (67 Prozent), ein gutes Ende nehmen wird (50 Prozent) oder gar das Ansehen Deutschlands in Europa stärken wird (50 Prozent). Sie wissen, dass die Krise der internationalen Finanzmärkte auch sie betrifft (60 Prozent) - allerdings glauben sie derzeit mehrheitlich (noch) nicht, dass ihr persönlicher Lebensstandard und der ihrer Familie (50 Prozent) oder die Demokratie in Deutschland (56 Prozent) bedroht sind.

Bürger stellen Politik und Wirtschaft ein schlechtes Zeugnis aus

Knapp zwei Drittel der Menschen sind zwar der Meinung, dass Politiker und Unternehmen der Krise die notwendige Aufmerksamkeit schenken. Nicht nur in Sachen Ehrlichkeit, sondern auch im Hinblick auf Verständlichkeit und Relevanz stellen die Bürger sowohl Politik als auch Wirtschaft jedoch ein schlechtes Zeugnis aus: Nur für knapp 30 Prozent der Bürger sind die Aussagen der Politiker zur Krise verständlich. Etwas mehr Befragte (34 Prozent) finden die Kommunikation der Unternehmen verständlich. Nur jeweils 35 Prozent der Befragten sagen, dass Unternehmen und Politiker die Diskussion zur Krise aktiv voranbringen.

Journalisten mit Vertrauensvorschuss - der aber schrumpft

Auch in der Euro- und Verschuldungskrise haben die Journalisten - verglichen mit anderen Akteuren - einen deutlichen Vertrauensvorschuss, der allerdings schrumpft. Nur die Hälfte der Menschen meinen, dass Journalisten bei diesem Thema die Wahrheit sagen. Noch deutlicher wird die Kritik an der journalistischen Leistung, wenn es um Erklärung und Bewertung der Krise geht. 54 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die journalistischen Einordnungen ihnen nicht weiterhelfen. Mehr als zwei Drittel der Menschen sagen, dass Journalisten in der Krise ihre Interessen nicht aufgreifen und vertreten.

Mehrheitlich positiv wahrgenommen wird hingegen, dass die Medienvertreter der Krise die nötige Aufmerksamkeit schenken (85 Prozent). Knapp 70 Prozent der Befragten bestätigen auch eine gute Verständlichkeit der Berichterstattung. Etwas über 60 Prozent der Bürger sind der Ansicht, dass die Journalisten die Diskussion zur Krise aktiv voranbringen.

Gerade in der Krise ist eine gute Kommunikation notwendig

Journalisten und Medien werden in der Euro- und Verschuldungskrise damit nach wie vor deutlich positiver wahrgenommen als Politiker und Unternehmen. Deren Kommunikation in der Krise bewerten die Menschen - alles in allem betrachtet - als ungenügend. Gerade in Zeiten der Dauerkrise kommt es aber auf eine funktionierende Kommunikation an, um den Menschen Unsicherheit zu nehmen, Verständnis zu erzeugen und Zuversicht zu wecken. Das gelingt den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft derzeit offensichtlich nicht. Wenn die Entscheidungsträger aber mit ihren Aussagen und Erklärungen nicht zu den Bürgern durchdringen, wächst die Gefahr, dass aus der aktuellen Krise des Wirtschafts- und Finanzsystems eine grundlegende Vertrauenskrise wird.

Zur Gemeinschaftsstudie

Die Gemeinschaftsstudie des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft und Journalistik der Universität Hohenheim (Stuttgart) und der ING-Diba AG (Frankfurt) untersuchte die öffentliche Kommunikation über Wirtschaftsthemen.

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