P.T.: Dr. Christian Hardinghaus, was sehen sie kritischer: das Netzwerk Facebook oder die scheinbar ungenügende Aufklärung der Jugend?
C. Hardinghaus: Ich verurteile auf keinen Fall das Netzwerk Facebook als solches. Es bietet uns viele Vorteile, deshalb nutzen wir es. Wir vernetzen uns mit Freunden, lernen neue Menschen kennen. Facebook ist Hauptkommunikationsmittel geworden. Facebook hat auch nicht die Aufgabe, Jugendliche aufzuklären. Das obliegt unseren Eltern, Lehrern, Politikern. Soziale Netzwerke sind ein Abbild unserer Gesellschaft. Dort lauern ebenso Gefahren wie "draußen", nur dort sind sie schlechter zu kontrollieren. Anhand der gesellschaftlichen Wiederspiegelung lässt sich eben auch gut analysieren, wie der Stand der Dinge ist. Die Empfänglichkeit von Jugendlichen für Vorurteile und Propaganda betrachte ich als kritisch, ja.
P.T.: Denken Sie, dass die Verbreitung von antisemitischem Gedankengut durch soziale Netzwerke erleichtert wird? Trotz "Inhalt melden"-Funktionen und Kontrollen durch Administratoren?
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