"Die unabhängige Beschwerde- und Vermittlungsstelle trägt wesentlich dazu bei, die Rechte psychisch beeinträchtigter Menschen zu stärken und damit auch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern", so Erwin Jordan, Dezernent für soziale Infrastruktur der Region Hannover. "Mein großer Dank geht an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ombudsstelle, die diese nicht immer einfache Aufgabe mit hohem Engagement und Diskretion angehen."
Gegründet würde die Ombudsstelle Anfang 2005 als unabhängige Instanz mit Unterstützung der Region Hannover. Die Anregung dazu gab ein Jahr zuvor der Verein Psychiatrie-Erfahrener (VPE). Bereits im März 2005 gingen erste Eingaben bei der Ombudsstelle ein: So berichtet eine rechtliche Betreuerin über die Kündigung des Heimplatzes ihrer Betreuten, ohne dass für eine anschließende Perspektive gesorgt war. Zum anderen legte eine Betroffene Beschwerde gegen einen niedergelassenen Psychotherapeuten ein.
Über 250 Beschwerdefälle hat die Ombudsstelle in den vergangenen zehn Jahren verfolgt. Dabei ist immer das Ziel, den Betroffenen effektiv zu helfen und über die Vermittlung zwischen den Beteiligten die zukünftige Zusammenarbeit zu verbessern. Dazu nimmt die Ombudsstelle - sofern die Betroffenen eine Entbindung von der Schweigepflicht erteilt haben - Kontakt zu den Menschen oder Einrichtungen auf, gegen die sich die Beschwerden richten, holen Informationen ein, suchen das Gespräch und versuchen darauf hinzuwirken, dass Missstände abgestellt werden.
Rund 30 Anfragen erreicht die Ombudsstelle durchschnittlich im Jahr, 80 Prozent davon kommen von den Psychiatrie-Erfahrenen selbst. In den meisten Fällen fühlen sich die Betroffenen in psychiatrischen Kliniken nicht richtig behandelt, etwa weil ihnen gegen ihren Willen Psychopharmaka verabreicht oder sie während einer Behandlung fixiert wurden.
Ebenfalls ein häufiger Grund für Beschwerden: der Umgang mit rechtlichen Betreuerinnen und Betreuern. Die Ombudsstelle wird eingeschaltet, wenn beispielsweise bei lang andauernden Unterbringungen in geschlossenen Einrichtungen die Betreuerinnen und Betreuer zu spät oder gar nicht handeln, oder wenn sie Heimunterbringungen veranlassen, ohne die individuelle Vermögenssituation der psychisch erkrankten Menschen zu berücksichtigen. Außerdem setzt sich die Ombudsstelle immer wieder mit Beschwerden auseinander, die sich auf die Arbeit im Bereich des ambulanten Wohnens beziehen.
Die Mitglieder der Ombudsstelle arbeiten allesamt ehrenamtlich. Ein Mal monatlich tauschen sie sich untereinander aus und entwickeln gemeinsam die bestmöglichen Lösungswege. Zusammengesetzt ist die Ombudsstelle aus jeweils einer Vertreterin oder einem Vertreter des Vereins Psychiatrie-Erfahrener, der Arbeitsgemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker sowie von den sozialpsychiatrischen Beratungsstellen der Region Hannover. Außerdem gehören zwei Einwohnerinnen oder Einwohner der Region Hannover mit juristischem und sozialem Hintergrund zum Beraterteam. Die Geschäfte führt der Sozialpsychiatrische Dienst der Region Hannover, der auch die fachärztliche Beratung sicherstellt.
Betroffene oder Menschen, die ihnen nahestehen, können sich an die Ombudsstelle wenden. Erreichbar ist sie über die Geschäftsstelle des Sozialpsychiatrischen Verbundes (Tel. 0511-61644763), über den Verein Psychiatrie-Erfahrener (Tel. 0511-1318852) oder über die Arbeitsgemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker (Tel. 0511-622676).