In der fachlichen Einführung erläuterte RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf die allgemeine Situation der Bustouristik die neue, innovative Angebote erfordert. "Die Wettbewerber werden mehr, besser, schneller, sie diversifizieren und dringen in Marktnischen ein, erweitern und kommunizieren ihre Kompetenz", so Gauf, "die Wertewelt verschiebt sich und den Lebensstil der Kunden." Sein Ratschlag: "Der Busunternehmer als Veranstalter muss Themenkompetenz ausstrahlen und das Reisethema muss durchgängig zelebriert werden."
Ausgewiesene Experten stellten sich den Erwartungen des mit 30 Teilnehmern gut besuchten Seminars:
"Authentizität der Erlebnisse ist das Stichwort, welches unbedingt zu einer erfolgreichen Inszenierung eines Angebots gehört", so Seminarleiter Prof. Dr. Harald Bartl, dem die Moderation dieses innovativen Seminars und der Gruppenarbeit oblag. Schlagworte wie Sehnsucht nach Einfachheit, "Zeit-Reisen", Trendreisen ohne Massen etc., kennzeichnen bspw. diese Reisewünsche. Wichtig für die Seminarteilnehmer war aber auch, welche Spezialreisen passen zum Profil der Bustouristik? Wie lassen sich Lebensstilelemente in die eigenen Angebote einbauen?
"Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster der Gäste und Konsequenzen für die Angebotsgestaltung und die Dienstleistungskultur", lautete das Thema von Prof. Dr. Heinz Rico Scherrieb, Head of Institute for Tourism and Leisure Research an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur und Autor der Studie "Leisure Trends in Europe". Prof. Scherrieb definierte auch eine Lebensstil-Gesellschaft in der die Menschen gern mit Gleichgesinnten reisen. Diese Lebensstilgruppen seien je nach Alter und Familienstand unterschiedlich ausgeprägt und erwarteten selbstverständlich differenzierte Ansprachen.
So sei es notwendig, ein Reisedrehbuch zu formulieren. Beispielsweise gehöre zu einem inszenierten Barockfest nicht nur ein Kostümball, sondern Speisen und Getränke, Musik und Unterhaltung müssten darauf abgestimmt sein. Trends analysieren, für den Betrieb umzusetzen und daraus neue Produkte zu machen sei der Punkt. "Zu lehren, wie man den Finger in den Wind streckt und daraus die richtigen Ableitungen zu machen, ist mein Ziel", so Prof. Scherrieb.
Dr. Kurt Grötsch, Dipl. Psychologe und Leiter des Flamenco-Tanzmuseums in Sevilla, referierte von "lifestyle zu lovemarks", von der Wandlung von Tourismusmärkten zu Emotionsmärkten. Bei den themenorientierten Reisen nach Andalusien sei Flamenco der Aufhänger und das Flamenco-Museum als Destination ein Muss, emotional branding so sein Stichwort. Für Dr. Grötsch ist der Flamenco auch mehr als ein Tanz, sondern symbolisiert einen Lebensstil. Auf dieser Erkenntnis hat er das Flamenco Tanzmuseum aufgebaut. "Das Flamenco-Tanzmuseum zeichnet sich als experience museum aus, das heißt als Raum, der es möglich macht, Inhalte und Wissen in einer gefühlsstarken und emotionalisierenden Atmosphäre zu erfahren", erklärte der Fachmann. "Neben der Ausstellung stehen Tanz- und Gitarrenworkshops im Vordergrund.
Der Ort des Seminars war perfekt gewählt. Das Hotel Augustiner Kloster in Hillesheim in der Eifel, im September 2007 mit 57 Zimmern neu eröffnet, verbindet modernes Interieur mit der kontemplativen Ausstrahlung eines ehemaligen Klosters. "Carpe diem - nutze den Tag" haben die Seminarteilnehmer angesichts dieser Atmosphäre mehr als wörtlich genommen.
Doch auch das "Carpe noctem - nutze die Nacht" kam nicht zu kurz. In den historischen Räumen der Alten Gerberei in Hillesheim geht es ausschließlich um Krimis. Das Kriminalhaus mitten in der Eifel, einem Landstrich, der durch die Eifelkrimis bundesweit berühmt geworden ist, ist ein unverwechselbarer Anziehungspunkt für die Liebhaber der Kriminalliteratur, davon konnten sich die Seminarteilnehmer auch angesichts einer privaten Lesung von Krimi-Autor und Verleger Ralf Kramp überzeugen. Ein geradezu ideales Beispiel für Inszenierung und Emotionalisierung einer themenorientierten Sehenswürdigkeit.