Übergewicht ist Problem für die Gesellschaft
"Die Erkenntnisse stellen ein wichtige Ausgangsbasis für die Landespolitik da, sowohl, was bisherige Entscheidungen als auch künftige Ausrichtungen anbelangt", betonte Sozialministerin Manuela Schwesig. "Schon jetzt kristallisiert sich das Übergewicht zum zentralen Problemfall für die Gesellschaft heraus, dem wir stärker entgegenwirken müssen."
Die am besten untersuchte Bevölkerung
In Vorpommern lebt die weltweit am besten untersuchte Bevölkerung. Die seit 15 Jahren laufenden Analysen wurde von der Universität Greifswald zu der Bevölkerungsstudie mit dem umfangreichsten Untersuchungsprogramm entwickelt. Die erste Datenerhebung (SHIP-0) von 1997 bis 2001 an 4.308 Erwachsenen zeigte eine vergleichsweise große Risikofaktorenlast in der vorpommerschen Bevölkerung. Die nordostdeutsche Bevölkerung wies häufiger als andere Übergewicht, Diabetes mellitus und Bluthochdruck auf. Jüngere Erwachsene rauchten häufiger als anderswo. Die zweite Untersuchungswelle (SHIP-1) fand im Zeitraum von 2002 bis 2006 mit 3.300 Teilnehmern statt, die dritte Phase (SHIP-2) mit 2.333 bereits untersuchten Probanden (Folgeuntersuchungen). Davon unabhängig wurde zwischen 2008 und 2012 eine neue Gruppe von 4.420 Männern und Frauen untersucht (SHIP-Trend-0). Der Altersbereich lag wiederum zwischen 20 bis 79 Jahren. Ein zentrales Ziel dieser Studie ist es, den Verlauf der bekannten Risikofaktoren zu überprüfen.
Zentrale Ergebnisse der Untersuchungsgruppe (SHIP-0)
Bezugsbasis: 2002
1. Fettleibigkeit (Adipositas) ist in der vorpommerschen Bevölkerung noch häufiger anzutreffen als vor zehn Jahren. Waren damals 24 % der Männer adipös, so sind es heute 32 %. Bei den Frauen fällt der Trend weniger stark aus: Die Häufigkeit von Adipositas ist aber auch bei ihnen von 26 % auf 30 % angestiegen.
2. Im direkten Zusammenhang mit der zunehmenden Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas steht die größere Häufigkeit von Diabetes mellitus. Waren vor zehn Jahren noch 10 % der Männer betroffen, so sind es heute 13 %. Bei Frauen waren es 8 %, währenddessen es heute 11 % sind.
3. Die vorpommersche Bevölkerung konsumiert weniger Tabakwaren. Der Anteil rauchender Männer ist von 39 % auf 32 % gefallen, der Anteil rauchender Frauen von 28 % auf 24 %.
4. Auch der Alkoholkonsum hat in Nordostdeutschland abgenommen. Bei Männern und Frauen liegt die durchschnittliche Menge konsumierten Alkohols bei weniger als 50 % des Ausgangsniveaus.
5. In der gesamten Bevölkerung hat die körperliche Betätigung in der Freizeit zugenommen. Insbesondere Menschen im Alter von 50 Jahren aufwärts bewegen sich in der Freizeit deutlich häufiger als noch vor zehn Jahren. Der Anteil älterer Personen mit sportlicher Betätigung ist auf über 50 % gestiegen. Bei jüngeren Menschen unter 40 Jahren ist der Trend zur körperlichen Freizeitaktivität allerdings rückläufig.
6. Der mittlere Blutdruck ist in allen Altersgruppen gesunken: bei Männern von 140/86 mmHg auf 133/80 mmHg und bei Frauen von 129/81 mmHg auf 122/75 mmHg. Der Rückgang der mittleren Blutdruckwerte ist unter anderem auf eine intensivere Behandlung von Bluthochdruck bei über 50-Jährigen zurückzuführen. Erhielten vor zehn Jahren 39 % der Männer und 42 % der Frauen Medikamente gegen einen hohen Blutdruck, so sind es heute 54 % der Männer und 55 % der Frauen.