Der Preis ging an Dr. Khodr Tello vom Uniklinikum Gießen für seine Arbeit zum Thema " Unmasking right ventricular-arterial uncoupling during fluid challenge in pulmonary hypertension".
Insgesamt wurden vier hochqualifizierte Arbeiten eingereicht, die eine Entscheidung der dreiköpfigen Jury nicht leichtmachten. Die prämierte Arbeit entspricht den wichtigen Bewertungskriterien wie Originalität, Innovation und klinische Relevanz.
Prof. Dr. med. Hanno Leuchte vom Krankenhaus Neuwittelsbach, Fachklinik für Innere Medizin, Akad. Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München sprach die Laudatio.
Zur preisgekrönten Arbeit: Unmasking right ventricular-arterial uncoupling during fluid challenge in pulmonary hypertension:
Patienten mit Lungenhochdruck zeigen häufig in Ruhe eine erhaltene Funktion der rechten Herzkammer. Eine Überladung mit Volumen kann jedoch eine Dysfunktion der rechten Herzkammer demaskieren. Das Ziel der Arbeit war es, die physiologischen und prognostischen Auswirkungen dieser Dysfunktion und der daraus resultierenden Entkopplung zwischen rechter Herzkammer und Lungengefäßsystem während der Volumenüberladung bei Patienten mit präkapillärer pulmonaler Hypertonie zu bewerten. Zur Untersuchung dieser Zusammenhänge wurden hochkomplexe physiologische Untersuchungen mittels Druck-Volumenkurven aus der rechten Herzkammer und neue bildgebende Verfahren mittels 3 D Echokardiographie und Herz-MRT durchgeführt und analysiert.
Wir untersuchten prospektiv 32 Patienten mit pulmonaler Hypertonie und 4 Kontrollpersonen mittels invasiver Druck-Volumen-Messung. Die Druck-Volumenkurven wurden während der Reduktion der Vorlast (Ballonverschluss der unteren Hohlvene) und der akuten Volumenbelastung (200 ml Kochsalzlösung in 20 s) aufgezeichnet. Kontraktilität (multi-beat end-systolische Elastanz [Ees]), arterielle Elastanz (Ea) und RV-PA-Kopplung (Ees/Ea) wurden zu Studienbeginn und bei maximaler Volumenbelastung ermittelt.
Die prozentuale Abnahme der RV-PA-Kopplung (ΔEes/Ea) während der Volumengabe war signifikant mit der pulmonalen Ruhehämodynamik, der RV-Ejektionsfraktion (RVEF) und dem enddiastolischen RV-Volumen assoziiert. Die Kaplan-Meier-Analyse ergab, dass Patient*innen mit PH, die geringere Reduktionen des ΔEes/Ea (<-65 %) aufwiesen und damit eine geringere Rate der Entkoppelung boten, eine signifikant bessere Prognose hatten. In der multivariaten Cox-Regressionsanalyse wurde eine klinische Verschlechterung durch ΔEes/Ea und RVEF vorhergesagt.
Unsere Arbeit konnte mit hochinnovativen, komplex-physiologischen und aufwendigen Untersuchungen, inklusive Druck-Volumen-Schleifen aus dem rechten Ventrikel, eindrücklich belegen, dass Patienten mit einer rechtsventrikulären Ejektionsfraktion von unter 48% keine rechtsventrikuläre Reserve haben und nach nur 200 ml Kochsalzlösung eine sog. "Entkopplung" von der rechten Herzkammer zur Pulmonalarterie erfahren, was mit einer schlechten Prognose assoziiert ist. Dies ist für das tägliche Arbeiten, z.B. auf Intensivstation, von höchster und relevanter Bedeutung, da wir nun einen sehr klaren Hinweis dafür haben, welche Patient*innen, Volumen erhalten dürfen und welche nicht bzw. welche Patient*innen eine noch funktionierende rechtsventrikuläre Reserve haben. Die Arbeit konnte dafür einen einfachen, nichtinvasiven Parameter definieren, nämlich die RV-Ejektionsfraktion, um die RV Reserve vorherzusagen.
Pulmonal arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck)
Lungenhochdruck, medizinisch auch pulmonal arterielle Hypertonie (PAH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lungengefäße gekennzeichnet ist.
Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und klagen allgemein über schnelle Erschöpfung und Ermüdung.
Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischem Versagen kommt. Diagnose: Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Herz- und Lungenerkrankungen auf. Obgleich die pulmonale Hypertonie (PH) noch nicht geheilt werden kann, konnten in den letzten Jahren doch große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.
Die René Baumgart-Stiftung
Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70000 € ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung.
Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen geboren. Als René 10 Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.