Der so genannte "Auschwitz-Erlass" vom 16. Dezember 1942 bildete die Grundlage für den Völkermord an den Sinti und Roma. Der Erlass selbst ist nicht erhalten. Aus den Richtlinien und Ausführungsbestimmungen vom 29. Januar 1943 geht jedoch hervor, dass Sinti und Roma "familienweise in das Konzentrationslager (Zigeunerlager) Auschwitz" eingewiesen werden sollten.
Die Deportationen aus dem Deutschen Reich begannen Ende Februar 1943. Von den etwa 22.600 nach Auschwitz verschleppten Sinti und Roma aus elf europäischen Ländern starben mindestens 19.000. Das "Zigeunerlager" in Auschwitz-Birkenau wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 liquidiert. Zuvor waren Hunderte Sinti und Roma in andere Lager transportiert worden. Viele von ihnen kamen im Zuge von Räumungstransporten im Frühjahr 1945 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben.
Im Anschluss an den Vortrag von Katja Seybold geht es um das Schicksal von Wanda Pranden - ein Beispiel für das Ausmaß der Verfolgung von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Wanda Pranden, geboren 1923, wurde gemeinsam mit ihrer Familie im März 1943 von Hannover-Ahlem nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Frühsommer kam sie in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Dort wurde sie Anfang 1945 zwangssterilisiert. Am 15. April 1945 erlebte sie ihre Befreiung im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Die Historikerin Katja Seybold aus Hannover ist seit mehreren Jahren in der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Bergen-Belsen tätig und arbeitet seit 2009 in dem Projekt "Erinnerte Gemeinschaften. Zwangs- und Zufallsgemeinschaften des Konzentrationslagers und DP-Camps Bergen-Belsen vom Ende des Krieges bis in die 1970er Jahre" mit.