Beim Eine Welt Festival 2014 spürten die Besucher wieder, was Rapunzel seit Jahren ausmacht: Qualität für Lebensmittel und soziales Engagement sind fest miteinander verbunden. Rapunzel kennt den Ursprung seiner Produkte und hat persönliche, langfristige und vertrauensvolle Kontakte zu seinen Partnern, Lieferanten und Kunden aufgebaut. Zudem hat sich das Rapunzel Betriebsgelände zu einem Anlaufpunkt für die ländliche Region entwickelt. Ob Museumsbesuch, Betriebsführung oder Kino, Rapunzel verbindet Menschen und macht die eigene Firmenphilosophie erlebbar. Zu verdanken ist all dies einer Fügung des Schicksals, die vor 40 Jahren mit der Idee einer kleinen Gruppe von "Spinnern" ihren Lauf nahm. "Spinner" deswegen, weil sie genau für das von Vielen gehalten wurden. Und dennoch sind sie, mit viel Vertrauen in sich selbst, ihren Weg gegangen - ohne zu wissen, was je dabei herauskommen wird. "Eigentlich wollten wir mit einer 150er Vespa nach Tasmanien, über Land bis Singapur und dann einschiffen", erzählte Joseph Wilhelm in seiner Festrede. "Aber zwei Tage bevor wir starten wollten, lief ich durch Augsburg, durch die Katharinengasse und sah das Ladenlokal - 25 oder 28 qm für 210 Euro im Monat - und was soll ich sagen, Glück gehabt, denn sonst stünde ich heute nicht hier." Der Rest der Geschichte ist bekannt, das erste Müsli wurde in der Badewanne gemischt, Nüsse in der Waschtrommel geröstet usw.
Das "Herzstück" des Eine Welt Festivals war die Geburtstagsfeier am Samstagabend. Über 900 Gäste lauschten gespannt der Diskussion "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? - eine Standortbestimmung" mit Joseph Wilhelm, der prominenten Grünen-Politikerin Renate Künast, Vegan-Koch Attila Hildmann, Georg Kaiser (BioCompany), Rainer Plum (Vorstand Neuform), Jan Plagge (Präsident Bioland) sowie der Legauer Bio-Landwirtin Elisabeth Waizenegger, Bio-Ladnerin Johanna Alff aus Österreich und der Allgäuer Musikerin Inka Kuchler (Vivid Curls). Eine spannende Runde, denn hier trafen Bio-Pioniere auf die junge Bio-Generation, die ja dann doch ihren eigenen Weg geht. So zum Beispiel Attila Hildmann, der versucht die Menschen über eine bewusste, gesunde Ernährung zu Bio zu bringen. "Mir geht es darum, Bio ein Stück cooler zu machen. Und jede einzelne Mahlzeit, die ein wenig Bio beinhaltet, ist ein positiver Beginn, egal aus welchen Beweggründen." Dem stimmte auch Musikerin und Konsumentin Inka Kuchler zu: "Unser Kinder sind die Konsumenten von morgen. Nur wenn sie in jemandem wie Attila ein Vorbild sehen, können wir es schaffen, dass sie irgendwann Samba anstatt Nutella aufs Brot wollen."
Joseph Wilhelm unterstützte die Ansichtsweise der neuen Bio-Generation: "Die Müslis, die Ökos, die Birkenstocks sind zwar out, aber noch ist Bio nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir müssen es schaffen, dass sich das Wertesystem ändert, dass die Menschen anstatt ein großes Auto zu fahren, so wie Attila aussehen wollen. Wir brauchen die neue, junge Kreativität für den nächsten Quantensprung. Auf der anderen Seite müssen auch wir, die Alten, ihre Hausaufgaben machen. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Bio-Branche zu ihren Inhalten und Werten stehen muss. Dazu gehört, dass die landwirtschaftliche Basis verbreitert und gestärkt wird. Sonst fallen wir - gerade bei unseren Kritikern - zurecht in Ungnade und Unglaubwürdigkeit", mahnt Wilhelm. Noch verzeichnet die Bio-Branche Jahr für Jahr ein Wachstum, das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt, dass die Rohstoffengpässe sie stets vor neue Herausforderungen stellen.
"Zu wenig Bauern stellen aufgrund der Flächenkonkurrenz und der abnehmenden Preise um", erklärte Jan Plagge, der lange in der Umstellungsberatung tätig war. "Die besten Erfolge in punkto Umstellung konnten wir verzeichnen, als Stickstoff- und Düngemittelpreise sehr teuer waren, d.h. die Betriebsmittelausgaben höher als der Ertrag waren. Heute jedoch rechnet sich das für die konventionellen Bauern wieder, weil z.B. die Produktion von Bio-Energie subventioniert wird." Hier sah auch Renate Künast einen wichtigen Ansatzpunkt: "Ich sehe unsere Aufgabe darin, die Kreislaufwirtschaft wieder en vogue zu machen. Bio als Marke ist das Flagship für Veränderungen, diesen Vorteil müssen die Bauern erkennen - auch durch Umverteilung von Subventionen. Kommunen müssen endlich Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht machen und ihr Land an Bio-Bauern verpachten. Nur so lässt sich ländlicher Raum erhalten. Schließlich es geht hier um unser aller Existenz."
Zum Abschluss des Abends präsentierte das Allgäuer Frauenduo Vivid Curls ihren "Eine Welt"-Song, den die beiden Mundart-Singer Inka Kuchler und Irene Schindler extra zum 40. Geburtstag von Rapunzel komponiert und getextet hatten. Es herrschte ausgelassene Stimmung, während Joseph Wilhelm persönlich die vegane Geburtstagstorte an seine Gäste verteilte. Die Gäste, die einer Gemeinschaft angehören, die derzeit so stark ist wie nie und jetzt die Gelegenheit nutzen muss, den nächsten Quantensprung zu zünden.
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