"Die Zeit für Börsengänge kann in diesem und im nächsten Jahr sehr interessant werden. Unternehmer haben durchaus Chancen, von dieser Möglichkeit der Eigenkapitalwerbung zu profitieren. Denn das Umfeld für Börsengänge hat sich bereits 2010 deutlich verbessert. Langsam kehrt das Vertrauen der Kapitalanleger zurück", berichtet Georg Rankers, Geschäftsführer bei Rankers Finanzstrategien. "Zudem sind die Alternativen für Anleger eher dünn: Bei Staatsanleihen ist zurzeit wenig Rendite zu holen - sieht man von den PIIGS-Staaten einmal ab. Des Weiteren besteht aufgrund der hohen Verschuldung und langsam steigender Inflation erhebliches Rückschlagspotential im Markt für festverzinsliche Wertpapiere. Das lässt unter anderem die Nachfrage nach Aktien weiter steigen."
Bevor ein Familienunternehmer den Sprung auf das Parkett wagen kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Börsen-Aspiranten sollten Jahresumsätze von mindestens 40 Millionen Euro erzielen. Außerdem sollten die letzten drei Jahresabschlüsse mit einem unbeschränkten Testat eines Wirtschaftsprüfers versehen sein. Idealerweise von einem der vier großen, internationalen Wirtschaftsprüfungskanzleien. Und je nach Börsensegment sollte auch ein Abschluss nach IFRS (International Financial Reportings Standards) vorliegen. Sind diese Grundlagen gegeben, ist der Börsengang ein lukrativer Weg, sich auch sehr viel Geld zu beschaffen.
Die Marktstimmung kann ein Unternehmen nicht beeinflussen. Es hat jedoch einen Einfluss auf die Equity-Story. Dabei kommt es entscheidend darauf an, die Zukunft des Unternehmens und die Wachtumsgeschichte attraktiv, aber plausibel zu erzählen. Maßgeblich ist, dass der Investor mit einem überdurchschnittlichen Erfolg des Unternehmens rechnen kann. Das ist die wesentliche Basis dafür, dass das Unternehmen überhaupt die notwendigen Partner findet und auch für einen Börsengang begeistern kann.
Gelingt der Gang an die Börse, wird sich die Finanzierungsstruktur des Unternehmens deutlich verbessern. Fällt der Börsengang in eine Zeit haussierender Märkte können durchaus ansehnliche Emissionserlöse erzielt werden. Das frische Kapital verbessert die Bilanzstruktur deutlich. Weiterhin ist eine Finanzierung über die Börse unabhängig von einzelnen großen Banken oder Kapitalgebern möglich.
Im Vorfeld des Börsengangs kommt die gesamte Unternehmensstruktur auf den Prüfstand. Ein IPO wird nur von Erfolg gekrönt sein, wenn die Organisation vorbildlich ist und eine Umsetzung der Geschäftsidee möglich macht. Dazu müssen alle wichtigen Bereiche wie Einkauf, Produktion, Vertrieb, Technik, Finanzen und Administration perfekt funktionieren. Diese Vorbereitungen machen einen Börsengang in der Regel auch zu einer relativ teuren Kapitalbeschaffungsmaßnahme. Immerhin müssen Unternehmer gut 10 Prozent des angestrebten Finanzierungsvolumens als Kosten für eine IPO-Beratung einkalkulieren.
"Entscheidet sich der Familienunternehmer für einen Börsengang, hat das Unternehmen neue und sehr umfangreiche Pflichten in der Kommunikation gegenüber Aktionären zu erfüllen", erläutert Claudia Rankers, Geschäftsführerin bei Rankers Finanzstrategien. "Nach einem IPO muss das Unternehmen kontinuierliche Investorenpflege (Investors Relations) betreiben. Außerdem muss es eine regelmäßige Berichterstattung leisten. Diesen laufenden Aufwand müssen Unternehmer mit einkalkulieren Der positive Effekt ist, dass Unternehmen ihren Bekanntheitsgrad durch eine Börsennotierung deutlich steigern können."
Der Börsengang ist eine interessante Alternative für die Regelung der Unternehmensnachfolge. Vor allem, wenn das Unternehmen weiter im Familienbesitz gehalten werden soll. Der Börsengang bietet dem Inhaber die Möglichkeit, sich schrittweise aus der Unternehmensführung zurückzuziehen, sobald geeignete Fremdmanager für die Unternehmensführung zur Verfügung stehen. Ein Gang an die Börse ist zeitintensiv und sollte strategisch ins Unternehmenskonzept passen sowie gut geplant sein. Rankers Finanzstrategien empfiehlt für einen erfolgreichen Börsengang die Einbindung eines externen Beraters, der die notwendigen Unterlagen (Jahresabschlüsse, BWA, Business Plan usw.) aufbereitet und auch die Equity Story schreibt.
Ausblick
Teil 8 der Artikelserie Unternehmer Office beschäftigt sich mit dem Klassiker: Der Bankkredit.
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