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CEE: Inflation auch hausgemacht

Hohe Teuerungsraten vor allem in GUS-Staaten / Zinsdifferenzen zwischen CEE und Eurozone stützen Ostwährungen / Gewinnerwartungen 2008 trotz eintrübender Konjunktur positiv / OMV und Verbund als Nutznießer

(lifePR) (Wien, )
Von Asien über Lateinamerika bis nach Osteuropa spannt sich der Bogen heftiger Preisanhebungen. Einzelne Länder am Balkan und die GUS-Staaten wie Russland (15,1%), Weißrussland (15,8%), Kasachstan (19,5%) und die Ukraine(31,1%) verzeichnen besonders hohe zweistellige Teuerungsraten. Anders als in den USA und der Eurozone sind in vielen Güter- und vor allem Arbeitsmärkten deutliche Knappheiten erkennbar. "Die Kapazitätsgrenzen in der Produktion sind vielerorts überschritten, die Staaten erhöhen mit ihrer Fiskalpolitik bewusst die Staatsausgaben im Sozialbereich und die Infrastruktur steckt meist in den Kinderschuhen. Die rasante Einkommensentwicklung in Osteuropa und mehr als 20 Prozent Lohnsteigerungen infolge Arbeitskräftemangels sind eher die Regel als die Ausnahme", erläutert Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank AG (RZB). Außerdem hält das gigantische Kreditwachstum an und ist somit ein weiterer Treiber für eine hohe Inlandsnachfrage und einen dynamischen Preisauftrieb.

Das Problem der CEE-Staaten ist die Inflation - BIP Wachstum 2009 niedriger als dieses Jahr

Die Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa (CEE) zeigte im ersten Quartal 2008 noch stabiles Wachstum. Die Notenbanken dieser Länder versuchten die sehr hohe Inflation mit Zinssteigerungen in den Griff zu bekommen. Diese Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation sollten sich im Rahmen der globalen Konjunkturabschwächung auch negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
Im dritten Quartal dürften die Zinsanhebungen in der gesamten CEE-Region ihren vorläufigen Höhepunkt in diesem Zyklus erreichen.

Zinsdifferenzen zwischen CEE und Eurozone stützen Ostwährungen

Die sich ausweitenden Zinsdifferenzen zwischen CEE und der Eurozone haben die meisten Ostwährungen gestützt. Dieser Trend sollte sich folglich im zweiten Halbjahr fortsetzen und über mäßige Importpreise die Inflationsrate wieder zurückbringen. Die Währungssorgen bei Ländern mit einem hohem Leistungsbilanzdefizit, also einem Verbrauchsüberhang, treten vorübergehend in den Hintergrund (z.B. Rumänien, Ungarn).

CEE-Börsen: Nach dem Tief zunehmender Hochdruckeinfluss

Mit Ausnahme von Russland enttäuschten die CEE-Aktienmärkte, teilweise wegen Gewinnrevisionen und Inflation, teilweise wegen der zunehmenden globalen Risikoaversion. Nach einem schwachen dritten Quartalsbeginn dürfte sich in den kommenden Monaten eine leichte Erholung abzeichnen, auch aufgrund der relativ günstigen Bewertung dieser Aktienmärkte. Deshalb erhöhen die Analysten der RZB die Aktienposition in ihrem Portfolio von einem Untergewicht auf neutral.
Die extremen Kursverluste in Rumänien von über 30 Prozent seit Jahresbeginn reflektieren nicht das starke Unternehmensgewinnwachstum (2008e: 98 Prozent, 2009e: 16 Prozent). Die große Bedeutung des Energiesektors für den BET-Index und eine Stabilisierung der rumänischen Währung sollten für eine markante Kurserholung im Verlauf des dritten Quartals sorgen.
Die tschechische Börse konnte sich wegen ihrer defensiven Ausrichtung im Vergleich zu Polen und Ungarn gut halten. Die relativ höhere Bewertung des PX-Index ist Argument für ein geringeres Kurspotenzial.
Der russische Aktienmarkt konnte sich in den letzten Monaten von der Entwicklung der globalen Leitbörsen weitestgehend abkoppeln. Die angekündigten Steuerzuckerln für Energiekonzerne sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise fördern die positive Markteinschätzung. Die seit Jahresbeginn von plus 3 auf aktuell über 24 Prozent angehobenen Gewinnprognosen sind überwiegend auf den stark gewichteten Öl- und Gassektor zurückzuführen.

Gewinnerwartungen 2008 trotz des trüben Konjunkturhimmels positiv

Der ATX konnte sich zu Beginn des zweiten Quartals trotz der düsteren internationalen Prognosen positiv entwickeln und die 4500 Punkte-Hürde überspringen. Die negativen Konjunkturdaten und die hohen Rohstoffpreise wurden ihm letztlich zum Verhängnis und somit büßte er seine gute Performance letztlich fast zur Gänze wieder ein.

Für die zweite Jahreshälfte wird wie in der Eurozone ein Abflauen der Konjunktur erwartet. "Derzeit können sich diesem Trend die an der Wiener Börse notierten österreichischen Unternehmen noch entziehen, weil die Orderbücher der Makler voll sind", bestätigt Mag. Birgit Kuras, Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank, die für 2008 gute Unternehmensergebnisse erwartet. Die Ergebnisse des ersten Quartals 08 scheinen diese Erwartungen zu unterstützen. Insgesamt gehen die Analysten der Raiffeisen Centrobank für 2008 von einem Gewinnwachstum von rund plus 16,3% aus. Damit übernimmt der ATX eindeutig die Führung vor dem DJ Euro Stoxx 50 mit einer Gewinnerwartung von plus 3,7% und dem DAX mit einer negativen Erwartung von minus 3,9%.

