Bereits vor zehn Jahren, als die Hannover Region Grundstücksgesellschaft HRG mit der Erschließung des Gewerbegebietes begonnen hatte, wurden die ersten Spuren vor- und frühgeschichtlicher Siedlungen aufgedeckt. Jetzt, da für einzelne Grundstücke konkrete Bauabsichten vorliegen, werden die archäologischen Arbeiten dort noch einmal forciert. "Wir möchten so viel Informationen wie möglich über die Siedlungsgeschichte dieses Ortes sammeln, ehe neue Gebäude an dieser Stelle entstehen", sagt Ute Bartelt. Wenn die Spuren gesichert sind und die Archäologen das Feld geräumt haben, darf der Bagger ran.
"Wir sind uns der Bedeutung solcher Funde bewusst", sagt Dirk Felsmann, Geschäftsführer der HRG. "Natürlich möchten wir das Gelände vermarkten. Aber wir möchten in Zusammenarbeit mit unseren Partnern auch sicherstellen, dass die Zeugnisse aus der Vergangenheit nicht einfach verschwinden, ehe die Fachleute sie gesichtet haben." Eine gute Abstimmung mit der Region Hannover und den Archäologen sei deshalb wichtig. "Bisher hat das sehr gut geklappt", lobt Felsmann.
Auch Gehrdens Erste Stadträtin Christiane Kemnitz hebt die Bedeutung der Grabungen hervor. "Das, was hier freigelegt wird, ist ein Teil unserer Geschichte. Zu erfahren, wie die Menschen früher gelebt haben, ist hoch spannend. Und es spricht doch für den schönen Standort Gehrden, wenn hier schon vor 2000 Jahren Menschen gelebt haben", setzt sie augenzwinkernd hinzu.
Tatsächlich sind ähnliche Funde bislang nur von der Nordseeküste bekannt. "Im südlichen Niedersachsen ist das ein absolutes Novum", sagt Ute Bartelt. "Deshalb stellt diese Fundstelle auch so eine Besonderheit dar." Jede Menge Keramik der späten römischen Kaiserzeit haben die Archäologen in den vergangenen Wochen am Rand des Siedlungsbereichs geborgen. Aktuell sind sie dabei, Spuren mehrer Grubenhäuser und einer mutmaßlichen Vorratsgrube freizulegen. Wer Mauerreste erwartet, wird freilich enttäuscht. "Die gibt es in dieser Region frühestens ab dem frühen Mittelalter", sagt Ute Bartelt. Die Germanen bauten dagegen mit Holz. Dort, wo Gräben entlangliefen, Pfosten im Boden steckten oder Vorratsgruben angelegt waren, sind heute Bodenverfärbungen sichtbar.
Bis Ende Mai werden die Grabungen voraussichtlich andauern. "Mal sehen, was wir noch entdecken", sagt Ute Bartelt. "Eine Ausgrabung ist ein Prozess, das Bild kann sich immer wieder ändern."