Mit den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 wuchs der Druck auf die Juden in Ronnenberg. Zwischen 1937 und 1939 verließen alle 23 Juden fast lautlos und ohne Abschiedsbesuche bei nichtjüdischen Nachbarn ihren Heimatort, 20 von ihnen flohen nach Südamerika und in die USA. Drei kamen im Holocaust ums Leben.
Der hannoversche Historiker Claus Füllberg-Stolberg hat die Ronnenberger Großfamilie Seligmann als Beispiel für "die Vertreibung einer jüdischen mittelständischen Familie aus Deutschland unter Beachtung der Devisenstelle der Oberfinanzbehörden Hannover im Vertreibungsprozess" geschildert.
Im Auftrag der Stadt Ronnenberg hat nun der Journalist Peter Hertel, lange Zeit beim NDR-Hörfunk für die jüdischen Sendungen zuständig, die Verfemung und Aussonderung der Juden seiner Heimatstadt Ronnenberg recherchiert. In seinem Vortrag geht Hertel auch auf die Auswanderungspläne der Juden aus Ronnenberg ein - Fluchtgeschichten, die beispielsweise in die Gartenbauschule Ahlem oder auf die vielbeschriebene Odyssee der St. Louis führen. Der Überlebende Fritz Cohen, wohnhaft in den USA und inzwischen Ehrenbürger von Ronnenberg, urteilt heute: "Es gibt zwei Arten von Holocaust: die physische Ausmerzung der jüdischen Bürger und die psychische Verheerung, die angerichtet wurde."
Im Anschluss an den Vortrag von Peter Hertel wird die Ausstellung "Eingeprägt in unser Gedächtnis" zur Geschichte der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger von Ronnenberg eröffnet. Die Ausstellung ist bis Freitag, 22. November 2013, in der Galerie im Haus der Region Hannover, Hildesheimer Straße 18, in Hannover zu sehen. Öffnungszeiten: Mo.-Do. 8.00-17.00 Uhr, Fr. 8.00-16.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.