Die Neustrukturierung Radio Bremens war und ist eine notwendige Folge rigider Sparvorgaben. Durch die von der Politik beschlossene Halbierung des ARD-internen Finanzausgleichs sah sich Radio Bremen vor der Herausforderung, innerhalb von nur fünf Jahren Voraussetzungen zu schaffen, die es dem Sender erlauben würden, mit nur noch zwei Dritteln der noch im Jahr 2000 zur Verfügung stehenden regulären Etat-Mittel lebens- und arbeitsfähig zu bleiben. Dies war nur möglich durch massive, dauerhaft wirksame strukturelle Veränderungen, die bleibende Einsparungen mit sich bringen (siehe auch "Warum ein neues Funkhaus?"). Eine dieser Maßnahmen ist die Zusammenlegung zweier Standorte, die – als weiterer Spareffekt – mit einer Halbierung der bisherigen Flächen einhergeht. Dadurch werden Personal- und Betriebskosten eingespart, sodass sich der Neubau schon in 15 bis 20 Jahren amortisiert haben wird.
Den Zwang zum Sparen hat Radio Bremen dazu genutzt, nicht nur zu prüfen, wo und wie gespart werden kann, sondern vor allem auch zu den Überlegungen, wie ein moderner und zukunftsfähiger Sender gestaltet werden würde, wenn er ohne Rücksicht auf Bestehendes neu errichtet werden könnte. Dabei kam dem Programm absolute Priorität zu, nicht verhandelbar war der Grundsatz, so viele Mittel wie irgend möglich in das Programm zu stecken und nur so wenig wie unbedingt nötig in den "Rest".
Die Idee bzw. das innere Konzept, das nun im Neubau sichtbar wird, dreht sich um die erste Aufgabe einer Rundfunkanstalt: Kommunikation. Um in der Kommunikation mit den Hörerinnen und Hörern, den Zuschauerinnen und Zuschauern – sprich: in den Programmen – erstklassig sein zu können, müssen die vorhandenen Ressourcen optimal ausgebaut und genutzt werden. Zu diesem Zweck richtete Radio Bremen multimediale Fachredaktionen ein, die hohe Kompetenz in ihren jeweiligen Inhalten vorhalten und diese auf sehr unterschiedliche Weise in die unterschiedlichen Programmformate einbringen. (Schlagwort: Einmal generieren, unterschiedlich distribuieren.)
Der dafür nötige Leitgedanke ist jener der "Integration". Die radikale Verkleinerung der Flächen, zu der Radio Bremen gezwungen war, war nur möglich durch die Integration von Hörfunk, Fernsehen und Internet sowie die Zusammenführung verschiedener Hörfunk- und Fernseh-Redaktionen in diesen Fachredaktionen. Die Kommunikation unter den "Machern" musste leicht und selbstverständlich sein. Das neue Funkhaus, so der Grundsatz, sollte also Kommunikation herstellen und Verbindungen schaffen. Technisch wurde dies durch ein modernes, voll digitales Redaktionssystem gelöst, das es bei der Arbeit ermöglicht, alle Verbreitungsebenen mit zu bedenken und zu bedienen. (Schlagwort: Der Konvergenz der Technik folgt bei Radio Bremen die Konvergenz der Redaktionen.)
Zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme ist das neue Radio Bremen das modernste Funkhaus Europas und hat dadurch die Chance, für viele Jahre zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Stichwort Trimedialität
Im neuen Funkhaus von Radio Bremen werden Hörfunk, Fernsehen und Internet zu einem Medienhaus mit integrierten Redaktionen. Das bedeutet, dass ein gemeinsames Arbeiten an den Inhalten für Fernsehen, Hörfunk und Internet selbstverständlich wird. Erarbeitet zum Beispiel eine Sportreporterin einen Beitrag über ein Werder-Spiel, so fertigt sie diesen Fußball-Bericht einmal fürs Fernsehen aus, einmal für den Hörfunk (alle Hörfunkwellen können auf diesen Bericht zugreifen) und einmal für das Internet. Wo in früheren Zeiten mehrere Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig ein- und dasselbe Thema für verschiedene Medien erarbeitet haben, erledigt dies nun eine Fachkraft kompetent für drei Medien. Damit einher geht eine Steigerung der Effizienz und Effektivität, in einem Maße, wie sie an zwei getrennten Standorten niemals möglich gewesen wäre. Eine Konzeption für die Zukunft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es die innere Veränderung Radio Bremens ist, die Radio Bremen Neu ausmacht. Der neue innere Zusammenhang drückt sich im Äußeren in der technischen und räumlich-funktionalen Ausstattung der Redaktionen genauso aus wie im baulichen Komplex "Radio Bremen Neu" (siehe "Die Architektur").
Drei Häuser – ein Medienzentrum
Das Herz des neuen Gebäudekomplexes von Radio Bremen bildet das Haus Diepenau, in dem Fachredaktionen, einige Programmredaktionen und die Geschäftsleitung untergebracht sind. Südlich davon, an der Weser gelegen, schließt sich das Weser-Haus an: Hier sind die Programmredaktionen (Hörfunk), Studios und Produktionseinheiten "zuhause". Das Weser-Haus ist zu großen Teilen vermietet, zum Beispiel an die Produktionsfirma Bremedia, ein Tochterunternehmen von Bavaria Film und Radio Bremen, das für die gesamte Produktion und Technik bei Radio Bremen zuständig ist und seine Kompetenz auch Dritten anbietet (siehe auch "Die Bremedia Produktion GmbH"). Zudem sind im südlichen Teil des Weser-Hauses ZDF, Deutschlandradio und Nordmedia sowie ein öffentliches Restaurant untergebracht.
Im nördlich vom Haus Diepenau gelegenen und bis zur Faulenstraße reichenden Stephani-Haus, das zu einem Drittel von Radio Bremen erbaut wurde, arbeiten im Schwerpunkt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Archive und der Verwaltung. Ein kleiner "Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit" (die Radio Bremen Versorgungskasse) hat die anderen zwei Drittel erbauen lassen. Dieser Teil des Hauses ist vermietet, vor allem an Medienfirmen wie die ems / Electronic Media School (siehe "Die Electronic Media School (ems)"), radioHOUSE, BILD Bremen, die Radio Bremen Media GmbH und an andere Unternehmen.
Das heißt: Radio Bremen nutzt den Gebäudekomplex nicht allein, sondern hat – in seiner Funktion als "Anker" des Medienzentrums – viele andere Medienfirmen als Mieter gewinnen können, sodass aus diesen drei Gebäuden ein Medienzentrum entstanden ist.
Optische Blickachsen halten die Häuser zusammen und machen, gemeinsam mit den die Häuser verbindenden Brücken, aus drei Gebäuden praktisch eins (siehe "Die Architektur").Die Kosten des Baus belaufen sich – inklusive der neuen Technik – auf etwa 80 Millionen Euro. Finanziert wurde das Projekt aus einer einmaligen ARD-Strukturhilfe in Höhe von 64,4 Millionen Euro (siehe "ARD-Strukturhilfe") und dem Erlös aus dem Verkauf der bisherigen Standorte Radio Bremens (Fernsehen in Bremen-Osterholz und Hörfunk in Bremen-Schwachhausen).
Radio Bremen und seine Tochter- und Beteiligungsgesellschaften arbeiten hier mit rund 400 fest angestellten und 150 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf einer Fläche von circa 17.000 Quadratmetern.