Bayerisch, bodenständig, nett und offen – so wird die gebürtige Münchnerin zu Beginn ihrer Karriere gehandelt. Dass sie diese Rollenfarbe so überzeugend verkörpern kann, beschert ihr in den 80er Jahren große Erfolge in Kultserien wie "Münchner G'schichten", "Monaco-Franze" und "Kir Royal". Doch bald fühlt Michaela May sich auf das ‚Bayerinnen-Image’ und seichte Rollen festgelegt: "Ich will Frauen spielen, die kämpfen müssen". Der Wechsel ins Charakterfach gelingt ihr – beispielsweise in "Liebe und weitere Katastrophen", wo sie1997 eine allein erziehende Mutter verkörpert, die am Rande der Gesellschaft zu überleben versucht.
Turbulenzen in Michaela Mays bis dahin beständigem Privatleben gibt es 2004, als sie sich bei Dreharbeiten zu einer "Polizeiruf"-Folge heftig in ihren Regisseur Bernd Schadewald verliebt. Nach 20 glücklichen Ehejahren verlässt sie ihren ersten Mann und heiratet zwei Jahre später im engsten Freundeskreis, auf einer romantischen kleinen griechischen Insel, ihren Traumpartner.
Michaela May lädt das "höchstpersönlich"-Team zu sich und ihrem zweiten Ehemann nach Hause ein. Gemeinsam besuchen sie auch ihre betagte Mutter in einem nahe gelegenen Wohnstift. Die hat ihre Tochter vom Beginn ihrer Karriere als Ballettkind bis zum TV-Star unterstützt und begleitet. Der Vater war anfangs noch strikt dagegen, einen Fernseher anzuschaffen – weshalb die Zehnjährige ihren ersten eigenen TV-Auftritt in den 60er Jahren bei den Nachbarn gucken muss. Damals sammelt sie – noch unter ihrem bürgerlichen Namen Gertrud Mittermayr – in "Onkel Toms Hütte" erste Schauspielerfahrungen. Das war nicht leicht für den Kinderstar, nach dem aufregenden Leben am Set wieder die Schulbank zu drücken.
Dennoch macht die Tochter eines Oberstudiendirektors nach dem Abitur zunächst eine "anständige" Ausbildung als Kindergärtnerin. Aber die Schauspielerei lässt sie nicht los. Michaela May folgt ihrem eigentlichen Berufswunsch – und hat ihr Publikum bis heute mit Hunderten von Film- und Fernsehrollen beglückt. Trotz Erfolg ist sie auf dem Boden geblieben – vielleicht auch dank ihrer Freundinnenclique: Seit Jahren treffen acht Münchner Frauen aus unterschiedlichen Berufsgruppen sich regelmäßig, um gemeinsam Yoga zu machen und anschließend in einer Gaststätte beisammen zu sitzen und sich zu amüsieren: eine ‚Wahlfamilie’, die das Leben an guten Tagen gemeinsam genießt – und an schlechten Tagen gemeinsam schultert.