Hier kommen die Medien ins Spiel. Die wollen aufklären. "BILD Dir Deine Meinung". Aber auch hier weiß man nicht mehr, was links und rechts ist. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist konservativ. Also rechts. Aber ihr Mitherausgeber Frank Schirrmacher betreibt mit seinem neuen Buch "Ego - Das Spiel des Lebens" Kapitalismuskritik. Und die ist doch links?
Der linke Autor einer rechten Gazette wurde jüngst im Spiegel, der eigentlich links ist, von Jan Fleischauer interviewt. Der gilt als Quotenkonservativer des Spiegels. Also rechts. Er musste dem Wirtschaftsmann erklären, dass für die Eurokrise gar nicht "die Wirtschaft" verantwortlich ist, sondern das Primat der Politik. Der Euro wurde ja nicht von Bankern erfunden, sondern von wohlmeinenden Politikern, und zwar gegen den begründeten Rat der Banker. Und nun haben wir den Salat.
Ganz geheuer war der Spiegel-Redaktion das Durcheinander offenbar selbst nicht. Sie rubrizierten die sieben Seiten vorsichtshalber nicht unter Wirtschaft, oder Deutschland, oder Gesellschaft, sondern unter Kultur.
Das ist das Verrückte in unserer schönen Medienwelt. Es reden nicht nur alle durcheinander. Es gibt auch tatsächlich ganz viele kluge Beiträge, die sich aber alle widersprechen. Es gibt keine Linie. Der rote Faden fehlt. Der schwarze Faden fehlt auch. Den letzten Bestseller über Freiheit schrieb nicht der liberale Rainer Brüderle, sondern die linke Frontfrau Sahra Wagenknecht. Sogar ohne vorherigen Barbesuch. Und der Bayern-Katholik Heiner Geißler verpasst keine Talkshow, um tatsächliche und angebliche Globalisierungsverbrechen zu "geißlern".
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) schreckt nicht vor einer "Großen Transformation" zurück. Reales Leid heutiger Generationen zugunsten des finalen Wohls ungeborener Generationen zu ignorieren, der ist für den ehemaligen WWF-Chefredakteur Edgar L. Gärtner der direkte Weg in die Öko-Diktatur. Vor der warnte schon 2007 Papst Benedikt XVI.: Heute führt der Antichrist die Menschen nicht mehr dadurch in Versuchung, dass sie den Teufel anbeten sollen, sondern indem er sie zur finalen Weltverbesserung drängt. Ein Glück für die grüne Ökumene, dass Benedikt kürzlich zurücktrat.
"Die Sonne schickt uns keine Rechnung." predigt Theologe Franz Alt seit einigen Jahren dem gläubigen Volk. Heinz Horeis erwidert: "Auch in Zeiten der 'Energienwende' gilt: Die Natur verteilt kein Freibier". Denn als biologischer Organismus braucht der Mensch zwar nur 3.000 kcal täglich. Aber der Kulturmensch braucht die 50-fache Energiemenge. Sonst gäbe es weder Bekleidung, noch Schulen, Ärzte, Tote Hosen, Restaurants, Druckereien, Grimme-Preis-Verleihungen oder Christopher Street Days.
Ehe man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, sollte man den Reset-Knopf beim gesunden Menschenverstand drücken. Wie beim Thema "Glück auf Rezept". Lassen Sie sich überraschen!