Als Gewinner gehen die beiden Schwergewichte des ATX hervor: OMV und Verbund profitieren vom hohen Öl- und Strompreis.

Während Unternehmen mit hohen Kreditständen unter einer weiteren Zinserhöhung der EZB leiden werden, sollten jene mit hohen Cashbeständen davon einen Nutzen ziehen können. Beispiele sind hierfür die Österreichische Post, Mayr-Melnhof oder Semperit. Doch auch für diese sind der schwache Dollar und die hohen Rohstoffpreise belastend.

Kuras empfiehlt den Anlegern, sich über den Sommer auf weitere volatile Zeiten einzustellen, ab Herbst dürfte es dann zu einer Marktberuhigung kommen. Eine gute Gewinnentwicklung österreichischer Unternehmen und attraktive Bewertungen werden als Gegenpol zu den negativen internationalen Meldungen gewertet werden. "Wir erwarten für den ATX lediglich eine moderate Aufwärtsbewegung und einen Stand per Ende September von 4150. Zum Jahresende sollte er 4.200 Punkte mit einer Bandbreite zwischen 3.600 und 4.400 Einheiten erreichen. Gespannt darf man auf die Ergebnispräsentationen für das zweite Quartal 08 sein, werden diese Angaben doch stark die Gewinnsituation des kommenden Jahres beeinflussen."

Öl & Gas: Rohölfördernde Konzerne bevorzugt

Öl- und Gaskonzerne mit eigener Rohölförderung werden momentan präferiert.Raffinerien versuchen, ihre Produktion verstärkt auf Mitteldestillate mit hohen Margen (z.B. Diesel) und Petrochemikalien (zB. Polyethylen) auszurichten. "Die OMV erscheint in diesem Umfeld bestens positioniert, da die Gesellschaft über einen überdurchschnittlichen Förderanteil verfügt und mit ihren Raffineriekapazitäten gut ausgestattet ist", ist Stefan Maxian, Head of CEE Research der Raiffeisen Centrobank AG, überzeugt. "Außerdem ist der Treibstoffabsatz in Osteuropa relativ preisunelastisch."
Einen Präzedenzfall auf dem Ölsektor könnte im Übrigen die Entscheidung der EU-Kommission hinsichtlich der wettbewerbsrechtlichen Bedingungen für die MOL-Übernahme der OMV werden. "Wir erwarten das von Juli auf September verschobene Ergebnis mit Spannung", meint der Osteuropaexperte.

Versorger gehören zu den Profiteuren

Die Versorger, allen voran der Verbund, haben sich im letzten Quartal als die größten Nutznießer des steigenden Ölpreises erwiesen. Da die EVN - Aktie die positive Kursentwicklung des Verbundpapiers noch nachzuziehen hat, sieht Maxian dies als gute Möglichkeit, "jetzt noch in die Rohstoffrallye einzusteigen."

Banken mit einer starken Einlagenbasis attraktiv

Obwohl die Ergebnisse der CEE Banken insgesamt nicht von besonders hohem Abschreibungsbedarf geprägt sind, müssen sich die Institute weiterhin höheren Refinanzierungskosten stellen. Interessant sind daher weiterhin Banken, die über starke Spareinlagen verfügen oder die wegen ihres Filialnetzes in der Lage sind, bei Bedarf das Einlagengeschäft zu forcieren. Auf dem derzeitigen Kursniveau zieht Maxian die Erste Bank als auch die ungarische OTP vor.

Tschechische Telekom glänzt als Dividendentitel

Die Kosteneinsparungen durch den Personalabbau konnten die Dynamik bei der Gehaltsentwicklung nicht bremsen, weshalb der Druck auf die Gewinnspannen von einigen CEE - Telekomunternehmen stärker wurde als erwartet. Die tschechische Telefonica O2 wird weiterhin als Dividendentitel empfohlen, denn die Aktie weist eine Dividendenrendite von derzeit 10Prozent auf und die Dividende von 50 Tschechischen Kronen wird im September abgeschlagen.
"Die Dividendensaison ist eigentlich vorbei, bei diesem Titel gibt es allerdings die Möglichkeit, noch im Jahresverlauf eine Dividende zu kassieren, " so Maxian.
Darüber hinaus sollte das Unternehmen durch seinen hohen Bestand an Nettobarvermögen in der Lage sein, von einem höheren Zinsumfeld unmittelbar zu profitieren.

Industriewerte bieten ein ambivalentes Bild

Die momentane Konjunkturentwicklung macht auch vor dem Industriesektor nicht Halt. Entsprachen die Ergebnisse im ersten Quartal 2008 noch den Erwartungen, bereitet eine längerfristige Beobachtung der Auftragslage Grund zur Sorge. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, und so profitiert die Grundstoffindustrie von den stark gestiegenen Rohstoffpreisen. Insbesondere Stahl hat seit Jahresbeginn über 40 Prozent an Wert zugelegt. Für das dritte Quartal 2008 ist jedoch mit einer Abflachung auf hohem Niveau zu rechnen. Die Empfehlung im Grundstoffbereich bleibt weiterhin die voestalpine. Als neuer Titel auf der Empfehlungsliste der Spezialisten steht der polnische IT - Dienstleister Asseco Polen. "Ausschlaggebend dafür waren die erwarteten Kostensynergien nach der Fusion von Prokom und Asseco Polen/Softbank sowie das gute Marktpotential in Osteuropa" so Maxian abschließend.
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