Film-Prominenz & innovative Instrumente
Ein bewegender Kino-Nachmittag läutete den Auftakt des 2. Festival-Teils am 06.11. ein. Im nahezu gefüllten „City46 Kommunalkino Bremen“ weihten berühmte Film-Größen in Filmkunst und Musikkomposition ein. „Music ist always first“, lautete die zentrale Aussage des international bekannten Filmproduzenten Jan Harlan aus London, die er in seiner Lecture u.a. am Film „Titanic“ anschaulich vermittelte. Gemeinsam mit seinem Schwager Stanley Kubrick verantwortete er so bekannte Filme wie z.B. „Clockwork Orange“, arbeitete mit Steven Spielberg und für Warner Bros. Unterwegs zwischen Los Angeles und Berlin, vermittelte der Filmkomponist Henning Lohner, wie die Neue Musik im Spannungsfeld von „Melodie, Klang und Geräusch“ die Bildwelt im Film psychoakustisch verstärkt und jede Sekunde wirkungsvoll inszeniert.
Auf musikalische Entdeckungsreise entführte der Instrumenten-Erfinder Gero König im Museum Weserburg. An seinem „Chordeographen“, einem elektroakustischen Instrument mit Software zur Echtzeitsteuerung, entstanden durch einfache Handbewegungen in der Luft spacige Klänge im Raum. Ein interaktives, fesselndes Musikspiel, das Schüler und Interessierte von 20 bis 70 Jahren in seinen Workshops ausprobierten – allein und in kleinen Gruppen. Faszinierend war auch das „Fello“, das der Hamburger Musiker Andi Otto in der Hochschule für Künste vorstellte – ein verfeinertes Cello mit multisensorischem Bogen. Seine mitreißende Soundperformance, aus klassischem Spiel und elektroakustischen Klängen, erntete beim Late Night-Konzert am 06.11.21 lang anhaltenden Applaus.
Von klanggewaltig bis entzückend
In Konzerten in Los Angelos, London und Moskau etc. zu hören, bereicherte die Stimmakrobatin und Komponistin Agata Zubel aus Polen mit ihrer stimmlichen Bandbreite die Festival-Premiere im Mercedes-Benz Kundencenter. Sie wurde begleitet vom neu gegründeten Realtime Ensemble – zusammengestellt und dirigiert von Marc Niemann, Generalmusikdirektor in Bremerhaven. Ihren beeindruckenden Bühnenauftritt komplettierte Sounddesigner Cezary Duchnowski, der gemeinsam mit ihr ungewöhnliche Klänge entwickelte.
Gebannt lauschten die jüngsten Festivalgäste dem polnischen Musikmärchen „Die Froschprinzessin“ am Sonntagnachmittag, 07.11.21 im Überseemuseum – liebevoll inszeniert von Regisseurin Salome Althammer sowie unterstützt von einem Erzähler, Violine und Elektroakustik. Ein visuelles Vergnügen waren die fantasievollen Bühnenbilder der Projektionskünstlerin Katrin Bethge, die sie während des Märchens frei gestaltete.
„Mensch, Musik, Maschine“ im Mai 2023
Meet & Greet, Impulskarten und Talk: Passend zum diesjährigen Motto förderte das Festival zahlreiche Begegnungen. Apropós, das nächste Festival ist für Mai 2023 bereits geplant – in Kooperation mit dem Gastland Frankreich. Dann soll die Neue Musik ganz im Zeichen von „Mensch, Musik, Maschine“ stehen. Im Vorfeld des Festivals wird schon 2022 ein internationaler Wettbewerb für innovative Aufführungskonzepte ausgelobt. Die beste interdisziplinäre Performance-Idee für Gegenwartsmusik wird wiederum mit dem Köster-Preis ausgezeichnet – mit 30.000 Euro der höchstdotierteste Preis im Genre der Neuen Musik. Interessierte dürfen sich also schon jetzt auf neue unvergessliche Momente beim Realtime-Festival 2023 freuen...
>> Sponsoren & Partner: Die Veranstaltung wurde von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, der Waldemar Koch Stiftung, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, Klangpol, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und von Dr. Gerhard Köster unterstützt. Medienpartner waren Radio Bremen und der Weser Kurier. Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die beim Festival geholfen haben: bei der Programmplanung z.B. Jerzy Kornowicz und Tadeusz Wielecki, künstlerische Leiter des „Warschauer Herbstes“, sowie Mieczyslaw Kominek, Vorsitzender des polnischen Komponistenverbandes.
_VORSCHAU
realtime – internationales festival für neue musik bremen 2023
>> Mai 2023: Gastland: Frankreich | Motto: „Mensch, Musik, Maschine“?
>> Anfang 2022: internationaler Wettbewerb für innovative Aufführungskonzepte | Köster-Preis