Mit der Umstellung der Stromversorgung auf einen deutlich höheren Anteil erneuerbarer Energien wird die gesamte Netzinfrastruktur vor große Herausforderungen gestellt. Smart Grids gelten als Zukunft der Energieversorgung. Hinter dem Begriff verbergen sich intelligente Stromnetze, in denen Elektrizität unter Einsatz moderner Technologien zur Steuerung, Kostensenkung und Erhöhung der Versorgungsverlässlichkeit an Verbraucher geliefert wird.
"Besonders vor dem Hintergrund der Diskussion über einen möglichst raschen Atomausstieg gewinnen Smart Grids an Bedeutung", erläutert Georg Rankers vom Family Office, Rankers Finanzstrategien. „Neben einer möglichst umweltschonenden und sicheren Energieproduktion spielt die effiziente Energienutzung bei der Energiepolitik der Zukunft eine entscheidende Rolle. Damit verbunden ist ein Anstieg der Nachfrage nach intelligenten Stromnetzen zu erwarten."
Smart Grid ist ein intelligentes Energienetzwerk, das Versorger mit Kunden verbindet, die Vernetzung von Haushaltsgeräten ermöglicht und die Verbraucher überflüssigen Strom zurück ins Netz speisen lässt. Computer verteilen in diesen intelligenten Netzen den Strom aus Windrädern, Solarzellen oder örtlichen Kleinkraftwerken ständig neu, um eine gleichmäßige Versorgung zu sichern. Bei Stromüberschuss - wenn etwa die Sonne scheint - speichert das System die Energie in Akkus zwischen. Es lädt dann etwa auch die Batterien angeschlossener Elektroautos.
Bis 2020 müssten alleine in Europa etwa 200 Milliarden Euro in die Energienetze investiert werden, schätzt EU-Energiekommissar Günther Oettinger, um eine sichere und klimaschonende Versorgung zu gewährleisten. Um den globalen CO2-Ausstoß bis 2050 halbieren zu können, sind nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) sogenannte Smart-Grid-Investitionen zwischen 50 und 75 Milliarden US-Dollar pro Jahr nötig. Analysten des japanischen Brokers Nomura gehen davon aus, dass allein in den USA, Europa und Japan bis 2030 durchschnittlich über 60 Mrd. US-Dollar pro Jahr in Smart Grids fließen werden. Sehr hohe Investitionen sind aber auch in den Schwellenländern notwendig. Allein China hat angekündigt, bis ins Jahr 2020 rund 660 Mrd. US-Dollar in Elektrizitätsnetze investieren zu wollen.
Die wachsende Relevanz des Themas zeigt auch die Zunahme von Fusionen und Übernahmen (M&A) in diesem Bereich. Neue Einkommensquellen verspricht sich auch die IT-Branche. Konzerne wie SAP, IBM oder Cisco Systems hoffen, ihr technologisches Know-how in Smart Grids einbringen zu können. Intermediäre Firmen, wie EnerNoc oder Comverge (beide USA), teilen sich zum Beispiel Erträge aus variabler Stromnutzung mit ihren Kunden, wenn diese sich bereit erklären, bei Bedarf den Stromkonsum zurückzufahren. Auch die Gebäudetechnik lässt sich ebenfalls direkt an Smart Grids koppeln. So können Klimaanlagen oder Beleuchtungen, die extrem viel Strom verbrauchen, an Preissignale geknüpft werden. Sehr hohe Investitionen dürften auch in Batterien fließen. Sie erlauben es, den erzeugten Strom am Produktionsort zu speichern und die Einspeisung zu glätten.
Für risikobereite Anleger gibt es mehrere Investitionsmöglichkeiten. Gut positioniert im Bereich Smart Grids sind Unternehmen wie zum Beispiel A123 Systems in der Batterietechnik, Enernoc im Bereich Energiemanagement und Itron mit intelligenten Stromzählern. Prysmian und Nexans sind Hersteller spezieller Hochspannungskabel. ABB, Siemens und Schneider Electric sind in mehreren Bereichen gleichzeitig tätig und können deutlich von dem Megatrend Smart Grids profitieren.
Der Investor, der sein Risiko breiter streuen möchte, kann über einen börsengehandelten Indexfonds (sogenannter ETF oder Exchange Traded Fund), über Zertifikate oder über Themenfonds in den Sektor investieren. Zu erwähnen ist hier beispielsweise der Nasdaq OMX Clean Edge Smart Grid Infrastructure Index, der insgesamt 37 Einzelwerte umfasst. Auf diesen Index ist in den USA ein ETF aufgelegt worden. In Deutschland ist der Solactive Smart Grid Index verfügbar, der aktuell 15 Unternehmen des Sektors umfasst. Mit Hilfe von Zertifikaten kann der Anleger an der Performance dieses Indexes partizipieren. Vor etwa einem Jahr ist darüber hinaus der aktiv gemanagte Fonds 4Q Smart Power aufgelegt worden, der in die Bereiche Smart Grid und Power-Management investiert.
Zusätzlich gibt es noch zwei spezialisierte Zertifikate, eines von Vontobel auf den Index S-Box Smart Grid sowie ein Basket-Papier des Emittenten Deutsche Bank. Während Vontobel jedoch seinen Aktienkorb jedes halbe Jahr anpasst, um die Handelbarkeit der Werte und eine hinreichende Diversifizierung sicherzustellen, nimmt die Deutsche Bank Anpassungen nur in besonderen Situationen vor.
„Anleger sollten jedoch damit rechnen, dass ein Investment in Erneuerbare-Energie-Fonds deutlich volatiler als bei klassischen Fonds sein kann“, betont Claudia Rankers vom Family Office, Rankers Finanzstrategien. „Zudem besteht bei Themenfonds grundsätzlich die Gefahr von Kursverlusten, wenn eine ganze Branche am Markt "out" ist. Deshalb empfehlen wir Anlegern, einen längeren Anlagehorizont zu haben und die Produkte nur als Beimischung ins Depot zu nehmen.“ Langfristig bieten Smart Grids interessante Wachstumschancen. Empfehlenswert ist es für Anleger, vor einem Investment unbedingt die Risiken von Einzelwert-, Zertifikat- oder Fondsinvestments zu beachten. Insbesondere bei Einzelinvestments besteht ein erhebliches Kursrisiko bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.rankers-cie.de