Als Fotograf setzt er die faszinierende Welt der Forschung ins Bild
Inzwischen geht es Markus Breig „körperlich wieder richtig gut“, wie er im Gespräch verrät. Er hat im Frühling 2024 seinen 59. Geburtstag gefeiert. Nach Anschlussheilbehandlung und stufenweiser Wiedereingliederung arbeitet er wieder voll in seinem Beruf als Fotograf. Er leitet das Team Foto am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), setzt die faszinierende Welt der Forschung und der Forschenden für die Öffentlichkeit ins Bild. Nebenbei ist er freischaffend für Theater und mittelständische Unternehmen tätig. Auch im Alltag, auf Ausflügen und Reisen fängt er Motive ein. „Fotografie lässt einen das Leben inniger erfahren.“ Nach seiner körperlichen Wiederherstellung und der dadurch eingetretenen Euphorie war Markus Breig psychisch noch einmal in ein Loch gefallen – er habe sich selbst zu viel Druck gemacht, nun wieder voll funktionieren zu müssen, erzählt er. Ein achtwöchiger Aufenthalt auf den Kanaren mit Tai-Chi und Meditation hat ihm zu Abstand und Gelassenheit verholfen. Sein Rat an alle, die mit einer schweren Erkrankung zu tun haben: „Informiert euch nicht nur – kümmert euch auch mental und emotional um euch!“
Tai-Chi, Meditation und viele Menschen halfen bei der Genesung
Markus Breig ist vielen Menschen dankbar, die ihn unterstützt haben. Seiner Frau Barbara, von Beruf Psychologin und Psychotherapeutin, die ihn stets liebevoll begleitete – bei seiner Auseinandersetzung mit dem möglichen Sterben wie auf dem Weg seiner Genesung. Seiner Tai-Chi-Lehrerin Sasa Krauter, die mit ihm meditierte und für ihn erreichbar blieb, als er nach Homburg in die Klinik ging. Dem Team am Universitätsklinikum des Saarlandes und besonders seinem Operateur Professor Hans-Joachim Schäfers. Dem Verein pulmonale hypertonie (ph) e.v., der an Lungenhochdruck Erkrankten und ihren Angehörigen hilft. Seinen Verwandten, Freunden und Bekannten, die über Social Media Kontakt hielten und ihm Mut machten. Die umfassende Vorbereitung fing ihn so gut auf, dass er sich am Morgen der OP sagte: „Das siehst du jetzt als Selbsterfahrung.“
Die CTEPH trat Jahre nach einer Lungenembolie auf
Die Krankheitsgeschichte von Markus Breig reicht lange zurück. Er vermutet, dass er schon um 2006 eine erste tiefe Beinvenenthrombose hatte, dass eine zweite und eine dritte folgten. Damals war der Karlsruher viel unterwegs, auf Langstreckenflügen, auf Flussschiffen, in Bussen. „Von der Problematik des vielen Sitzens im Flugzeug und dem damit zusammenhängenden Thromboserisiko hatte ich noch nie etwas gehört.“ 2010 bekam er eine Lungenembolie: Er bemerkte, dass ihm das Atmen immer schwerer fiel, kippte einmal sogar um. Seine Frau Barbara drängte ihn, zum Arzt zu gehen. Inzwischen hatte er immerhin so viel Angst bekommen, dass er von heute auf morgen mit dem Rauchen aufhörte. „Eine typische Männergeschichte also.“
Der Hausarzt schickte ihn ins Paracelsus-Krankenhaus Bad Liebenzell, wo er die Diagnose Lungenembolie erhielt und Heparin bekam. Ein Aufenthalt im Reha-Zentrum Todtmoos schloss sich an. Währenddessen wurde ihm klar, dass seine Lungenfunktion dauerhaft eingeschränkt sein würde. Er kam fortan im Alltag und im Arbeitsleben gut zurecht, aber alpines Wandern war nicht mehr möglich. „Ich wusste, in welchen Situationen ich außer Atem komme und passte mich an. So hätte ich bis ins hohe Alter leben können.“
Doch es kam anders: Mitte 2021 kam Markus Breig bei einer leichten Wanderung mit einem Freund in der Pfälzer Bergen völlig außer Atem. Im folgenden Winter machte er mit seiner Frau Urlaub in Marienbad/Tschechien und war jeden Abend nach dem Weg hinauf ins Hotel über der Stadt und ins Zimmer im zweiten Obergeschoss völlig erschöpft. Zurück zu Hause, wurde er von seinem Lungenfacharzt im Juli 2022 in die Fachklinik Löwenstein nach Heilbronn überwiesen. Der Leiter des Kompetenzzentrums Pulmonale Hypertonie, Dr. Gerd Stähler, äußerte sofort den Verdacht auf eine CTEPH. Ein Herzultraschall zeigte, dass das rechte Herz deutlich vergrößert war. Ein Rechtsherzkatheter und eine im Klinikum am Gesundbrunnen Heilbronn vorgenommene Lungenszintigraphie sicherten die Diagnose CTEPH.
„Richtig tief einatmen ist traumhaft schön“
Markus Breig wurde ins Universitätsklinikum des Saarlandes nach Homburg überwiesen. Er begann, sich über die Therapieoptionen zu informieren: Die PEA an der offenen Lunge gilt als Goldstandard und kann die Erkrankung im günstigsten Fall heilen – vorausgesetzt, der Patient ist operabel. Im Fall von Breig war die PEA „geradezu eine Einladung“ wie die Pneumologin Professorin Heinrike Wilkens vom UKS befand. Nach der OP verbrachte er eine Nacht zur Überwachung auf der Intensivstation; auf der Normalstation begann schon bald die Mobilisierung. Am 5. Dezember 2022 wurde Breig nach Hause entlassen und musste rund zwei Wochen bis zur Anschlussheilbehandlung überbrücken, regelmäßig Schmerzmittel einnehmen, um richtig atmen zu können, und das zersägte Brustbein schonen. In der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl erhielt er Anwendungen, die genau auf ihn zugeschnitten waren, wie Atemübungen, Gehtraining, Ergometer, Krafttraining. Vorsichtig fing er auch wieder mit Tai-Chi an. „Ich verstand das komplexe Zusammenspiel meiner Lunge, die zwar befreit, aber noch immer im Hochdruck war, meines Rechtsherzens, das noch immer vergrößert war, meines oft schmerzenden Brustbeins.“ Inzwischen geht es Markus Breig gut. Richtig tief einzuatmen, bezeichnet er als „traumhaft schön“. Er ist nicht ganz so belastbar wie früher, geht auch vorsichtiger mit seinem Körper um. Als „Lebensversicherung“ nimmt er weiterhin Blutverdünner.
„Das ist meine Krankheitsgeschichte. Ich hoffe, das war sie auch.“
Sibylle Orgeldinger