Rund 160 Interessierte waren der Einladung der AG Gender und Depression im Bündnis gegen Depression in der Region Hannover gefolgt. "Das ist ein schöner Erfolg und ein Beweis für die Relevanz dieses Themas", sagte Petra Mundt, Gleichstellungsbeauftragte der Region Hannover. "Es zeigt auch, dass es noch sehr viel Gesprächsbedarf zu Gender und Depression und das Bedürfnis des Austauschs gibt." Die Fachtagung sei der passende Rahmen, um voneinander zu lernen.
Ein Auslöser für Depressionen und Selbstmordgedanken bei jungen türkischen Frauen ist nach Beobachtung von Dr. Schouler-Ocak das Indentitätsproblem. "Sie fühlen sich weder der deutschen noch der türkischen Kultur richtig zugehörig." In vielen türkischen Familien bestehe zudem die Tendenz, Probleme in der Familie lösen zu wollen und nicht nach außen zu tragen." "Wenn die jungen Frauen mit niemandem sprechen und keine Hilfe erhalten, können derartige Konflikte zu scheinbar ausweglosen Situationen werden", beschreibt Dr. Schouler-Ocak. Umso wichtiger sei es, genau diese jungen Frauen mit speziellen Hilfsangeboten, die auf ihre sozialen und kulturellen Konflikte ausgelegt sind, zu erreichen.
"Wir beobachten, dass unsere klassischen Hilfsangebote verhältnismäßig selten von Menschen mit Migrationshintergrund angenommen werden", sagte Lothar Schlieckau vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Region Hannover. "Deshalb ist wichtig dass wir passgenaue Angebote entwickeln und uns gut vernetzen, um den Betroffenen helfen zu können." Ein konkreter Blick auf die Versorgungslandschaft in Niedersachsen war daher einer der Punkte während der Fachtagung.
"Das Thema Gender und Migration ist eine besondere Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen müssen", sagte Dr. Ute Sonntag von der Landesvereinigung für Gesundheit, die die Tagung am Mittwoch moderierte. Die Tagung spürte den unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen von Depressionen nach und informierte über die Verbreitung und Ursachen sowie verschiedener Hilfsangebote.
Die Expertinnen und Experten wollen weiter daran arbeiten, Angebote für Migrantinnen und Migranten zu stärken.