Ostdeutschen Filmliebhabern ist Uwe Kockisch schon zuvor aus zahlreichen DEFA-Produktionen für Kino und Fernsehen der DDR ein Begriff gewesen. 1982 spielte er die Hauptrolle in der Willi-Bredel-Verfilmung „Dein unbekannter Bruder“ einen Antifaschisten, der sich 1935, der KZ-Haft entkommen, erneut im Widerstand engagiert. Gegenseitiges Misstrauen und Spitzelei zersetzen bald schon seine Gruppe. Der als Metapher auf DDR-Verhältnisse zu verstehende Film sorgt für Furore, wird auf die Filmfestspiele in Cannes eingeladen – in letzter Minute jedoch vom Politbüro zurückgezogen.
Uwe Kockisch, 1944 geboren, wuchs in Cottbus auf. Sein Vater war als Flieger im Kriege gefallen, die Mutter heiratet später wieder: eine Patchwork-Familie in den Wiederaufbaujahren. Kockischs Elternhaus ist gutbürgerlich, der ‚Arbeiter- und Bauernstaat’ versucht den Akademikersohn in eine handwerkliche Lehre zu pressen. Kockisch ist gerade 17 als 1961 die Mauer gebaut wird: Gemeinsam mit anderen Jugendlichen versucht er in einem Boot über die Ostsee zu fliehen. Die Flucht in den goldenen Westen geht schief. Nach einem Jahr im Knast schlägt er sich mit Jobs als Kartenabreißer, Bühnenarbeiter, Theaterstatist durch. So fängt er Feuer für die Schauspielerei – und schafft tatsächlich den Sprung nach Berlin: erst an die renommierte „Ernst Busch“-Schule, dann ans „Maxim Gorki Theater“. Der Durchbruch ist geschafft.
Nach dem Fall der Mauer gelingt es Uwe Kockisch, seine Karriere im Westen fortzusetzen. Seine Spezialrolle seitdem: Kommissar. Aktuell steht er als verdeckter Fahnder im RAF-Drama „Schattenwelt“ vor der Kamera. Im Privatleben hat Kockisch weniger Glück: Zwei Ehen zerbrechen, die letzte Beziehung mit seiner Kollegin Franziska Petri ging vor zwei Jahren auseinander. Seine Erkenntnis heute: „Ich habe wohl zu sehr für den Beruf gelebt.“ Doch seitdem er Großvater ist, versucht er möglichst viel Zeit mit seinen Enkelinnen und seinen beiden Söhnen zu verbringen. Andererseits ist und bleibt Kockischs Lebensmotto: „Unterwegs sein ist besser als anzukommen “.
Ein Fernsehteam von Radio Bremen hat Uwe Kockisch alias Commissario Brunetti bei seinen Dreharbeiten in Venedig begleitet. Radio Bremen-Autorin Christa Auch-Schwelk beobachtet ihn am Set von „Schattenwelt“ – wo er wieder mit seiner Ex- Partnerin Franziska Petri vor der Kamera steht, befragt ihn – höchstpersönlich – zu den Schwierigkeiten einer Liebesbeziehung unter Kollegen, trifft ihn mit Söhnen und Enkelinnen in Berlin und fährt mit ihm in seine Heimatstadt Cottbus.