"Auch wenn es viele Mitmenschen, Konzerne und Regierungen nicht wahrhaben wollen: wir sitzen definitiv und ultimativ in einem Boot. Es gibt nur eine Erde, auf der wir alle mit den gleichen Rechten und Pflichten leben." Mit diesen Worten begrüßte Joseph Wilhelm, Gründer und Geschäftsführer von Rapunzel Naturkost, die 500 geladenen Gäste aus aller Welt. Sie waren zur Verleihung des OWA ins bayerische Allgäu gekommen, um die Preis-träger und Finalisten zu feiern. Für die musikalische Untermalung sorgten Murat Parlak mit seinem Trio und als Überraschung der Finalist Humberto Rios, der mit seinem Sohn Humbertido die Festveranstaltung um kubanische Rhythmen bereicherte. Durch die Veran-staltung führte mit Charme und Humor der Moderator Severin von Hoensbroech.
Der OWA-Preisträger von 2010 und Träger des "World Food Preises" Hans Herren hielt eine beeindruckende Festrede zum Thema Welternährung und ökologischer Landbau. Er ließ dabei keinen Zweifel, dass nur ökologische und nachhaltige Formen der Landwirt-schaft die Ernährung der Weltbevölkerung sichern können.
Nachdem Severin von Hoensbroech das Publikum auf die Preisvergabe eingestimmt hatte, stellte der Vorsitzende der OWA-Jury Bernward Geier die Finalisten vor. Nazmi Ilicali aus der Türkei koordiniert Tausende von Bio-Bauern in Anatolien und eröffnet so Perspektiven und damit eine Alternative zur Landflucht. Premanjali Rao aus Indien initiiert mit dem Fokus der Armutsbekämpfung ökologische und soziale Projekte. Elba Rivera aus Nicara-gua engagiert sich als Pädagogin und Bio-Pionierin in vielen Projekten. Humberto Rios aus Kuba hat als Wissenschaftler u.a. 2.000 Farmer zu Saatgutzüchtern ausgebildet. Die beein-druckenden Leistungen und Erfolge der Finalisten wurden bei der Übergabe der OWA-Urkunde und der Schecks über 2.000 Euro mit stürmischem Applaus gefeiert.
Dann war es soweit, Jury-Mitglied und Trägerin des alternativen Nobelpreises Vandana Shiva aus Indien verkündete den Gewinner des OWA 2012. Die Leistungen von Nacianceno M. Pacalioga, Jr. aus den Philippinen wurde zunächst in einen Kurzfilm ge-würdigt. In beindruckender Weise dokumentiert dieser Film die Arbeit von Bürgermeister Jun und seinen Mitstreitern im Bestreben, gemeinsam eine nachhaltige Zukunft für ihre Stadt Dumingag und den zugehörigen 44 Dörfern zu entwickeln. In ihrer Laudatio würdig-te Vandana Shiva die Rolle des Gewinners in seiner politischen Funktion. Sein visionäres Engagement und seine beeindruckenden Erfolge in der Förderung des biologischen Land-baus und einer nachhaltigen, ländlichen Entwicklung sind wegweisend. Bürgermeister Jun aus den Philippinen sei ein perfektes Beispiel, was "good governance" - gutes Regieren - in der Praxis bedeutet. Gemeinsam überreichten Vandana Shiva, Joseph Wilhelm und Markus Arbenz, IFOAM-Geschäftsführer, die von der vietnamesisch-deutschen Künstlerin Dao Droste geschaffene OWA-Statue und den Scheck in Höhe von 25.000 Euro an Nacianceno M. Pacalioga, Jr.
Sichtlich bewegt bedankte sich Bürgermeister Jun für diese Auszeichnung, die er im Na-men aller Menschen von Dumingag, die an dem gemeinsamen Ziel arbeiten, entgegen-nahm. Er betonte, dass diese internationale Auszeichnung nicht nur Inspiration und Moti-vation für die Bürger und ihn selbst sei. Vielmehr wird dieser Preis mit dazu beitragen, dass die Erfahrungen und Erfolge der vielen Projekte für eine nachhaltige ländliche Ent-wicklung mehr Aufmerksamkeit in den Philippinen und weltweit bekommen. So inspi-rieren sie hoffentlich viele Menschen und vor allem Politiker, diesem guten Beispiel zu folgen.
Im Anschluss ergriff Markus Arbenz das Wort. Die IFOAM, Schirmherrin des One World Award, zeichnete die Bio-Pionierin Ana Primavesi für ihre entscheidende Pionierrolle im Ökolandbau - nicht nur in ihrer Heimat Brasilien, sondern in ganz Lateinamerika - aus. Die Wissenschaftlerin und Aktivistin gibt seit über 50 Jahren ihr Wissen zum ökologischen Landbau insbesondere zur Bodenfruchtbarkeit weiter, sowohl an akademische Kreise, als auch direkt an die Bauern. Neben unzähligen Publikationen und Artikeln verfasste sie auch wichtige Fachbücher zum biologischen Landbau in Lateinamerika. Und noch heute, mit 92 Jahren, ist Ana Primavesi ganz dem biologischen Landbau verschrieben und nutzt für ihr Engagement auch moderne, soziale Medien wie Facebook & Co. "Ohne Ana wäre die Bio-welt um so manche Erkenntnisse der Zusammenhänge zwischen lebendigem Boden und menschenwürdiger Landwirtschaft ärmer", so Markus Arbenz in seiner Laudatio. Tief bewegt, betonte Ana Primavesi in ihren Dankesworten die entscheidende Rolle, die dem biologischen Landbau zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und damit der Landwirtschaft sowie zur Sicherung der Ernährung zukommt. Der Preis ist für sie nicht nur Anerkennung. Er beflügelt sie auch, sich weiterhin mit Leib und Seele für die ökologische Landwirtschaft einzusetzen.
Mit der diesjährigen Verleihung des OWA bekommt die sogenannte "OWA-Family" signi-fikanten Zuwachs. Inzwischen sind es bereits 15 Finalisten und sieben OWA-Preisträger, die sich in Zukunft strukturiert vernetzen werden. Zum einen, um sich gegenseitig auszu-tauschen und zu fördern. Aber auch, um die Ziele des One World Award und ihr eigenes Engagement noch intensiver gemeinsam in die Welt zu tragen.