Insgesamt 714 Projektvorschläge aus 95 Ländern von allen fünf Kontinenten landen in der Redaktion von eVolo. Eine Fachjury aus Professoren und dem Who-is-Who der Design- und Architekturszene wählte drei Gewinner des seit 2006 jährlich stattfindenden Wettbewerbs aus.
Nachhaltige, frische Architektur
Das Ziel dieses Wettbewerbs ist es, jungen Designern und Architekten eine Plattform zu geben, um das Zusammenleben der Zukunft neu zu interpretieren. „Das Hochhaus soll neu definiert werden“ heißt es in der Beschreibung von eVolo. Neue Technologien sollen bei den Entwürfen ihren Einsatz finden, neue Materialien, Programme und ein völlig neuer Blickwinkel auf die Ästhetik der Gebäude. Die Räumliche Organisation soll in ein neues Licht gerückt werden, stets unter der Berücksichtigung der fortschreitenden Globalisierung und der steigenden Flexibilität der Menschen.
Der Design-Wettbewerb soll die vertikale Wohngemeinschaft völlig neu, zukunftsorientiert definieren. Stets die Nachhaltigkeit im Auge. Wie sieht das Hochhaus der Zukunft aus, wie integrieren wir die Natur, wie schonen, schützen oder renaturieren wir die Natur, wie sieht die Energie- oder Wasserversorgung der Zukunft aus - diese und weitere Fragestellungen flossen in die Vielzahl der Designentwürfe ein. So auch bei den drei Gewinnern.
Gletscherwasser für die Zukunft sichern
Die futuristischen Türme des chinesischen Architekten-Teams Zhi Zheng, Hongchuan Zhao und Dongbai Song, die Water Towers, stellen gigantische Wasserspeicher für das Himalaya-Gebirge dar. Der Hintergrund ist, dass 79 Prozent des Süßwassers in Gletschern und dem ewigen Eis gebunden sind. Durch die Klimaerwärmung gehen aber auch in dem asiatischen Gebirge die Eismassen schneller zurück, als noch vor Jahren. Das Ergebnis: Das in der niederschlagsstarken Zeit abregnende und niederschneiende Wasser geht verloren.
Die Türme sollen dann wenn es Niederschlag gibt, aber auch die Schmelze einsetzt, das Wasser sammeln, reinigen, einfrieren und für die dosierte Abgabe speichern. Durch die Lage und den natürlichen Wasserdruck kann das in den Water Towers nachhaltig gespeicherte Wasser auch über weite Distanzen problemlos transportiert werden.
Umweltzerstörung und Raubbau entgegnen
Der industrielle Boom trägt seltsame Blüten in China. Ganze Dörfer und Landstriche werden umgesiedelt, um etwa die Ausbeutung der Naturschätze zu forcieren. Bestes Beispiel: Seltene Erden, die derzeit hauptsächlich aus China kommen. Die Architekten Yiting Shen, Nanjue Wang, Ji Xia, und Zihan Wang, ebenfalls aus China, haben den zweiten Platz mit ihrem Projekt „Mountain Band-Aid“ beim eVolo-Contest gewonnen. Hiermit wollen Sie beispielhaft einen Berg im Yunnan-Gebirge „renaturieren“ und gleichzeitig den Lebensraum eines umgesiedelten Dorfes wieder herstellen. Der vom Tagebau nahezu komplett abgetragene Berg erhält eine neue Hülle, so wie ein natürlich konstruierter Wolkenkratzer. Das Innenleben wird in Wohneinheiten, Wege und Grünflächen unterteilt, das abfließende Wasser zur Wasserversorgung genutzt. Damit wird der Schaden an der Natur nachhaltig repariert und die Dorfbewohner erhalten ihre Heimstatt wieder zurück.
Ein Hochhaus nur für Müll
Der dritte Preis des Design-Wettbewerbs für Hochhäuser der Zukunft geht an den taiwanesischen Architekten Lin Yu-Ta. Er will ein gigantisches Hochhaus errichten, nur für den innerstädtischen Müll. Es soll die Menschen einerseits für die Müllproblematik sensibilisieren, andererseits soll es der verbrauchsnahen Energiegewinnung und dem Recycling dienen. Gleichzeitig soll hierdurch der Flächenverbrauch für Mülldeponien reduziert werden. Der Designer zu seinem Entwurf: „Nehmen wir ein Müllhochhaus in New York zum Beispiel:
Wenn wir den Müll der Stadt in ein Hochhaus packen würden, dann wäre der Turm 1.300 Meter hoch; nahezu drei Mal so hoch wie das Empire State Building.“ Das solle die genannten Effekte genauso auslösen, wie eine Reduzierung des Mülls. Die Stadtbewohner sollen durch den Müllturm animiert werden, über das Thema nachzudenken und ihren individuellen Müll zu reduzieren. Im Gegensatz zur sonstigen Philosophie, soll nicht das größte, sondern das kleinste Hochhaus in diesem Fall das Ziel sein.